Vorausschicken sollte man, dass dem Autoren die super-schön und aufwändig gestaltete "Deluxe Fan Edition" von der Sugarland CD "Love on the Inside" vorliegt. Das heißt: nicht nur mehr zu Gucken, auch zu Hören gibt es hier deutlich mehr. Statt zwölf Songs der Otto-Normal-Hörer-CD ist der echte Fan mit 17 Titel deutlich besser bedient. Zumal die fünf Draufgaben alles andere als Füllmaterial sind. Ganz im Gegenteil, doch dazu später mehr ...
Mit "All I Want To Do" geht das "Love on the Inside"-Album in etwa so los, wie man es nach dem in 2006 erschienenen (und höchst erfolgreichen) "Enjoy The Ride" erwarten durfte. Mit luftig-sonnigem Country-Pop. Leichte Kost, wie nicht nur der Refrain ("All I wanna do-oo-oo ... Is love You") verdeutlicht. Auch das nachfolgende "It Happens" erfüllt die Erwartungen von Sugarland-Fans: ein netter Mix aus Rock, Pop, ganz auf Mainstream-Radio gebürstet. Nichts wirklich Neues aus dem Sugarland? Könnte man voreilig glauben ...
Au der Sugarland CD Love on the Inside gibt es auch Überraschungen
Und würde damit ganz schön schief liegen. Denn die kesse blonde Sängerin Jennifer Nettles und Gitarrist Kristian Bush, die beide gemeinsam mit verschiedenen Co-Autoren auch für alle Songs verantwortlich sind, halten auf "Love on the Inside" einige Überraschungen bereit. Die erste heißt "We Run", Song Nummer drei. Ein, man kann es nicht anders sagen, hervorragender Folk-Rock-Titel mit wunderbaren Harmonieverbindungen und luftigen Arrangements. Das nachfolgende, gemeinsam mit Bill Anderson geschriebene "Joey" steuert zwar erneut mehr in Richtung Mainstream, besticht aber ebenso mit herrlichen Melodien.
Freilich gewähren Nettles und Bush so manch Großem des Genres ihre Reminiszenz: Bei den folkigen Tönen von "Genevieve" fühlt man sich an die frühen Byrds, beim triolisch-federnden Groove von "Already Gone" an leise Momente von Karla Bonoff erinnert. Es sind: Zitate, weiter nichts. Denn in Wirklichkeit hat die Band trotz des frühen Ausstiegs von Gründungsmitglied Kristen Hall ihren eigenen Sound gefunden. Wie der klingt, belegen eindrucksvoll das selbstbewusste "Take Me As I Am" und - noch stärker - das anschließende "What I'd Give": Druckvoller Country-Rock; Mainstream, aber mit Haken, Ösen und Kanten.
Martin Landau spielt auf Love on the Inside
Für letztere sorgt vor allem Gitarrist Michael Landau. Der L.A.-Studio-Veteran (von Celine Dion bis Madonna) sorgt in einigen Titeln für grandiose Momente. Am Ausgiebigsten beim erwähnten "What I'd Give". In vermutlich längsten Gitarrensolo der jüngeren Country-Geschichte darf er in gut zweieinhalb Minuten zeigen, was er alles drauf hat. Imposant!
Weitere Glanzlichter und bisweilen auch Überraschungen setzen: eine Ode an Kult-Songautor "Steve Earle", das in sich ruhende "Very Last Country Song" (bitte nicht!), das genauso temperamentvolle wie harmonisch ausgewogene "Fall Into Me" und das dem Beat der 60er Jahre geschuldete "Operation: Working Vacation" (mit einem fulminanten Finale).
Fazit: Sugarland wissen, was sie ihren Fans schulden. Aber auch, dass Stillstand einen Rückschritt bedeutet. Das Ergebnis auf "Love on the Inside" ist erstklassiger Mainstream Country-Pop-Rock mit so mancher Überraschung. Eine klarer Schritt nach vorne.
Label: Mercury Nashville (Harmonia Mundi) | VÖ: 17 .Oktober 2008 |
Titelliste
Links
01 | All I Want to Do | 07 | Already Gone |
02 | It Happens | 08 | Keep You |
03 | We Run | 09 | Take Me as I Am |
04 | Joey | 10 | What I'd Give |
05 | Love | 11 | Steve Earle |
06 | Genevieve | 12 | Very Last Country Song |
Bonustracks der Deluxe Fan Edition | |||
13 | Fall Into Me | 16 | Life In A Northern Town (Live) |
14 | Operation: Working Vacation | 17 | Come On Get Higher (Live) |
15 | Wishing |