Gelernt hat Tyler Childers das Handwerk von klein auf. Als Kind sang er im örtlichen Kirchenchor, mit 13 begann er Gitarre zu spielen und schrieb seine ersten Songs. 2011 nahm er in Eigenregie das Album "Bottles and Bibles" auf, 2013 und 2014 veröffentlichte er zwei Singles für den Radiosender "Red Barn" in Lexington. Letztes Jahr kam dann endlich der Durchbruch mit "Purgatory", welches unter Hickman Holler Records erschien.
Purgatory ist größtenteils Biografisch
"Purgatory" ist ein sehr ehrliches Album. Der Hauptgrund für diese Ehrlichkeit sind die konkreten Texte. Umschreibungen und Verschnörkelungen findet man hier nicht. Tyler Childers sagt gerade heraus, wie das Leben, sein Leben, ist. Gerade deshalb aber besitzen die Lyrics so viel Herz und sentimentalen Charme, dass sie nichts vermissen lassen. Dies dürfte auch am mehrfach ausgezeichneten Songwriter Sturgill Simpson liegen, der "Purgatory" mitproduzierte.
In seinen Liedern singt Tyler Childers über das, was er am besten kennt: Das Land, die Menschen und die vielen kleinen Dinge im Leben, die einen manchmal an den Rand der Verzweiflung bringen, aber auch für so viel schöne Momente sorgen. Wie das Leben eben so ist. So viel Ehrlichkeit zahlt sich aus. Sämtliche Texte sind glaubwürdig und wirken echt. Natürlich darf Gott bei all dem nicht fehlen. Ob in "I Swear (to God)" "Born Again" oder eben "Purgatory". Das Fegefeuer braucht Childers mit diesem Album allerdings nicht zu fürchten.
Der Sound verbindet alte Stärken mit neuen Qualitäten
Auf seiner Webseite sagt Childers, mit "Purgatory" wollte er den alten Klang der Berge einfangen, aber mit frischen Ideen bereichern. Und das ist ihm wirklich gelungen. Das Album wird von Bluegrass, Folk und Americana (einer sehr ursprünglichen Art der Country Music) geprägt, wird manchmal aber auch von moderner Country Music durchbrochen, durchmischt diese ganzen Genres und besitzt bei all dem doch auch immer einen erfrischend neuen Stil. Childers Stimme tut dann ihr Übriges.
Klar, manchmal übertreibt Tyler Childers es auch ein bisschen. So zum Beispiel im Titelgebenden "Purgatory", welches fast schon das Redneck-Klischee erfüllt. Andere Lieder wie etwa "Honky Tonk Flame" oder "Banded Clovis" sind düster und bedeutungsschwanger. Einen wirklichen Hit könnte Childers mit "Universal Sound" landen, der nicht nur komplett anders als alle anderen Lieder des Albums klingt, sondern auch eine unglaublich leichten und beschwingten Sound verbreitet. Richtig gut!
Tyler Childers sollte man sich merken
"Purgatory" lohnt sich für alle, die kernigen Bluegrass, Folk und Americana mögen. Vom Banjo bis zu Fiddle bekommt man die typischen Instrumente zu hören. "I Swear (to God)" und "Purgatory" implizieren förmlich stilistische Bilder mit Farmern in Latzhosen, die alle zwei Wörter den Kautabak-Saft ausspucken. Das alles muss nicht jedem gefallen, ist aber ehrlich und geradlinig! Übrigens: Wer sich ein Bild von Tyler Childers machen will, bekommt in Hamburg und Berlin im Januar die Chance auf ein Konzert.
Fazit: Greifbar und ehrlich: Mit "Purgatory" liefert Tyler Childers ein rundherum gelungenes Album, welches seine Wurzeln niemals verleugnet.
Label: Hickman Holler / Thirty Tigers (Alive) | VÖ: 5. Januar 2018 |
01 | I Swear (to God) |
02 | Feathered Indians |
03 | Tattoos |
04 | Born Again |
05 | Whitehouse Road |
06 | Banded Clovis |
07 | Purgatory |
08 | Honky Tonk Flame |
09 | Universal Sound |
10 | Lady May |