Ein bißchen hat die sonnige Umgebung aber doch abgefärbt. Zumindest in dem Titel "Einfach in der Sonne liegen", worauf er im Refrain kess "den Arsch nicht in die Höhe kriegen" reimt und somit - zumindest bei diesem Track - einen formidablen Chesney-Müßiggänger abgibt. Auch musikalisch ist der Titel mit eingestreuten Karibik-Tupfern und leider etwas albernem Affengeschrei an den amerikanischen Superstar angelehnt. Ein Fehler ist das aber beileibe nicht, der Song hat Charme und macht gute Laune.
Das gilt ohnehin für die meisten der 13 Bender-Originale plus zwei Cash-Tributes als Bonus-Tracks. Schon im ersten Song zeigt der seit 1994 als Profi-Musiker und Songschreiber arbeitende Künstler, was er drauf hat - und aus welchem Stoff seine Songs geschneidert sind. Im Gegensatz zu so manchem Kollegen, legt Bender Wert auf Authentizität. So serviert er in vielen seiner Titel schöne Bilder und Wortspiele wie: "Du bist mein Stern - ich bin Dir schnuppe. Ich bin der Turnschuh-Typ - und Du die Barbiepuppe." Das klingt zwar nicht gleich nach Hemmingway, ist aber allemal witziger und origineller als der Großteil aktueller Produktionen.
Da er auch in seiner Musik nicht klar einzuordnen ist, hat sich Bender sein eigenes Genre ausgedacht. "Ich bin ein Singer/Songwriter der 'New German Country' macht - die Vermischung von Pop, Rock und Country. Und das in deutscher Sprache". Ein Genre mit einem einzigen Interpreten. Denn außer ihm sieht Bender niemanden auf weiter deutscher Flur, der in diese Nische noch passen könnte.
Wenngleich man die Betonung keinesfalls auf "Country" legen sollte. Denn ehrlich: So richtig C&W-Feeling kommt im Verlauf der von ihm selbst produzierten CD nur selten auf. Eher ist es die lockere Herangehensweise, das Lebensgefühl des Interpreten und die gelegentlich eingestreute Pedal-Steel-Guitar und Fiddle, die für den C-Faktor sorgen. Meist aber sind die Songs im anspruchsvollen Schlager angesiedelt. Das erdverbundene "Mein Licht in grauen Stunden" erinnert an den guten, alten Volker Lechtenbrink und das gut gelaunte "Wir haben es uns verdient" könnte auch von Udo Jürgens stammen. Selbst der "Golden Cowboy", eine dieser lebenden Schaufensterpuppen, wie man sie in Fußgängerzonen sieht, steht nicht in Nashville, sondern in Neapel.
Der rockigste Song ist auch einer der stärksten: "Linedance Lady" geht ab wie ein Brooks & Dunn-Feger, seine tiefe Stimme läuft hier zu Höchstform auf. Kaum aber singt Bender, wie auf den zwei Cash-Songs "Meet Me In Heaven" und "Rose of My Heart" in Englisch, schon nimmt er sein Organ nochmal um gut eine Quint nach unten. Die beiden Bonus-Tracks entstanden übrigens gemeinsam mit seiner Live-Band und bilden - naja, Cash ist halt Cash - den finalen Höhepunkt der CD.
Fazit: New German Country nennt Mark Bender seine Musik. Wobei es ruhig ein bisschen mehr "Country" sein dürfte. Dennoch: eine CD, deutlich über dem Schnitt deutscher Genre-Produktionen.Label: AGR Television (Universal) | VÖ: 23. Februar 2007 |
Titelliste
Links
01 | Sternschnuppe | 09 | Golden Cowboy |
02 | Die erste Nacht in Liverpool | 10 | Wir haben es uns verdient |
03 | Ins Herz geschnitzt | 11 | Nachts |
04 | Tattoos eines Lebens | 12 | Mein Licht in grauen Stunden |
05 | Einfach in der Sonne liegen | 13 | Kindervon Morgen |
06 | Ein Haus am Meer | 14 | Meet me in heaven |
07 | Auch wenn du es nicht siehst | 15 | Rose of my heart |
08 | Linedance-Lady |