Wie der geneigte CountryMusicNews.de-Leser weiß, hat zeitgenössischer Country mittlerweile nicht mehr sehr viel mit den Roots des Genres zu tun. Und auch von den Klängen von Acts wie Brooks & Dunn, das Duo hat Brett Eldredge, wie es heißt, zum Country-Fan gemacht, hat sich die Stilrichtung schon recht weit distanziert.
Die einen finden das schade. Andere wiederum sehen das weltoffen und schätzen Country als stilistisches Sammelsurium dafür umso mehr. Zu letzteren Spezies dürfte wohl Brett Eldredge gehören. Seitdem die Byron Gallimore (Tim McGraw-Produzent) -Entdeckung 2013 mit dem Album "Bring You Back" höchst erfolgreich debütierte, zählt Eldredge zu den klangvollsten und zugkräftigsten Namen in Nashville. Und das, obwohl seine Karriere erstaunlich gemächlich in die Gänge kam und er mit Tonträger-Veröffentlichungen bislang sparsam umgeht.
Brett Eldredge setzt auf Qualität und nicht Quantität
"Brett Eldredge" ist somit auch erst sein viertes Album. Streng genommen sogar erst sein drittes, denn das 2016 erschienene "Glow" war ein Weihnachtsalbum und nimmt somit einen Sonderstatus ein. Dennoch war auch "Glow" immens erfolgreich. Wir bilanzieren: In den amerikanischen Country-Charts landete er mit seinem Debüt auf Platz zwei, "Illinois", die 2015 erschienene Reminiszenz an seine Heimat, kam auf Platz eins und "Glow" wiederum auf Platz zwei. Alles andere als eine Top-3-Platzierung für "Brett Eldredge" wäre da schon eine Überraschung.
Doch die wird es wohl kaum geben. Schließlich rührt der Sohn einer Musikerfamilie (sein Cousin spielte in der Begleitband von Dolly Parton) erneut einen mehrheitsfähigen Country-Rock-Pop-Mix an, der sowohl in den Hot 200- , als auch in den Country-Charts zünden sollte. Dafür sorgen Songs wie bereits der Opener "Love Someone", ein gut gelaunter, gut geölter Country-Pop-Songs, der so selbstbewusst und locker und fröhlich daherkommt, dass einem schon nach wenigen Takten der Alltag weitaus weniger beschwerlich vorkommt. Überhaupt scheint das die Devise für den Sunnyboy aus Illinois zu sein: Musik zu machen, die den Hörer bei der Hand nimmt und ihn sorgenfreie Gefilde führt. Message? Sozialkritik? Problembewusstsein? Iwo, dieses Terrain lässt der stimmlich irgendwo zwischen Dierks Bentley und Kenny Chesney verortete Sänger gerne anderen.
Die Songs von "Brett Eldredge" wirken aufhellend
Lieber schon schwärmt er, musikalisch von schweren, an Aerosmith erinnernden Klängen unterstützt, von seiner Traumfrau ("Superhero"), schmachtet er von tiefen Gefühlen ("The Long Way", "Haven't Met You") oder von der Verbundenheit mit seinem Bruder ("Brother").
Musikalisch bedient er sich mehr bei Rock und Pop als im Country. Selbst dann, wenn er wie bei "The Reason" einen Sechs-Achtel-Takt anstimmt, eigentlich eine rhythmische Country-Domäne, bleiben Melodien und Arrangements im Pop verankert. Ein Nachteil muss das nicht sein, denn - auch dieser - Song besticht durch eine grundpositive Atmosphäre.
Am überzeugendsten wirkt Brett Eldredge dennoch, wenn er seine Country-Roots nicht gänzlich kappt. Wie beispielsweise bei dem herrlich sonnigen "Heartbreaker" - und natürlich beim letzten Song der CD, bei der ungewöhnlich ruhigen Folk-Ballade "Castaway". Da mag man sich nur noch mitreißen lassen und träumen ... von was auch immer...
Fazit: Mit dem gleichnamigen Album "Brett Eldredge" gelingt dem 31-jährigen Sänger ein Album mit Hitgarantie - auch, oder gerade weil er keine Berührungsängste mit Rock und Pop kennt.
Label: Atlantic Nashville (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 4. August 2017 |
01 | Love Someone |
02 | Superhero |
03 | The Long Way |
04 | The Reason |
05 | Somethin' I'm Good At |
06 | Haven't Met You |
07 | No Stopping You |
08 | Brother |
09 | Heartbreaker |
10 | Crystal Clear |
11 | Cycles |
12 | Castaway |