Das Lied erinnert von der Intensität her stark an "Paint Me A Birmingham" (2003), in der sich der Sänger in der Zeitlinie zurück bewegt, als die Frau noch sein war und der Zuhörer mit ihm zusammen, am Gegenwartspunkt angekommen, derart das Leid fühlen kann, dass alles darauf ausgerichtet ist, es zu lindern. Ob durch das Malen eines Bildes oder durch eine Lüge, die den Schmerz erträglich macht. Kaum ein Künstler markiert diesen Punkt so intensiv wie Tracy Lawrence, der diese Erfahrung einfach glaubhaft darstellt.
Dies sollte ihm nun auch im Video gelingen, hätten ihm nur bessere Berater zur Seite gestanden, die ihm eine vielleicht nicht ganz so jugendliche Partnerin und ebensolchen Nebenbuhler angepasst hätten. Die banale Story, in der die grad mal 30-jährige Blondine ihren Mitte 40-jährigen Lover mit dessen jüngeren Freund (gespielt von Michael Roark aus "Mein Freund, der Delfin") betrügt und der Gehörnte dann ganz schrecklich leidet, wird dem eigentlichen Inhalt des Liedes in keiner Weise gerecht. Hier hätte man wirklich mehr daraus machen können. Der Text hätte weitaus mehr hergegeben, das dem Darsteller eine Vielfalt von Verhaltensalternativen aufzeigen hätte können. So aber hat Regisseur Stokes Neilson lediglich das Klischee bedient, indem er das ganze modern nashvillehaft verpackt hat.
Lässt man jedoch die Sequenzen mit dem nicht mal wirklich gut aussehenden Pärchen weg, erlebt man einen Tracy Lawrence, der noch immer in unglaublicher Weise die innere Zerrissenheit darstellt, unbewältigte Konflikte in Worte fasst und unüberwundene Lebensabschnitte besingt und spürbar macht. Dieser Künstler steht über den Dingen. Er hat mit dem aktuellen Album gezeigt, dass auch ein Mann jenseits der 40 mit Selbstachtung moderne Musik machen kann, ohne dabei seine Persönlichkeit aufzugeben. Tracy Lawrence ist und bleibt definitiv einer der wertvollsten Sänger der Country Music unserer Zeit.