Für "Great Small Stuff" hat sich Mark Bender ein schlüssiges Konzept überlegt: Original-Songs von renommierten Nashville-Autoren- aufgenommen in hiesigen Gefilden. Als Sound-Blaupause schwebte dem Gewinner des texanischen "American Horizon Awards" seine persönliche Version des "New Country" vor. Country-Rock, wie ihn damals Garth Brooks & Co. mehrheitsfähig machten. Ein hehres Ziel- aber auch keine leichte Aufgabe.
Schließlich heißt es immer, nur Nashville-Produktionen klingen nach authentischem Country. Doch auch die Musiker im Tiroler Ambient Studio verstehen ihr Handwerk. Das wird schon nach den ersten Takten des Openers "Small Stuff" deutlich- ein eingängiger, moderat rockender Song aus der Feder von Dan Robinson und Benn Cutarelli, der wie geschaffen scheint für Mark Benders volltönendem Bariton. Dem gelungenen Auftakt folgt "She's Getting Back" von J.D. Dohnal und Jimmy Bilbrey. Erneut eine gute Wahl. Der Track erinnert an die Pionierzeiten des New Country indem er eine lässige Wohlfühl-Atmosphäre verströmt, die an Alan Jacksons "Real World"-Album denken lässt.
Dieses hohe Qualitätslevel erfüllt nicht ganz "Never Too Old (to Rock & Roll)". Wie im Untertitel erwähnt, schlägt die Joyce Harrison-Komposition eine härtere Gangart an. Der solide Rock 'n' Roll punktet mit den überzeugenden Vocals von Bender und einem flüssigen Gitarren- und Klaviersolo. Der Sound der Rhythmus-Gitarre ist allerdings sehr höhenlastig und ganz in den 80ies angesiedelt. Ein klarer Fall von Old-fashioned also.
Das gilt auch für "One Tequila, Two Tequila". Doch bei dem gemütlichen Texas-Swing ist das Vintage-Feeling geplant und mit Pedal-Steel und Fiddle auch kompetent umgesetzt. Den flüssigen Drinking-Song hat sich Jon Philbert mit originellem Wortwitz einfallen lassen. Noch prominenter ist der Komponist von "My Shoes Keep Walking Back to You": Bob Wills hat den jazzigen Western-Swing gemeinsam mit Lee Ross erschaffen- Bender interpretiert ihn auf über sechs Minuten einfühlsam und stimmungstreu.
Nicht nur hier beweist der vielfach mit dem GACMF ausgezeichnete Sänger, dass er es stimmlich mit den Größten seines Fachs aufnehmen kann. Natürlich besitzt der Oberpfälzer eine andere Biografie als Brooks,Jackson oder gar Cash. Natürlich hat er Bluegrass und Honky Tonks nicht mit der Muttermilch aufgesogen, wie so mancher Kollege aus Texas oder Tennessee. Mit seiner voluminösen Stimme und seinem dosiert emotionalen Gesang macht er dieses geografische Handicap aber immer wieder wett.
Dass der knapp zwei Meter große Künstler auch als Songwriter anspruchsvolle Music-Row-Kriterien erfüllt, belegt er mit dem finalen "1-2-3 (Last Dance In Texas)". Zusammen mit Armin Pertl entwarf Bender mit diesem Track die schönste Ballade der CD. Na also: Country made in Germany geht doch!
Fazit: Benders erstes englischsprachiges Country-Album ist auch sein Bestes. Handwerklich ohne Fehl und Tadel. An der Aussprache könnte der Oberpfälzer aber noch etwas feilen.
Label: Rosewood / Telamo (Sony) | VÖ: 22. März 2013 |
Titelliste
01 | Small Stuff | 07 | Vitamin U |
02 | She's Getting Back (Back to Her Roots) | 08 | Next to The Moon |
03 | Never Too Old (to Rock & Roll) | 09 | Another Saturday Night |
04 | Other Than That | 10 | I Got A Cool Groove |
05 | One Tequila, Two Tequila | 11 | South of Lonely |
06 | My Shoes Keep Walking Back to You | 12 | 1-2-3 (Last Dance In Texas) |