Wie begehrt John Hiatt schon immer war, sieht man an der Liste der Cover-Versionen seiner Lieder. Die Namen lesen sich wie das who is who der Musik- und Country-Music-Branche. Bob Dylan, Willie Nelson, Bruce Springsteen, Joe Cocker und Iggy Pop sind nur die bekanntesten Namen der Musiker, die den ein oder anderen Song von John Hiatt neu aufgelegt haben. Kaum ein anderer Musiker kann wohl auf solch eine prominente Liste blicken.
John Hiatt der Sänger und Songschreiber
John Hiatt bezeichnet den Entstehungsprozess seiner Lieder als einen wilden Ritt. Wenn er erst einmal die ersten Verse geschrieben hat, entsteht ein Fluss, auf dem er sich treiben lässt. Vielleicht haben seine Lieder auch deswegen immer so ein hohes sprachliches Niveau, mit vielen Metaphern, Symbolen und Allegorien.
Das trifft natürlich auch auf "The Eclipse Session" zu. Hiatt hat auch im Jahr 2018 noch nichts von seiner Schaffenskraft verloren. In seinen Liedern geht es nicht um Partys, Autos oder Frauen, sondern um lebensverändernde Situationen, prägende Momente in seinem Leben und sentimentale Erinnerungen. Das alles wird in wunderbare Worte verpackt, wie es eben nur ein Sänger und Songschreiber von allererster Güte schafft.
The Eclipse Sessions liefert kraftvolle Töne
Der Sound von "The Eclipse Sessions" dürfte vielen bekannt sein. Wer Bob Seger, Willie Nelson oder Chris Hillman kennt und mag, wird auch John Hiatts neustes Album "The Eclipse Sessions" gut finden. Viele Lieder fühlen sich an, wie für die Straße geschaffen. Manche Songs sind aber auch nachdenklich und leise ("Aces Up Your Sleeve", "Hide Your Tears" und "Robber’s Highway").
Die meisten der elf Tracks von "The Eclipse Sessions" besitzen allerdings eine eigene Kraft, die sich auf den Zuhörer überträgt und die Power zeigen, welche John Hiatt mit seinen 66 Jahren noch besitzt. Und wie wir alle wissen, fängt da das Leben ja auch erst an. Allerdings gibt es einen Ausreißer. Das Lied "Outrunning My Soul" liefert Zündstoff. Es ist sehr eigenwillig und gewöhnungsbedürftig. Die einen werden es lieben, die anderen hassen.
Vieles kommt einem bekannt vor
Es gibt allerdings ein Problem mit "The Eclipse Sessions". Wer John Hiatt bisher nicht kannte und das neue Album jetzt kauft, wird den Stil definitiv wiedererkennen. Die Mischung aus Country Music, Folk und Blues Rock ist nicht wirklich neu und kann dem Genre auch nicht viel Neues hinzufügen. Wer Alben der weiter oben genannten Künstler kennt, kennt auch John Hiatt.
Das bedeutet nicht, dass "The Eclipse Sessions" ein schlechtes Album ist, ganz im Gegenteil. Allerdings fehlt der Wiedererkennungswert. Es drängen sich einfach zu starke Vergleiche mit Seger, Hillman und anderen Künstlern auf. Das ist alles nichts Schlimmes, verdeutlicht aber vielleicht ein bisschen, warum es bei John Hiatt bisher nie zu einem richtigen Durchbruch gereicht hat.
Fazit: Mit "The Eclipse Sessions" veröffentlicht John Hiatt ein starkes Album, dem es etwas an Eigenständigkeit fehlt.
Label: New West / PIAS (roughTrade) | VÖ: 12. Oktober 2018 |
01 | Cry to Me |
02 | All the Way to the River |
03 | Aces Up Your Sleeve |
04 | Poor Imitation of God |
05 | Nothing In My Heart |
06 | Over the Hill |
07 | Outrunning My Soul |
08 | Hide Your Tears |
09 | The Odds of Loving You |
10 | One Stiff Breeze |
11 | Robber’s Highway |