A Thousand Horses - Southernality

CD Cover: A Thousand Horses - Southernality

Alle Wege führen nach Nashville. Das galt auch für Sänger Michael Hobby und Gitarrist Bill Satcher, beide aus Newberry, South Carolina. Seit sie 15 sind machen sie gemeinsam Musik. Irgendwann müssen sich die beiden die Schlüsselfrage gestellt haben, ob sie eine Profikarriere anpeilen wollen. Sie wollten - und versuchten ihr Glück, wie so viele andere auch, in Nashville. Hier stießen die beiden schnell auf den Gitarristen Zach Brown (nicht zu verwechseln mit Namens-Zwilling Zac Brown) und Bassist Graham Deloach. Ein Glücksfall. Denn die Chemie schien bei dem Quartett auf Anhieb zu stimmen. Ihnen allen schwebt eine moderne Version eines eigentlich rückwärtsgewandten Sounds vor: Rock, Blues-Rock, Southern-Rock, Country, Country-Rock. Acts wie die Black Crowes, die Rolling Stones während ihrer starken Exile On Main St.-Phase, Aerosmith, Hank Jr., Tom Petty, die Allman Brothers Band und so weiter.

2010 erschien eine gleichnamige Debüt-EP, produziert von Dave Cobb. Auch wenn das Werk nicht gerade für Furore sorgte, landete der Track "Suicide Eyes" immerhin auf dem "Footlose"-Soundtrack. Eine erste Duftmarke war gesetzt. Trotzdem dauerte es nochmals fünf weitere Jahre, bis die vier Retro-Freaks jetzt die Ernte einfahren dürfen: Mit dem erneut von Dave Cobb produzierten Album "Southernality". Wer weiß, vielleicht waren diese fünf Jahre sogar notwendig, um den Bandsound noch klarer herauszuarbeiten; um das Zusammenspiel der vier hervorragenden Musiker noch zu verfeinern. Fest steht jedenfalls: die 13 Titel klingen so rund und selbstbewusst, dass man zwar die verschiedenen Ziehväter und Patenonkeln gut heraushören kann - doch die Band-DNA von A Thousand Horses ist jetzt feinsäuberlich herausgearbeitet.

Hört man den Opener "First Time" denkt man - bei dem Bandnamen ein passender Vergleich - an ein Rennpferd. An ein Rennpferd, das lange eingesperrt war und jetzt den rasanten Galopp über die Felder genießt. Basierend auf typischen Keith-Richtards-Riffs entwickelt sich ein schweißtreibender, souliger Blues-Rocker, der schon jetzt das Zeug zum Klassiker hat. Das liegt - neben dem druckvollen Drive, dem hymnischen Refrain und dem 1a-Gitarrensolo von Zach Brown - vor allem an der Schmirgelpapier-Stimme von Michael Hobby. Ein Steven Tyler auf Kamillentee? Ein heiserer Chris Robinson?

Seine Stimme ist für das nachfolgende Song-Dutzend Dreh- und Angelpunkt. Bei dem Old-School-Country-Rocker "Heaven is Close" lässt sie an Kid Rock oder Lynyrd Skynyrd denken, bei der Southern-Rock-Ballade und Single-Auskopplung "Smoke" an vergangene Hippie-Tage, beim rabiaten "Travelin' Man" an Tyler und seine Aerosmith-Mannen.

Okay, nicht immer sind die Songs sonderlich originell. "Tennessee Whiskey" ist ein musikalisch wie inhaltlich schablonenhafter Country-Rock-Song, "(This Ain't No) Drunk Dial" lässt reichlich unverblümt an den Gary Allan-Hit "Watching Airplanes" denken und wenn Hobby in dem recht braven Country-Song "Back to Me" vom vielzitierten "small town girl" singt, dann ist das etwa so kreativ wie der Dominant-Akkord in einem Blues. Egal, es geht bei einer CD in den seltensten Fällen um einen Innovationspreis. Dafür umso mehr um gute Musik - und davon liefern die vier Herren von A Thousand Horses mit "Southernality" jede Menge ab. Wer nach the next big thing aus Nashville sucht, wird hier fündig. Jede Wette.

Fazit: Man nehme die Power von Aerosmith und Lynyrd Skynyrd, das Feeling der alten Stones und dazu eine gute Prise Hank Jr.-Country-Rebellion - und fertig ist das hochprozentige Sound-Gebräu der vier Newcomer. Top!

Label: Republic Nashville (Universal) VÖ: 20. November 2015
01 First Time
02 Heaven is Close
03 Smoke
04 Travelin' Man
05 Tennessee Whiskey
06 Sunday Morning
07 Southernality
08 (This Ain't No) Drunk Dial
09 Landslide
10 Back to Me
11 Trailer Trashed
12 Hell On My Heart
13 Where I'm Going

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