Mit dem Opener von "Anything Goes", "Boots On", geschrieben von ihm selbst gemeinsam mit Brandon Kinney, legt er gleich mal kräftig los: Ein flotter, strammer, deftiger Song mit Zutaten aus Country, Blues und Southern Rock. Vor allem aber zeigt der aus Lake, Mississippi stammende Sänger was er so drauf hat. Es ist: eine ganze Menge. Angeblich steht Randy Houser seit seinem 13. Lebensjahr auf der Bühne. Man glaubt es ihm gerne. Denn für einen Debütanten klingt der Mann erstaunlich routiniert, abgebrüht, souverän und virtuos in Timing und Phrasierung. Das gilt übrigens ausnahmslos für alle elf Titel von "Anything Goes". In deren Verlauf beweist er überdies eine bemerkenswerte stilistische Vielfalt. Von Southern Rock bis Jazz ist ihm keine Stilrichtung fremd.
Gefühlvolle Balladen auf "Anything Goes"
Vor allem versteht es der bullige Sänger, sein ganzes Volumen in gefühlvolle Balladen zu legen. Der von Brice Long und John Wayne Wiggins geschriebene Titeltrack "Anything Goes" ist dafür ein gutes Beispiel. Aber auch "Something Real", das Houser gemeinsam mit David Lee Murphy kunstvoll erfand. Auch wenn Produzent Mark Wright gerade bei den Balladen keinen Tränendrücker-Effekt auslässt - vollhändiges Piano, Streicher, dicht gewebter Klangteppich - gibt Randy Houser dennoch stets eine überzeugende Performance ab. Geschickt dosiert er seine Power oder spielt er virtuos - aber nicht inflationär! - mit der Kopfstimme. Alle Achtung, das ist aller Ehren wert! Gerade bei "Something Real" wird übrigens seine stimmliche Verwandtschaft mit Ronnie Dunn deutlich.
Ganz nach Brooks & Dunn klingt auch "Back to God", ein rockiger, um einen Tick zu bombastisch instrumentierter Country-Blues. Spartanischer im Arrangement, härter in der Umsetzung und mit einem exzellenten Slide-Gitarrensolo garniert, fällt seine ureigene Genre-Interpretation aus: "My Kind of Country", geschrieben von Randy Houser gemeinsam mit Dallas Davidson. Das daran anschließende "Strange", aus der Feder von Chuck Jones und Chuck Cannon ist tatsächlich etwas "strange"; der etwas zu sehr auf modern und hip und rockig geföhnte Song will nicht so recht zu dem bodenständigen Interpreten passen. Deshalb ist man auch froh, wenn mit "Lie" (wieder ist Randy Houser Co-Autor) akustische Gitarrentöne wieder eine andere Gangart einschlagen. Der in seiner unschuldigen Aura entfernt an Roy Orbison erinnernde Titel zeigt Randy Houser als launigen Geschichtenerzähler. Während er in "Paycheck Man" noch einmal das Southern Comfort süffelnde Rauhbein gibt, sorgt er mit "How Many Times" noch einmal für ein echtes Aha-Erlebnis: In der Jon Randall/Al Anderson-Komposition gibt er eine gelungene Kostprobe seiner nostalgisch-jazzigen Seite.
Fazit: Randy Houser - den Namen sollte man sich merken. Auf "Anything Goes" ein genauso bemerkenswerter Songwriter wie Sänger. Und dazu erstaunlich vielseitig. Klasse!
Label: Universal South (Universal) | VÖ: 2. Dezember 2008 |
01 | Boots On |
02 | Anything Goes |
03 | Wild Wild West |
04 | Back to God |
05 | Something Real |
06 | My Kind of Country |
07 | Strange |
08 | Lie |
09 | Paycheck Man |
10 | How Many Times |
11 | I'll Sleep |