The Lennerockers - Far From The Charts

Ist auch nicht verwunderlich, denn The Lennerockers aus Hagen sind alte Hasen, was Rockabilly, Rock 'n' Roll und Country betrifft. Seit 1984 aktiv, haben sie weit über 1.000 Gigs auf dem Lederjacken-Buckel und mit "Far From The Charts" lege sie ihre mittlerweile zehnte CD vor. Ein respektabler Katalog. Vor allem wenn man bedenkt, dass hinter der Band weder Label noch Management stehen. Nein, The Lennerockers machen alles selbst: Von der Veröffentlichung der Tonträger auf ihrem eigenen Label Lenne Records, über das Booking bis hin zur Covergestaltung. Wenn der Begriff nicht von gehypten jugendlichen Gitarrenbands besetzt wäre, könnte man sagen, The Lennerockers sind die klassische Independent Band.

Und daher pfeifen sie auch auf die Charts, wie sie im programmatischen Titeltrack "Far From The Charts" erklären: "We're permanently far from the charts and hardly recieving awards, but we don't give a shit and we don't care, keep on rockin' everywhere". Haben sie auch nicht nötig, denn wer selbst zehn CDs, zwei DVDs stemmen kann und auch 2007 auf einen mehr als gutgefüllten Tourplan blickt, darf vor Selbstbewusstsein strotzen.

Die Musik und der Spaß daran stehen im Vordergrund - und das hört man der CD auch jeden Takt an: Ob beim flotten Rockabilly-Opener "Keep The Heat Up High" oder bei "Indigo Blue Denim Jeans", einer Liebeserklärung an das wichtigste Beinkleid für Cowboys und Rocker. Die Kompositionen sind allesamt Eigengewächse. Mit der Ausnahme von "Rough Around", aus der Feder von Travis Tritt, dem Springsteen der Countrymusic. Auch das eine Besonderheit, wo sich doch heutzutage Bands allzu gerne ausschließlich aufs Nachspielen verlegen. Doch nach so vielen Gigs, Übungsraum- und Studio-Sessions wissen die musikalischen Überzeugungstäter selbst gut genut, wie ein astreiner Rock 'n' 'Roll-Song zu klingen hat. Da macht es nicht wirklich viel, dass die Produktion ein wenig eindimensional geraten ist und auch die Stimmen oftmals etwas flach rüberkommen. Sei's drum, der Charme-Faktor ist dafür umso höher.

Traditionalisten im besten Sinne, doch geht es um Locations sind The Lennerockers durchaus für Experimente bereit: So kann die Band einen Eintrag im "Guinness-Buch der Rekorde" für das "höchste Konzert" für sich verbuchen. Bei einer Fanreise nach Mallorca spielten sie in über 11.000 Meter Flughöhe in einer eigens gecharterten Maschine. Aber auch für das tiefste Rock 'n' Roll-Konzert zeichnen The Lennerockers verantwortlich: So gaben sie eine Show sage uns schreibe 502 Meter unter Tage. In dem Erlebnis-Bergwerk Merkers bei Eisenach. Doch selbst hier haben sie kein Metal gespielt - und auch nicht zu genau auf die Kohle geschielt ...

Fazit: Grundsolide Rock 'n' Roll-Scheibe, die das Genre zwar nicht neu erfindet, doch dafür mit Witz, Charme und einer Portion Selbstironie punktet.