2010 erschien eine gleichnamige Debüt-EP, produziert von Dave Cobb. Auch wenn das Werk nicht gerade für Furore sorgte, landete der Track "Suicide Eyes" immerhin auf dem "Footlose"-Soundtrack. Eine erste Duftmarke war gesetzt. Trotzdem dauerte es nochmals fünf weitere Jahre, bis die vier Retro-Freaks jetzt die Ernte einfahren dürfen: Mit dem erneut von Dave Cobb produzierten Album "Southernality". Wer weiß, vielleicht waren diese fünf Jahre sogar notwendig, um den Bandsound noch klarer herauszuarbeiten; um das Zusammenspiel der vier hervorragenden Musiker noch zu verfeinern. Fest steht jedenfalls: die 13 Titel klingen so rund und selbstbewusst, dass man zwar die verschiedenen Ziehväter und Patenonkeln gut heraushören kann - doch die Band-DNA von A Thousand Horses ist jetzt feinsäuberlich herausgearbeitet.
Hört man den Opener "First Time" denkt man - bei dem Bandnamen ein passender Vergleich - an ein Rennpferd. An ein Rennpferd, das lange eingesperrt war und jetzt den rasanten Galopp über die Felder genießt. Basierend auf typischen Keith-Richtards-Riffs entwickelt sich ein schweißtreibender, souliger Blues-Rocker, der schon jetzt das Zeug zum Klassiker hat. Das liegt - neben dem druckvollen Drive, dem hymnischen Refrain und dem 1a-Gitarrensolo von Zach Brown - vor allem an der Schmirgelpapier-Stimme von Michael Hobby. Ein Steven Tyler auf Kamillentee? Ein heiserer Chris Robinson?
Seine Stimme ist für das nachfolgende Song-Dutzend Dreh- und Angelpunkt. Bei dem Old-School-Country-Rocker "Heaven is Close" lässt sie an Kid Rock oder Lynyrd Skynyrd denken, bei der Southern-Rock-Ballade und Single-Auskopplung "Smoke" an vergangene Hippie-Tage, beim rabiaten "Travelin' Man" an Tyler und seine Aerosmith-Mannen.
Okay, nicht immer sind die Songs sonderlich originell. "Tennessee Whiskey" ist ein musikalisch wie inhaltlich schablonenhafter Country-Rock-Song, "(This Ain't No) Drunk Dial" lässt reichlich unverblümt an den Gary Allan-Hit "Watching Airplanes" denken und wenn Hobby in dem recht braven Country-Song "Back to Me" vom vielzitierten "small town girl" singt, dann ist das etwa so kreativ wie der Dominant-Akkord in einem Blues. Egal, es geht bei einer CD in den seltensten Fällen um einen Innovationspreis. Dafür umso mehr um gute Musik - und davon liefern die vier Herren von A Thousand Horses mit "Southernality" jede Menge ab. Wer nach the next big thing aus Nashville sucht, wird hier fündig. Jede Wette.
Fazit: Man nehme die Power von Aerosmith und Lynyrd Skynyrd, das Feeling der alten Stones und dazu eine gute Prise Hank Jr.-Country-Rebellion - und fertig ist das hochprozentige Sound-Gebräu der vier Newcomer. Top!
Label: Republic Nashville (Universal) | VÖ: 20. November 2015 |
01 | First Time |
02 | Heaven is Close |
03 | Smoke |
04 | Travelin' Man |
05 | Tennessee Whiskey |
06 | Sunday Morning |
07 | Southernality |
08 | (This Ain't No) Drunk Dial |
09 | Landslide |
10 | Back to Me |
11 | Trailer Trashed |
12 | Hell On My Heart |
13 | Where I'm Going |