Man nehme nur das weit hinten, auf Startplatz zehn versteckte, von Bruce "The Range" Hornsby geschriebene "Crown of Jewels": Ein harmonischer Leckerbissen, mit nostalgischem Charme, zeitgemäßem Drive, herrlichen Harmony-Vocals und virtuosen Glanzleistungen von Dody Kilby am Banjo und Andy Letwich an der Fiddle. Moderner, aber dennoch astreiner Bluegrass. Zumindest bis gegen Ende des Titels. Da setzt dann der bis dahin nur als Sänger in Erscheinung getretene Bruce Hornsby an, dem Song einen neuen Dreh zu geben: durch ein zunächst poppiges, im Outro dann zu einem jazzigen, bluesigen Piano-Solo. Banjo, Fiddle und Skaggs an Gitarre und Mandoline treten dann brav in den Hintergrund um den einstigen Rockstar (mit "The Range" landete er 1986 einen Evergreen) die Bühne zu überlassen. Ein Bravourstück an musikalischer Metamorphose. Und beileibe nicht das einzige des elf Titel starken, von Skaggs und Hornsby gemeinsam produzierten Albums.
Im Grunde ist kein einziger Titel missglückt, kein einziger Beitrag, der nicht höchste Ansprüche erfüllen würde. Man hört es der CD mit jedem Takt an, dass den beiden enorm talentierten und bereits gesetzten Herren, die gemeinsame Arbeit Spaß gemacht hat. Dabei wird klar, dass die Beiden trotz ihrer unterschiedlichen musikalischen Lager in ihrer beider Wellenlänge völlig synchron sind. Mehr noch: Bluegrass-Barde Skaggs profitiert vom frischen Pop-, Blues- und Jazz-Wind, den sein etwas jüngerer Kollege Hornsby am Piano und in seinen Kompositionen entfacht - und umgekehrt.
Obwohl Bruce Hornsby für knapp die Hälfte der Songs Pate stand, geht die erste gemeinsame Arbeit der beiden Musiker dennoch als lupenreines Bluegrass-Album durch. Das machen schon der Opener "The Dreaded Spoon" und das darauf folgende, gut gelaunte "Gulf of Mexico Fishing Boat Blues" deutlich. Im dritten Titel "Across The Rocky Mountain", eineSkaggs-Komposition, wird es etwas komplizierter: vertrackte Roots-Musik, angetrieben vom - ja, ja! - Earth, Wind and Fire-Schlagzeuger Sonny Emory. Auch das folgende "Mandolin Rain", erneut ein Hornsby-Song, zitiert indianische Roots und die Bluegrass-Anfänge in den Smokey Mountains. Stuart Duncan lässt hier wieder einmal begnadet seine Fiddle weinen.
Neben dem jazzigen Instrumental "Stubb", dem pfeilschnellen Hillbilly-Square-Dancer "Sheep Shell Corn" setzen zwei Fremdkompositionen die weiteren Glanzlichter: die harmonisch zu Seufzen schöne Bluegrass-Perle "Come On Out", geschrieben von Gordon Kennedy und Phil Madeira und - als skurriler Schlusspunkt - die auf Bluegrass getrimmte Funk-Hymne "Super Freak" von Rick James. Ein nölender John Anderson als Gastsänger macht hier hörbar gerne mit.
Fazit: Da treffen zwei musikalische Welten aufeinander - um sich eine neue Bluegrass-Welt zu erschließen. Nicht umsonst wurde die CD für die IBMA-Awards als"Aufnahme des Jahres" nominiert.
Label: Legacy/Columbia Nashville (Sony) | VÖ: 17. August 2007 |
Titelliste
Links
01 | The Dreaded Spoon | 07 | A Night On The Town |
02 | Gulf of Mexico Fishing Boat Blues | 08 | Sheep Shell Corn |
03 | Across The Rocky Mountains | 09 | Hills of Mexico |
04 | Mandolin Rain | 10 | Crown of Jewels |
05 | Stubb | 11 | Super Freak |
06 | Come On Out |