Bühne statt Büro - Interview mit Mark Bender

Mark Bender; Foto: AGR Television Records

Der 1959 in Neumarkt in der Oberpfalz/Bayern geborene Sänger, Musiker, Komponist, Produzent und Textdichter hat sich 1994 zu einer Musik-Karriere entschlossen - und auf eine Karriere bei einem Pharma-Unternehmen verzichtet. Heute, 13 Jahre später, bereut er diese Weichenstellung seines Lebens keineswegs. Das wird auch in seinen oft autobiografischen Songs seiner neuen CD "Ein Haus am Meer" deutlich. Das Album weist ihn als einen der wenigen deutschen Country-Acts mit klassischen Singer/Songwriting-Tugenden aus. Ähnlich wie amerikanische Countrymusikerà la Mark Chesnutt oder Lyle Lovett gelingt es ihm, in den zwei-, dreiminütigen Songs richtige Geschichten zu erzählen. Dabei schafft er es auch, ohne tausendfach gehörte Plattitüden und ohne grob gedrechselte Reime auszukommen. Um sich von anderen deutschsprachigen Country-Acts abzuheben, hat sich der pfiffige Bayer gleich auch noch ein eigenes Genre ausgeguckt: "New German Country" nennt er den Bender-Sound. Grund genug für CountryMusicNews.de, um nachzufragen.

CountryMusicNews.de: Siehst du dich als Singer und Songwriter? Und wie würdest du deine Musik beschreiben?
Mark Bender: Ich sage immer zwei Begriffe dazu: Der erste ist Singer/Songwriter. Wobei ich da ein bisschen die Gefahr sehe, dass das zu sehr in Richtung Reinhard Mey, nur Balladen und ruhige Titel, geht. Deswegen verwende ich immer noch gerne den Begriff "New German Country". Das ist es, was ich eigentlich mache. Ich mache das, was die Amis mit ihrem "New Country" machen: die Vermischung von Pop, Rock und Country. Der Unterschied ist nur, dass ich in deutscher Sprache singe. Deswegen sage ich auch "New German Country".

CountryMusicNews.de: Ist der Begriff von dir?
Mark Bender: Ja, der ist von mir. Leider kommt der Begriff bei den Leuten gar nicht so gut an. Und wenn man den Leuten dann sagt, dass man Country in Deutsch macht, ist man gleich so in der Ecke von Schlagercountry und Truckersongklischees. Für mich ist das einfach nur so ein Folgebegriff von "New Country".

CountryMusicNews.de: Wen würdest du in Deutschland denn noch im "New German Country" sehen?
Mark Bender: Ich glaub, da bin ich allein in der Nische. Ich wüsste niemanden.

CountryMusicNews.de: Eine Nische nur für dich, ist doch schön.
Mark Bender: Ja, das ist aber auch das Problem dabei, dass man zwischen den Schubladen sitzt.

CountryMusicNews.de: Hast du das Gefühl?
Mark Bender: Ja, schon. Das ist bei den Medien so und natürlich bei den Radiosendern. Was ich mache, ist kein typischer Schlager und für Countryfans ist es kein typischer Country. Es ist ein Crossover. Und alles, was Crossover ist, hat natürlich das Problem, in eine Schublade gedrängt zu werden. Früher hat mir das was ausgemacht. Mittlerweile stört es mich nicht mehr, weil festgestellt habe, dass egal ob ich was ändere, immer ein Gegenargument kommen wird. Mittlerweile hab ich das umgedreht. Ich mache jetzt das, was ich machen möchte. Und wenn dem einen nicht der Titel gefällt, dann vielleicht ein anderer. Ich merke, dass ich damit besser fahre, weil die Leute eben auch unterschiedliche Geschmäcker haben. Man kann sich in die Leute nicht hineinversetzen. Und wenn es heißt, dass eine bestimmte Nummer nie im Radio stattfinden kann, dann sage ich eben: "Okay, dann findet es eben woanders statt. Dann wird es auf einem Line-Dance-Abend gespielt.´

CountryMusicNews.de: Um noch mal auf den "New German Country" zurückzukommen: Was ist mit Tom Astor oder Truck Stop? Würdest du dich eher bei denen sehen oder ist es mehr dieses Singer/Songwriter-Element, was den Unterschied macht?
Mark Bender: Ich glaube, dass es die Kombination ist. Dass es auf der einen Seite das Singer/Songwriter-Element ist und auf der anderen Seite auch der Sound mit den rockigen Elementen. Ich habe also wesentlich mehr eine Country-Pop-Rock-Mischung als Tom Astorund die anderen. Ich denke, dass es bei denen einfach wesentlich angepasster ist. Bei mir klingen eben schon mal die fetzigen Gitarren durch, die bei denen nicht so erscheinen würden.

