Raul Malos Schwäche für den Kitsch und Schmalz der frühen Tage war ja schon bei seiner Band The Mavericks unüberhör- und -sehbar. Bestes und gleichzeitig bekanntestes Beispiel: "Music For All Occasions", der Mavericks-Meilenstein aus dem Jahre 1995. Seitdem sind einige Jahre ins Land gezogen, seine Süße (Trisha Yearwood) hat sich in Garth Brooks verknallt und mit ihr hat sich - so klingt jedenfalls "After Hours" - seine kecke Ironie verflüchtigt. Nein, das hintergründige Augenzwinkern sucht man auf der nur mit sparsamen zehn Titeln ausgestatteten CD vergeblich. Doch: So schlimm ist das auch wieder nicht.
Denn immerhin darf man den 1965 in Miami geborene Sänger zu den ganz großen Stimmen der (Country-)Musik zählen. Ähnlich wie sein Swing-Kollege Michael Bublé verfügt Raul Malo über eine einschmeichelnde, unverkennbare und dazu hochgradig wandelbare Stimme. Ein Crooner von Gottes Gnaden und damit liegt er mit diesem Country-Swing-Konzept natürlich goldrichtig.
In den Liner-Notes der von Evan York, Jay Weaver und ihm selbst produzierten CD schreibt er: "Seit ich professionell Musik mache, wollte ich immer so ein Album machen." Und weiter: "Ich war immer der Meinung, dass man einen guten Song auf verschiedene Arten interpretieren kann", und dass das Genre Countrymusik schon immer für die schönsten Melodien und Texte gesorgt habe. Im Booklet berichtet er überdies, dass er ein Faible für die 50er und 60er Jahre habe - was unüberhörbar ist - und dass die CD bis auf eine Songausnahme komplett live aufgenommen wurde. Was man jetzt nicht gleich hören würde - was man aber durch die spontan und frisch klingende Instrumentierung erspüren kann.
Vor allem in den auf schnellen Swing getrimmten Songs wie "(Now And Then There's) A Fool Such As I" von William Trader, in Hank Williams-Interpretation von "Cold, Cold Heart" oder in der groovenden Version von Dwight Yoakams/Roger Millers "It Only Hurts Me When I Cry". Da geht die Post tüchtig ab - und zwar in Richtung Vergangenheit. Die Band-Arrangements würden einem Benny Goodman jederzeit zur Ehre gereichen, nicht nur wegen der staubig-nostalgisch knarzenden Klarinette von Jim Hoke. Was man da eigentlich nur vermisst, ist das sympathisch warme Knacken einer Vinyl-Schallplatte. Die CD ist für diese Musik jedenfalls das viel zu glatte, saubere Medium.
Auch, oder vor allem, für die vielen rührseligen Momente des Albums. Denn trotz so manchem flotten Swing, ist die CD weit eher für das gemeinsame Kuscheln auf dem Plüsch-Sofa, als für die Tanzfläche geeignet. Ganz wie ein Elvis auf "Are You Lonesome Tonight" zieht Raul Malo sämtliche Kitsch-Register: Unübertrefflich in Buck Owens Ode an das Tempo-Taschentuch "Crying Time", in "For The Good Times" aus der Feder von Kris Kristofferson und an "Husbands And Wives" von Roger Miller, das im Piano-Intro verdächtig an Engelbert Humperdincks "The Last Waltz" erinnert.
Fazit: Ein nostalgischer Trip in die swingende Country-Vergangenheit. Zum Weinen schön - und ein sicherer Tip für die Kuschel-Couch.
Label: New Door (Universal) | VÖ: 7. August 2007 |
Titelliste
Links
01 | Welcome to My World | 06 | Cold, Cold Heart |
02 | (Now and Then There's) A Fool Such as I | 07 | You Can Depend on Me |
03 | For the Good Times | 08 | Husbands and Wives |
04 | Pocket of a Clown | 09 | It Only Hurts Me When I Cry |
05 | Crying Time | 10 | Take These Chains from My Heart |