Ed Csupkay - Das Tier In Mir

CD Cover Ed Csupkay - Das Tier in mir
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Redaktionswertung Bewertung: 3 Sterne = OK
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Obwohl der aus der Bremer Vorstadt Blockdiek stammende Ed Csupkay mit "Das Tier in mir" sein erstes Werk vor legt, blickt Tschupkai, wie man den Herren ausspricht, bereits auf ein höchst bewegtes Rock 'n' Roll-Leben zurück. Mit allem drum und dran: Er mischte als Gitarrist und Geiger bei Folk- Country- und Punk-Bands mit; bei namenlosen Geheimtipps aber auch bei Insidergrößen wie der Psychobilly-Band "Rumble On The Beach. Der Sohn ungarischer Auswanderer machte dazu vielfältig Karriere als Türsteher, Barmann, Clubbetreiber, Rausschmeisser, Packer im Hafen und als Tourmanager von Brachial-Bands wie Motörhead, Anthrax und Monster Magnet. Eine rustikale Biografie, keine Frage. Um so mehr überraschen die Töne, mit denen er sich erstmals vor einigen Monaten auf einer Bühne präsentierte.

"Das Tier in mir" scheint Csupkay halbwegs unter Kontrolle zu haben. Von artiger Dressur ist es allerdings himmelweit entfernt. So zeichnen sich die zehn größtenteils gemeinsam mit Produzent Sven Regener entstandenen Titel als ungeschliffene, authentische, eindringliche und - trotz akustischen Arrangements - ungestüme Kraftbolzen aus. So geradlinig wie der Mann auf dem Cover durch sein imposantes Brillen-Kassenmodell blickt, so geht er auch seine Songs an: Schnörkellos reimt er über verzweifelte Liebe ("Kalter Wind"), unglückliche Liebe ("Loch in der Brust") - und wie mit damit umzugehen ist ("mach es dir einfach, trink langsam und viel" - aus "Einfach"). Er nölt über Frust und Wut ("Wenn wir endlich weiter gehen", "Worte im Zorn") gewährt rätselhafte Einblicke in sein Innenleben ("Das Tier in mir", "Kopf") und berichtet Erstaunliches über (Auto)Erotik ("Garagenliebe) und Heimatverbundenheit ("Holstein").

Wie der geneigte Leser schon erahnen kann, ist das nicht gerade der Stoff, der einem den Alltag fröhlicher zu gestalten vermag. Im Gegenteil: Die gemeinsam mit Musikern wie Malcolm Arison (Gitarre), Tex Morton (Lap Steel) und Richard Pappik (Percussion) in hemdsärmelige Blues- und Folk-Töne verpackten Innenansichten Csupkays wirken meist wie Nebel an einem Novembertag - sie rühren am Gemüt, zaubern Sorgenfalten auf die Stirn, lassen einen womöglich ins Grübeln kommen. Und jede Wette: wenn der robuste Sänger mit der brüchigen Stimme dies lesen sollte, wird er sich darüber freuen. Schließlich gibt es für einen Songschreiber ja kein größeres Lob, als dass seine in die Welt hinaus gespuckten Töne auf fruchtbaren Boden fallen und Wirkung beim Adressaten zeigen.

Sie tun es. Das kann man dem Solo-Neuling mit den Puszta-Roots nur bescheinigen. Die andere Frage ist, ob man sich dieser nur selten gebremsten Ladung "trübe Stimmung" freiwillig so gerne aussetzen möchte. Ich für meinen Teil nicht. Zumindest nicht jetzt, wo man sich doch so langsam auf den Frühling freut und man über jeden akustischen Sonnenstrahl froh ist. Doch wer weiß, vielleicht kommt Csupkays Zeit ja im Herbst ... da passen seine Songs jedenfalls hin. Zum Nebel, zum November ...

Fazit: Wie ein wiederbelebter Rio Reiser nach einem Fitness-Studio-Aufenthalt - Musik, die an die Nieren geht.

Label: Labels (EMI) VÖ: 26. Januar 2007

  • Titelliste

  • Links

01 Hinten Geht's Bergan 06 Garagenliebe
02 Loch In Der Brust 07 Das Tier In Mir
03 Einfach 08 Wenn Wir Endlich Weitergehen
04 Kopf 09 Worte Im Zorn
05 Kalter Wind 10 Holstein


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