CountryMusicNews.de: Wer sind im Singer/Songwriter-Bereich deine Vorbilder?
Mark Bender: Mein Vorbild ist Mark Knopfler. Und früher natürlich Elvis, wobei das nicht mein Songwriting beeinflusst hat. Im Country-Bereich: Mark Chesnuttund Tracy Lawrence, wobei das bei Tracy Lawrenceauch sehr titelabhängig ist. Ein Sänger, wo mir eigentlich fast alles gefällt, ist Toby Keith. Aber da geht es weniger um das Songwriting und die Songs, sondern mehr um das Gesamtpaket. Wer einen sehr starken Einfluss hat, das aber auch erst seit der American-Recording-Serie, das ist Johnny Cash. Im deutschen Bereich sind es Leute wie Waggershausen oder früher Maffay. Aber da gibt es wenige, die mir gefallen.

CountryMusicNews.de: Was zeichnet denn deiner Meinung nach einen guten Singer/Songwriter aus?
Mark Bender: Ich sag immer, ein Singer und Songwriter muss in drei Minuten eine Geschichte erzählen, die rund ist und die Leute berührt, und nicht nur Floskeln aneinander reihen, wie man es im Schlager oft hat.

CountryMusicNews.de: Muss es immer biografisch sein?
Mark Bender: Nein, überhaupt nicht. Gerade bei mir sind viele Geschichten erfunden. Das sind einfach Fantasiegeschichten wie "Ins Herz geschnitzt" oder der "Regenmann", eine erfundene Story, die es in ähnlicher Form vielleicht schon so gibt.

CountryMusicNews.de: Aber es muss authentisch bleiben, richtig?
Mark Bender: Das denke ich auch. Ich weiß nicht, ob du das Booklet von "Goldenen Cowboy" gesehen hast mit dieser Figur. Das war eine erlebte Geschichte. Bei einer Kreuzfahrt haben wir in Neapel Halt gemacht. In einer Fußgängerzone haben wir dann diesen Typen im goldenen Outfit getroffen. Wir haben ihn dann Golden Cowboy genannt. Das ist mir im Kopf hängen geblieben. Zuhause habe ich dann einen Text dazu geschrieben, basierend auf der Atmosphäre und wie die Leute ihm das Geld hingeschmissen haben. Das sind so Erlebnisse, die man aufgreift, die aber genauso gut erfunden sein könnten.

CountryMusicNews.de: Hat es dich schon immer zum Country hingezogen oder ist es eher neu? Das hat in gewisser Weise auch etwas mit Lifestyle zu tun.
Mark Bender: Also bei mir hat es ganz wenig mit Lifestyle zu tun, mir geht es nur um die Musik. Mit 17 habe ich die erste Band gehabt. Wir haben auf Hochzeiten, Fasching und Schützenvereinsfeiern gespielt. Die zweite Band war dann schon eine reine Countryband, mit der wir bei den Amis in diesen NCO-Clubs gespielt haben. Jedes Wochenende sind wir in die Kasernen gefahren. Damals waren besonders Alabama, Waylon Jennings und die Country-Charts in Amerika gewünscht. Das war die erste Berührung. Seitdem bin ich Countryfan. Das Problem, was ich mit der Szene habe ist, dass sie so ein bisschen engstirnig und einseitig ist. Dass es da so viele Leute gibt, die nicht über den Tellerrand schauen. Gerade bei der Musik ist das wichtig. Diese Engstirnigkeit ist das, was mich ein bisschen abgehalten hat, näher in die Szene hineinzugehen. Wir haben uns als Band an dem orientiert, was verlangt war. Da wollten die Leute halt Charts und Oldies hören. Ich habe dann als Vertriebsleiter in einer biologischen Pharmafirma gearbeitet und war 70 bis 80 Stunden die Woche unterwegs. Und da war es nicht mehr möglich, Musik zu machen. 1993 habe in meinen Job aufgegeben und mich für die Musik entschieden.

CountryMusicNews.de: Hast du es jemals bereut?
Mark Bender: Nein, überhaupt nicht. Ich habe eben auch das Glück, dass ich im Bereich Songwriting auch das Talent habe, für andere und nicht nur für mich, Songs zu schreiben. So konnte ich mir ein zweites Standbein als Songwriter für andere Interpreten schaffen.

CountryMusicNews.de: Kannst du einige der bekanntesten Titel nennen?
Mark Bender: Das bekannteste im Schlagerbereich ist "Heute verkauf ich meinen Mann" mit Ireen Sheer. Roland Kaiser "100.000 Fragen" war Nummer eins in den Airplaycharts. Dann Hansi Hinterseer, die ganzen Bekannten im volkstümlichen Schlagerbereich.

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