Kylie Morgan - Making It Up as I Go

CD Cover: Kylie Morgan - Making It Up as I Go

Das Debüt-Album "Making It Up as I Go" von Kylie Morgan überzeugt mit erstklassigem Songwriting und makellosem Vortrag

Es gibt diese Talente. Diese Menschen, die schon in frühen Lebensjahren genau wissen, was sie wollen und welchen Weg sie einschlagen müssen. Kein langes Herumexperimentieren, sondern machen. Das alles dürfte auch für Kylie Morgan aus Newcastle, Oklahoma, gelten. Immerhin, so heißt es, hat sie ihre ersten Songs bereits im zarten Alter von zwölf Jahren geschrieben. Wer sich selbst schon mal am Songschreiben versucht und das längere Zeit betrieben hat, weiß: es ist ein Handwerk, bei dem die Erfahrung eine große Rolle spielt.

So früh damit zu beginnen, wie Kylie Morgan ist deshalb ein Vorteil - und lässt deshalb auch gute Qualität in dieser Disziplin erwarten. Oder etwa nicht?

Doch, doch. Bereits mit 16 Jahren wurde sie von der mächtigen Country Music Association als "Who New to Watch" auserkoren. Was lag da für sie näher, als regelmäßig in Nashville vorstellig zu werden? Hier, in der Music City USA bekamen ihr kreatives Talent und ihr Gesangsvortrag den letzten Schliff. Vor allem, als sie mit 19 beschloss, vollständig nach Nashville überzusiedeln. Eine weise Entscheidung. Denn schon bald wurde das SMACKSongs-Team auf das junge Talent aus Oklahoma aufmerksam. Das von den Grammy-Gewinnern Shane McAnally und Josh Osborne geleitete Unternehmen nahm Kylie Morgan sofort unter ihre Fittiche, um den weiteren Karriereweg zu ebnen.

Gelungenes Debüt: "Making It Up as I Go"

Bei diesem Tempo ist es klar, dass ihr Debüt-Album nicht lange auf sich warten lässt. "Making It Up as I Go" heißt das zwölf Songs starke Album, auf dem auch ihre erfolgreiche erste Single "If He Wanted to He Would" vertreten ist. Der hübsche Country-Pop-Song war für Kylie Morgan so etwas wie ein Türöffner. Er mag - oberflächlich betrachtet - wie unzählige andere moderne Country-Songs klingen. Doch es schwingt noch etwas anderes mit. Etwas Eigenes, nicht so leicht Fassbares, vielleicht etwas Mystisch-Verträumtes oder Stevie-Nicks-haftes. Es ist: diese Stimme. Sie klingt einerseits wie eine junge Frau, hoch und klar - und dabei gleichzeitig etwas rau, mit Country-Twang und dazu etwas frivol.

Dieser Eindruck stellt sich schon im Opener "Making It Up as I Go" ein. Der Track, den sie gemeinsam mit KK Johnson (der auch das Album produzierte) und Jordan Minton schrieb, bietet astreinen Country-Pop und zielt auf eine junge Hörerschaft ab - was auch für die beiden nachfolgenden Titel, das balladeske, mit hübschen Folk-Motiven verzierte "Class Rings" und das fröhliche "Country Girl" gilt. Ihre Zielgruppe soll dennoch eine größere sein, wie sie in einem Interview bekannte: "Das Album ist für In-Betweeners, für Menschen, die zwar so tun, als ob sie alles schon im Griff hätten, die aber noch dabei sind, herauszufinden, wohin sie wollen und wer sie wirklich sind." Klingt etwas philosophisch, dabei meint sie: "Ob das jetzt ein Kind ist, das sich wie ein Teenager fühlt, ein Teenager, der sich wie ein Erwachsener fühlt, oder ein Erwachsener, der sich wie ein Kind fühlt." "Making It Up as I Go" soll, geht es nach der jungen Künstlerin, der Soundtrack für diese Lebensreisen sein.

Sie hat auch etwas von Stevie Nicks: Kylie Morgan

Und es bietet für diesen Trip beileibe kein schlechtes Musikprogramm. Ein Set, das emotionale Höhenflüge, aber auch Zweifel und Melancholie bereithält. Selbst in den eher konventionellen Country-Pop-Songs erlaubt sich Kylie Morgan inhaltlichen Tiefgang. Nehmen wir nur mal "Sugar Daddy", das sich kritisch mit jener Spezies von älteren Herren auseinandersetzt, die es auf junge Mädchen abgesehen haben. Oder das wehmütig angelegte "Ladies First" oder die wunderbare Ballade "Happy Ever After Me", das großes Gefühlkino mit wahrhaftigen Zeilen zusammenbringt. Ein Highlight des Albums - und von ihr im Alleingang geschrieben. Das heißt etwas. Schließlich haben bei Tracks wie "Bad Girlfriend" Jarrod Ingram und Blake Hubbard und bei "A Few Hearts Ago" (toller Titel!) Cracks wie Casey Brown und James McNair mitgewirkt.

"Quarter Life Crisis" (wieder sehr originelles Wortspiel) entstammt dagegen wieder ausschließlich aus ihrer Feder - und überzeugt als nachdenklicher, akustischer Country-Folk. Genau diese Momente sind es, die Kylie Morgan von vielen anderen jungen Country-Sternchen unterscheidet. Sie ist ganz und gar mit den Roots des Genres vertraut, sie kann Pop und Country-Pop, aber sie besteht auch in einem Arrangement ohne Studio-Gimmicks. Mit dem so eindringlichen wie leisen "Don't Stay Gone Too Long" und dem lyrischen "Old Me" beendet die Newcomerin ihr erstes Album. Man muss kein Hellseher sein, um der Singer/Songwriterin einen großen Erfolg zu prophezeien.

Fazit: Ein neues Talent: Kylie Morgan präsentiert mit "Making It Up as I Go" ein so mehrheitsfähiges wie tiefgehendes Debüt-Album - Country-Pop mit Ecken und Kanten.

Label: EMI Nashville (Universal) VÖ: 13. Oktober 2023
Disk 1
01 Making It Up as I Go
02 Class Rings
03 Country Girl
04 Sugar Daddy
05 Ladies First
06 Happy Ever After Me
07 Bad Girlfriend
08 A Few Hearts Ago
09 Quarter Life Crisis
10 If He Wanted to He Would
11 Don't Stay Gone Too Long
12 Old Me
vgw
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