Mit 58 Jahren veröffentlicht der Schauspieler und Sänger Charles Esten sein Debüt-Album "Love Ain't Pretty"
Eine für ihn typische Aussage. Denn Charles Esten ist ein positiver, entspannter Typ (und dazu eine höchst angenehmer Interviewpartner), der das Leben locker nimmt - und auch locker nehmen kann. Schließlich heißt es ja immer, dass Erfolg gelassen macht. Und Erfolg hat der Mann aus Pittsburgh, keine Frage. Nachdem er von 2012 bis 2018 in der Top-Serie "Nashville" hochgradig überzeugend den so talentierten wie sensiblen Musiker Deacon gab, ging es für ihn mit dem nächsten Quoten-Hit weiter: Seit 2020 übernimmt er eine tragende Rolle in der Netflix-Serie "Outer Banks".
Charles Esten: das Debüt-Album "lieber spät als nie"
Finanziell hat der Vater von drei Töchtern seine Schäfchen im Trockenen, so viel dürfte feststehen. Musik macht er trotzdem. Das sagt einiges. Denn das bedeutet, dass er seine Singer/Songwriter-Karriere nur aus einem Grund macht - aus Liebe zur Musik. "Ich habe mein ganzes Leben lang schon Musik gemacht, sie war immer da", sagte er uns, "doch jetzt hatte ich die Möglichkeit ein Album mit guten Leuten aufzunehmen. Ein Traum geht damit für mich in Erfüllung."
Man glaubt es ihm gerne. Denn sobald die Sprache auf "Love Ain't Pretty", sein 14 Titel umfassendes Erstlingswerk, zu sprechen kommt, leuchten seine Augen und da sprudelt es nur so aus ihm heraus. Pure Begeisterung ist da zu spüren. Aber auch zu hören. Denn Charles Esten legt in die 14 Songs, die er alle mitkomponiert hat, alles was er hat hinein: seine Emotionen, seine Power, seine Hingabe für Country, Rock und Pop. Vielleicht müsste die Genre-Aufzählung aber glatt umgekehrt laufen, denn: so übertrieben viel Country bietet Esten auf seinem Debüt nicht an. Erstaunlicherweise. Beim ersten Hördurchgang macht sich deshalb etwas Enttäuschung breit - die sich aber in Luft auflöst, hört man die 14 Songs mehrere Male.
Dann lernt man so manchen Titel zu schätzen und vielleicht sogar zu lieben. Beispielsweise "A Little Right Now", das er gemeinsam mit Jacob Lyda und Brian Maher schrieb. In der rockigen, mit Orgel und Slide-Gitarre ausgestatteten Country-Ballade legt Esten so viel Gefühl und Wucht in seine Stimmbänder, dass man glatt an "Boss" Bruce Springsteen denken muss. Und das nicht zum einzigen Male auf diesem Album. Auch bei dem ultraflotten und beherzt rockenden Duett mit Co-Autor Eric Paslay "Down The Road" und dem gemäßigten Heartland-Rocker "In A Bar Somewhere" drängt sich der Vergleich mit dem Boss auf.
"Love Ain't Pretty": 14 Songs, 14 Facetten des Künstlers
Neben strammen (Country)Rock schlägt der gereifte Rookie aber auch andere Töne an. Opulente, schon mal auch bombastische, mit raumgreifenden Klavier-Akkorden und reichlich Pathos zwischen den Noten. In diesen XL-Arrangements erinnert Charles Esten glatt an die operettenhaften Hits von Meat Loaf - beispielsweise bei der Ballade "One Good Move" oder bei der von Jon Nite mitkomponierten Power-Ballade "Somewhere in the Sunshine".
Als Gegenpol zu diesen getragenen Tracks stehen muntere Titel wie "Willing to Try" (geschrieben gemeinsam mit Gary Burr), "Maybe I'm Alright" (mit Leslie Satcher geschrieben) und das wundervolle "Back in my Life Again", das er mit Bryan Todd und dem grandiosen Marcus Hummon schrieb. Ein weiteres Glanzlicht der CD setzt "Make You Happy". Den Titel darf man durchaus als Versprechen nehmen, denn die Esten-Gary Burr-Jon D'Agostino-Komposition erweist sich als klingender Glücks-Keks. Als einziger Ausrutscher im Song-Setup lässt sich lediglich "When Love Ain't Love" ausmachen. Das keyboard- und synthesizer-lastige Arrangement der Esten-Jeffrey East-Komposition macht aus den eigentlich hübschen Harmonien und Melodien eine simple Pop-Ballade.
Fazit: Schauspieler Charles Esten ("Nashville") überzeugt bei seinem Debüt-Album "Love Ain't Pretty" auch als Sänger - und rockt gelegentlich im Stile von Bruce Springsteen und Meat Loaf.