Brett Eldredge - Illinois

CD Cover: Brett Eldredge - Illinois

Luftbilder von Seen, Wäldern und Feldern, malerische Dörfer, die obligatorische amerikanische Flagge: das Video zum Titelsong von Brett Eldredges neuem Album "Illinois" zeigt jede Menge Klischees. Dazu besingt der Sänger das Feuer in seiner Seele und den Schlamm auf seinen Stiefeln. So weit, so pathetisch. Doch das ländliche Illinois ist tatsächlich die Heimat des attraktiven Endzwanzigers, dessen Debütalbum "Bring You Back" vor zwei Jahren gleich auf Platz 11 in den amerikanischen Pop-Charts landete. Eldredge wurde 1986 in Paris, Illinois geboren. Als Teenager unternahm er einen Trip nach Nashville, um die Band seines Cousins Terry Eldredge, ehemaliger Gitarrist Dolly Partons, live spielen zu sehen. Von nun an war sein Karriereplan klar: Sänger werden! Ray Charles, Frank Sinatra und Bobby Darin waren dabei stets Vorbild und Inspiration.

"Du hast dein ganzes Leben Zeit für dein Debüt-Album, aber nur sechs Monate für dein zweites" - Brett Eldredge wusste um den Druck, der auf ihm lastete. "Bring You Back" hatte allein drei Nummer-Eins-Singles in den US-Country-Charts abgeworfen. Darum scharte der noch amtierende "New Artist of the Year" der Country Music Associaton gleich ein halbes Dutzend erfahrene Songschreiber um sich, mit denen er die zwölf Songs auf "Illinois" co-komponierte, darunter Tom Douglas (schrieb schon für Tim McGraw) und Ross Copperman (Keith Urban). Copperman saß erneut auch hinter dem Mischpult und war einmal mehr mit der ungewöhnlichen Arbeitsweise von Eldredge konfrontiert: der Sänger zeigte seinem Produzenten mit Beat-Boxing, welchen Drum-Sound er haben wollte. Kein Wunder, dass nun erstmals auf einem Brett-Eldredge-Album auch dezent elektronische Beats eingesetzt werden. Bestes Beispiel dafür ist die Kollaboration mit Kumpel Thomas Rhett. "You Can't Stop Me" hat nur noch wenig mit Country zu tun, dafür flirtet es dank funky Gitarren und Synthesizern im Stile von Produzent Mark Ronson (Amy Winehouse, Bruno Mars) heftig mit den Pop-Charts.

"Fire" eröffnet das Album gleich mit mächtigen E-Gitarren und kraftvollen Drums. Ähnlich Springsteen-artig sind auch "Time Well Spent" und vor allem "Drunk on your Love" angelegt, ein Song, der wie viele auf diesem Album so catchy ist, dass man ihn problemlos sowohl im Auto als auch in einer 10.000-Mann-Arena mitsingen kann. Seine Liebe zu Soul und Blues zeigt der Sänger dagegen in der ersten Single "Lose My Mind", für das es aufgrund der Zeile "You Make Me Crazy" auch einen Songwriting-Credit für die HipHop-Pop-Band Gnarls Barkley ("Crazy") gibt.

Der Mann mit der gefühlvollen Bariton-Stimme ließ sich für "Illinois" sogar von Taylor Swift inspirieren, die er schon auf Tour supportete. Swift brachte Eldredge dazu, in seinen Texten so offen und ehrlich wie möglich zu sein. Aus diesem Vorsatz entsprang der Song "Shadow", in dem Eldredge über einem hämmernden Blues-Piano und donnernden Gitarren über die Verlockungen und Gefahren des Alkohols singt.

Etwas mehr klassische Country-Instrumentierung hätte diesem Dutzend Pop-Songs gut getan. Eldredge setzt vor allem auf Bombast, dabei wären Banjos und Akustikgitarren für diese melodiösen Songs mindestens genauso passend gewesen wie Streicher und Keyboards.

Fazit: Schöne Country-Harmonien, aber nur noch wenig wirklicher Country: "Illinois" ist vor allem ein glattpoliertes Pop-Album, gesungen allerdings mit viel Charme und Gespür für eingängige Melodien von einem Mann mit der Stimme eines Soul-Crooners.

Label: Atlantic Nashville (hier nicht veröffentlicht) VÖ: 11. September 2015
01 Fire
02 You Can't Stop Me (mit Thomas Rhett)
03 Lose My Mind
04 Wanna Be That Song
05 Time Well Spent
06 If You Were My Girl
07 Illinois
08 Just A Taste
09 Drunk On Your Love
10 Lose It All
11 Shadow
12 Going Away For A While

 

 

vgw
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