Das erste Album "Reason to Rhyme" hatte noch eindeutige Bezüge zur Country Music. Das belegen auch die ersten beiden Singles "Pants" und "Why Wait for Summer". Beide Lieder besitzen den unverwechselbaren Charme, den so viele Songs von Neulingen ausstrahlen. Hayes' schneller Sprechgesang fügte sich hervorragend in die Klänge von Banjo und Gitarre. Mittlerweile ist auch von dem neuen Album eine Single erschienen. Aufmerksame Gemüter oder Fans des ersten Albums werden beim Anhören allerdings schon Unterschiede bemerkt haben. "You Broke Up with Me" lässt den Klang des ersten Albums vermissen.
So hört sich ein Label-Wechsel an
Mit der Arbeit am neuen Album wechselte Walker Hayes auch sein Plattenlabel. Von Capitol Records Nashville ging Hayes zu Monument. Und das hört man deutlich. Vom sowieso schon geringen Anteil an Country Music ist (fast) gar nichts übriggeblieben. "Boom" ist ein, so muss man es leider sagen, Standard-Pop-Album geworden. Nicht ein Song, der den kantigen, naiven Charme des Vorgängers ausstrahlt.
Fast gar nichts muss man sagen, weil rudimentäre Melodien an Country Music erinnern. Meist ist dies der Grund-Rhythmus, der dann mit Pop-Beats zugekleistert wird. Wie es sich gehört, sind die Texte oftmals banal. Dann geht es natürlich um Frauen, wie etwa bei "Beautiful", "You Broke Up with Me" oder "Mind Candy". Manchmal besingt Hayes auch Partys und das Leben und wie schön es ist und so weiter. Das alles ist massengerecht aufbereitet.
In dem Lied "Beckett" (welches eine erstaunliche Ähnlichkeit zu Jason Mraz‘ "I'm Yours" besitzt) singt Walker Hayes, er wäre gerne wie eben jener. Wer genau gemeint ist, wird nicht deutlich. Vielleicht meint er ja den Schriftsteller und Nobelpreisträger Samuel Beckett? Dann sollte er sich ins Zeug legen, denn seine Texte sind meilenweit von der Qualität seines möglichen Vorbilds entfernt. Dabei ist Hayes durchaus versiert im Umgang mit Lyrics, schließlich begann er seine Karriere als Songschreiber.
Walker Hayes bleibt mit Boom auf berechenbaren Bahnen
So schlimm wie sich das jetzt alles liest ist es allerdings nicht. "Boom" tut niemandem weh. Und das ist viel mehr, als man von einigen anderen Alben sagen kann. Die Melodien sind eingängig und bleiben im Ohr. "Boom" eignet sich für jede Gelegenheit. Ob morgens auf dem Weg zur Arbeit, abends mit dem Partner bei einem Glas Wein oder als Hintergrund bei einer Party. Irgendwie passt das Album überall hin.
Und um die Wahrheit zu sagen besitzt "Boom" eine gewisse Ehrlichkeit. Es macht keinen Hehl aus seiner poppigen Art. Es gibt einige Lieder, welche das Zeug haben die Charts zu stürmen. Darunter etwa "Beautiful", "Halloween" und "Dollar Store", welches eine ganz freche Pop-Kopie von Lou Reeds "Walk On The Wild Side" ist. Im Endeffekt kann man "Boom" trotz aller Seichtheit und Glattgebügeltheit nicht böse sein. Wer auf der Suche nach einem guten Pop-Album ist, darf beim neusten Werk von Walker Hayes gerne zuschlagen. Country Music-Fans werden aber wahrscheinlich nicht glücklich.
Fazit: Mit Boom veröffentlicht Walker Hayes ein reinrassiges Pop-Album. Dieses macht eine Menge richtig, hat mit Country Music aber nicht mehr viel zu tun.
Label: Monument (Sony) | VÖ: 8. Dezember 2017 |
01 | Beautiful |
02 | Shut Up Kenny |
03 | You Broke Up with Me |
04 | Halloween (mit Nicolle Galyon) |
05 | Dollar Store |
06 | Beer in the Fridge |
07 | Beckett |
08 | Mind Candy |
09 | Prescriptions |
10 | Craig |
11 | Thank You |