Charlie Worsham: Zehn Jahre, drei Alben und ein Award
Auf der Habenseite von Charlie Worsham stehen nach rund zehn Jahren drei Alben bei Warner Bros. Nashville. 2013 kam "Rubberband" auf den Markt, 2017 folgte das Album "Beginning of Things" und 2021 veröffentlichte Worsham die EP "Sugarcane". Der Erfolg ist als mäßig zu bezeichnen. "Rubberband" landete ordentlich auf dem 12. Platz der Billboard Country Album Charts Charts und auf Rang 64. der Billboard Top 200, "Beginning of Things" schaffte es in keine der beiden Bestenlisten. Dennoch schlugen die Herzen 2021 in Nashville erneut hoch, als Worsham mit "Sugarcane" seine musikalische Entwicklung offenlegte. Trotz begeisterter Kritiken und stets positiven Worten zu seiner grenzenlosen Kreativität, seinem ehrlichen Songschreiben und geschickten Spielen der Instrumente, blieb der kommerzielle Erfolg aus.
Seinen ersten großen Preis im Musik-Geschäft gewann der Musiker im Mai 2022. Während den ACM-Awards im Ryman Auditorium in Nashville musste ein sichtlich gerührter Worsham mit den Tränen kämpfen als ihm der Award "Acoustic Guitar Player of the Year" überreicht wurde. Die Ehre wurde ihm eher aufgrund seiner unterstützenden Arbeit bei Aufnahmen von Dierks Bentley, Eric Church und Carie Underwood zuteil. Dass es nicht um ihn im Rampenlicht geht, stört ihn dabei kein bisschen. Unweigerlich kamen Gedanken an seine frühe Zeit in Nashville auf, als er mit John Osborne, heute eine Hälfte der "Brothers Osborne", Teil der Band "KingBilly" war. "Wir lebten einen Block von Music Row entfernt und ich träumte davon, welches Gebäude ich in dem Viertel einmal besitzen würde und wo ich meine goldenen Platten an die Wand hängen würde. Ich übte schon meine Dankesreden im Kopf. Nach einigen paar Jahren trennten wir uns, ich suchte nach einem Neustart und die Gedanken an große Preise wechselten eher in Richtung, 'Mann, ich weiß nicht, ob ich jemals einen dieser Awards gewinnen werde'." Nach 16 Jahren steht Charlie Worsham nun auf einer großen Bühne mit einem dieser großen Awards in der Hand. "Dieser Moment ist so viel süßer, als ich ihn mir je hätte vorstellen können", so Worsham.
Einfach war der Weg zum Erfolg für den in Grenanda, Mississippi, geborenen Multi-Instrumentalist nicht. "Er ist einer dieser Jungs, auf den jeder gezählt hat", so Produzent Jon Randall, "Dass er für seine Arbeit diese Ehre erhält, ist klasse." Schon in seiner Kindheit, in einem kleinen Ort in Mississippi, ergab sich eine Verbindung zu Musik. Zwischen Clarksdale, Tupelo und Meridian bekamt Charlie Worsham verschiedene Eindrücke von Robert Johnson, Sam Cooke über Elvis Presley bis Jimmie Rodgers und sein Talent wurde bereits früh erkannt. Sein Vater, ein Bänker, der an Wochenenden in kleinen Clubs spielte, bot seinem Sohn früh Raum zur Entfaltung. Charlies Mutter war Lehrerin, auch sie setzte sich für die musikalische Ausbildung des Sohnes ein. Jeden Mittwoch fuhr sie ihn 75 Minuten nach Starkville, korrigierte in einem Nebenraum Schularbeiten, während Charlie von Larry Wallace Unterricht am Banjo bekam. Die ersten Erfolge ließen bei diesem frühen Engagement nicht auf sich warten, Worsham gewann nationale Banjo-Wettbewerbe und seine Zukunft als Musiker schien sicher. "Bis ich in Nashville offiziell meinen Hut in den Ring warf, erlebte ich die Musik immer so: Je härter ich arbeite, desto mehr Erfolg würde kommen und gleichermaßen desto mehr Ergebnisse würde ich erhalten", so Worsham. "Da ist eine Art Verhältnis, dem du vertrauen kannst. So funktioniert die Welt aber nicht."
"KingBilly" schlug in Nashville als Band durchaus Wellen und auch kurz nach der Trennung unterschrieb Worsham seinen Solo-Vertrag bei Warner Bros. Records Nashville. Seine Musik besticht durch seine überzeugende Stimme vom "Typen von nebenan" zu melodischen Klängen, wodurch eine Bandbreite von Stilen abgedeckt wird, gepaart mit passenden lyrischen Wendungen gegen die Skurrilitäten des Lebenszyklus. Wenn auch stets gelobt und gefeiert, seine Arbeit erfüllte nie die kommerziellen Erwartungen. "Ich denke, das waren Erlebnisse, die ich einfach erleben musste", kann Worsham heute sagen. Warner glaubte an ihn und auch aktuell ist er an seinem nächsten Projekt mit Jaren Johnston, Frontman der "The Cadillac Three", dran. Hinter Don Henley oder Vince Gill spielte er Gitarre. Erlebnisse von denen der Musiker heute noch sprachlos ist. "Du steigst danach in dein Auto und fährst Richtung zuhause und plötzlich denkst du: 'Moment, ich habe grade in Vince Gills Haus mit einem Eagle und Robben Ford Musik gemacht' - ist das wirklich gerade passiert?" Die jetzige Ehrung zum ACM "Acoustiv Guitar Player of the Year" ist wahrscheinlich nur der erste Schritt in der Entwicklung von Worsham. "Alle Menschen in meinem Umfeld hatten komplizierte Reisen in ihren Leben. Ich erlebe das als Geschenk, im dreifache Sinne. 1.: Ich kann dabei mehr und mehr Musik machen. 2.: Hätte ich direkt großen Erfolg gehabt, hätte ich viele dieser Erfahrungen nie gemacht. 3.: Wäre die Künstlersache direkt durch die Decke gegangen, hätte ich nie die Gelegenheit gehabt, über diese Jahre diesen Teil an Weisheit zu erlangen. Dafür bin ich einfach dankbar."