Ned LeDoux - Buckskin

CD Cover: Ned LeDoux - Buckskin

Mit "Buckskin" veröffentlicht Ned LeDoux sein drittes Album

Die Messlatte hing und hängt bei ihm hoch. Da kann man nichts machen. Schließlich ist Ned LeDoux Sohn von Country-Star und Ex-Rodeo-Weltmeister Chris LeDoux - und damit hat der heute 44-jährige harte Konkurrenz im eigenen Haus. Nicht selten scheitern Söhne oder Töchter von Stars grandios. Sie halten dem Druck - und sei es nur die selbst auferlegte Erwartungshaltung - nicht Stand, sie kapitulieren, geben auf, reüssieren in anderen Bereichen. Eine verständliche Reaktion, das allemal. Offenbar aber keine Option für Ned LeDoux.

Er will es wissen. Während wir in der Kritik seines letzten Albums noch "Luft nach oben" diagnostizierten und eher bescheidene drei Punkte gaben, macht er mit "Buckskin" jetzt einen großen Schritt nach vorne. Wie es scheint, hat der aus Wyoming stammende Sänger und Songschreiber jetzt endgültig seinen Sound, sein Terrain gefunden: im ziemlich klassischen Country-Rock alter Schule. Unspektakulär, aber erdig, glaubwürdig und jederzeit gut gemacht. Respekt!

Mit "Buckskin" will es Ned LeDoux wissen

Dass Ned LeDoux in die Fußstapfen seines Grammy-nominierten Vaters Chris LeDoux treten würde, war beschlossene Sache. Zunächst spielte er einige Jahre in Daddy's Tourband ("Western Underground") Schlagzeug, 2015 begann er mit den Aufnahmen von selbstgeschriebenen Songs. Die EP "Forever a Cowboy" setzte 2016 eine erste Duftmarke, "Sagebrush" landete als erstes komplettes Album immerhin auf Platz 38 der US Country-Charts, mit dem 2019 erschienenen "Next In Line" präsentierte er authentische Country-Storys. Das gilt umso mehr für sein neues, von Mac McAnally produziertes Werk "Buckskin" (Wildleder), auf dem sich in so gut wie jedem der zwölf Titel alles um Cowboys, Pferde und Rodeos dreht. Country-Stoff der super-traditionellen Art also.

Aber wen wundert es? Als Sohn des singenden Rodeo-Weltmeisters, aufgewachsen auf eine Farm in Kaycee, Wyoming, hat er genau das Leben gelebt, von dem er auch auf "Buckskin" singt: "Ich bin stolz darauf, die Tradition fortzuführen, und viele Songs, die ich schreibe, haben einen Bezug zu den Liedern, die mein Vater geschrieben und aufgenommen hat, weil ich das gleiche Leben gelebt habe", sagt er und ergänzt: "Ich denke immer an die Zeit zurück, als ich auf der Ranch arbeitete und mit meinem Opa abhing, der mir beibrachte, wie man einen Traktor fährt, Kühe hütet und alles, was mit Ranch-Arbeit zusammenhängt, aber die Musik war trotzdem immer mein Traum."

So wie es aussieht, lebt er diesen Traum mehr und mehr. Er verwirklicht ihn zusehends. Auf "Buckskin" deutet er überdies erstmals so etwas wie einen eigenen Sound an. Den Ned LeDoux-Sound, der sich durchaus vom übergroßen Klang seines berühmten Vaters unterscheidet. Ned klingt im familiären Vergleich etwas lässiger, lockerer und auch moderner als sein Dad. Er rockt natürlich auch um einen Tick mehr und er lässt - wie beim sehr gelungenen Opener "The Mountain" - etwas düstere, mystische Elemente in sein durch und durch Roots-gefärbtes Klangbild einfließen. Eine überzeuge, gewinnende Kombination!

"Buckskin" - Country-Songs vom Farm- und Rodeo-Leben

Nach dem getragenen Auftakt schaltet Chris LeDoux im nachfolgenden "Open Road" um zwei Gänge hoch: ein flotter, grundsolider Country-Rocker mit exzellent ins Ohr gehender Refrain-Melodie. Nach dem ruhigen "Only Need One" und dem schwungvollen, bluesigen, mit Bo Diddley-Groove ausgestatteten "Hey Hey" beschreibt er in den nächsten Songs von "Buckskin" sein Leben und das seines Vaters. Jeder Track thematisiert es - mit musikalisch schon mal unterschiedlichen Ausdrucksmitteln. Während er in temperamentvollen, ganz an George Strait erinnernden "This Ain´t My First Rodeo" im Texas-Swing-Genre eine gute Figur abgibt, serviert er mit dem humorvollen "Cards In San Antonio" schon fast eine Revue-Nummer. Romantisch-schwelgerisch fällt das elegische, von seinem Vater geschriebene "He Rides The Wild Horses" aus und bei "Rodeo Dreams" geht es flott im Zwei-Viertel-Takt zur Sache.

Die letzten zwei Songs sind den Cowboys gewidmet: "Cowboy Is His Name" kann als harmonisch gefälliger, an die Eagles erinnernder Folk-Rock überzeugen. Textlich bietet Chris LeDoux hier ziemlich genau die Verhaltensweisen und Charakterzüge, die man als (Feierabend)Cowboy mitbringen sollte. Wer diese Tipps beherzigt wird vielleicht so jemand wie der "Damn Good Cowboy", mit dem er sein drittes Album beendet. Und der Titeltrack? Ein nur eindreiviertelminuten langes Hörspiel mit gesprochenem Text. Mehr Gedicht als Song. Nicht jedem würde so ein kleiner Wild-West-Vortrag gut zu Gesicht stehen - Chris LeDoux aber allemal.

Fazit: Mit "Buckskin" macht Ned LeDoux einen großen Schritt nach vorne: er hat seinen Sound gefunden - und seine Stories vom Farm-, -Rodeo- und Cowboy-Leben sind authentisch und nicht selten biografisch.

Label: Powder River / Thirty Tigers (Membran) VÖ: 11. März 2022
01 The Mountain
02 Open Road
03 Only Need One
04 Hey Hey
05 This Ain't my First Rodeo
06 Upside of the Ground
07 Cards in San Antone
08 The Buckskin
09 He Rides the Wild Horses
10 Rodeo Dreams
11 Cowboy is His Name
12 Damn Good Cowboy
vgw
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