Wie es heißt, kam er mit 16 Jahren, durch die Klänge von Brooks & Dunn, auf den Country Music-Geschmack. Zunächst ging er in Chicago auf's College, später wechselte Brett Eldredge auf die Middle Tennessee State University, wo Produzent Byron Gallimore (Tim McGraw) auf ihn aufmerksam wurde, ihn unterstützte, förderte, ihm einen Songschreiber- und später einen Plattenvertrag besorgte. Wie sehr Gallimore mit seinem Support richtig lag, bewies schon seine Debüt-Single "Raymon" (2010), mit der er auf Anhieb Charts-Luft schnuppern durfte (Platz 23). Nach weiteren, relativ erfolgreichen Singles debütierte er 2013 mit dem Album "Bring You Back" - und das war dann auch schon sein Durchbruch: Platz zwei in den Country- und Platz 11 in den Top 200-Charts. Ein Crossover-Künstler aus dem Stand.
Brett Eldredge: kurzer Anlauf zum Erfolg
Seitdem blieb dem vollkehligen, smarten Sänger das Karriere-Glück hold: Jedes seiner weiteren Alben erzielte in der Country-Hitparade einen Spitzenplatz ("Illinois" und "Brett Eldredge" eroberten sogar Platz eins) und auch in der allgemeinen Bestenliste schlugen sich seine Longplayer prächtig. Bis auf, nun ja, muss man so sagen, seine letzte LP "Sunday Drive". Diese fiel in beiden Wertungslisten deutlich gegenüber den anderen vier Alben ab. In den Top 200 reichte es nur für den 42. Rang. Deutlich zu wenig, für den erfolgsverwöhnten Sänger aus Illinois.
Da ist es nur zu verständlich, dass er es jetzt mit "Songs About You" wieder wissen will. Für das Album hatte er einen konkreten Plan: "Ich wusste genau, worum es in den Songs gehen sollte", sagte er in einem Interview, "es sollten Lieder sein, in denen es um Gefühle geht, die wir alle kennen - Songs über die Liebe, über Herzschmerz, Einsamkeit und Lebensfreude." Was Eldredge damit genau meint, macht der Titeltrack deutlich: Ein von Eldredge gemeinsam mit Ben West und Jessie Jo Dillon geschriebener Track über die Nachwehen einer Trennung. Motto: Liebeskranker Kater, der darum kämpft, wieder auf die Beine zu kommen, doch: Immer wieder hört er Songs, die sie einst gemeinsam gehört haben: Springsteens "Dancing in the Dark", Bonnie Raitt's tolle Ballade "I Can't Make You Love Me" oder das schwärmerische "Brown Eyed Girl" von Van Morrison. Jeder Note, jede Textzeile dieser Klassiker - ein Stich ins Herz des Gebeutelten.
"Songs About You" überzeugt durch einen starken Sänger und stilistischer Vielfalt
Der Song ist deshalb auch ein Lied über die Macht der Musik. Sie kann - wie kaum etwas anderes - Gefühle entfachen und Erinnerungen aufleben lassen. Auch wenn es Schmerzhafte sind. Die Wahl der zitierten Songs gibt aber auch einen kleinen Hinweis darauf, wo Brett Eldredge heute musikalisch steht. Sicher nicht, das ist klar, beim schnörkellosen Country à la Brooks & Dunn, seinen frühen Helden. Dass Eldredge über eine erstaunliche musikalische Bandbreite verfügt, ist indes längst kein Geheimnis mehr. Man lausche nur seinem 2016 erschienenen Weihnachtsalbum "Glow", das ihn als veritablen Jazz-Crooner ausweist. Auf "Songs About You" setzt der Sänger aber eher einen Schwerpunkt auf Soul und souligen Pop. Ein gefälliger, Laune machender Sound, dargeboten im Opener "Can't Keep Up", im erwähnten Titelsong und beispielsweise bei dem mit einem feinen Gitarren-Solo veredelten "I Feel Fine".
Mit seiner Wucht-Stimme eignet sich Eldredge natürlich auch für schwere, Pathos-geladene Titel - wie dem sehr poppigen "Want That Back" und der Klavier-Ballade "Wait Up For Me". Highlights der CD setzen aber vor allem das unbeschwerte, leicht nostalgisch angelegte "Where Do I Sign", der lupenreine Akustik-Gitarren-Folksong "Hideaway" und das sparsam arrangierte Gospel-Stück "Holy Water".
Fazit: Brett Eldredge legt mit "Songs About You" ein starkes, gefühlvolles und stilistisch weit gefächertes Album ab. Sound und Stimme tragen aber zunehmend soulige und Pop-orientierte Züge.
Label: Warner Bros Nashville (Warner) | VÖ: 17. Juni 2022 |
01 | Can't Keep Up |
02 | Songs About You |
03 | I Feel Fine |
04 | What Else Ya Got |
05 | Hideaway |
06 | Get Out of my House |
07 | Home Sweet Love |
08 | Want That Back |
09 | Wait Up for Me |
10 | Where Do I Sign |
11 | Holy Water |
12 | Where the Light Meets the Sea |