Mit der Teilnahme an Casting-Shows ist das ja immer so eine Sache. Nur zu oft hat man gesehen, dass Künstler zur Zeit der Fernseh-Ausstrahlungen einen regelrechten Hype auslösen, nur um dann nach dem Ende der Show wieder in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Country Music Duo The Swon Brothers hat jedoch bereits alles Notwendige getan, um diesem Schicksal zu entfliehen. Nach dem dritten Platz bei The Voice 2013, wo sie von Mentor Blake Shelton betreut wurden, ließen die Brüder Zach und Colton Swon die Zügel keine Sekunde schleifen. Ein Plattenvertrag wurde ergattert, und die Debüt-Single "Later On" untermauerte mit Platz 21 in den Billboard Hot Country Songs Charts die Ambitionen der beiden Jungs aus Muskogee, Oklahoma. Um die Erfolgswelle ja nicht abklingen zu lassen, gibt es nun das erste, schlicht den Namen der Band tragende Album auf die Ohren. Ob der Silberling seinen Zweck erfüllt?
Der Opener "What I'm Thinking About" ist jedenfalls äußerst vielversprechend. Rockig, melodisch, frisch - der Song hat ordentlich Fleisch auf den Rippen und macht Lust auf mehr. Es folgt mit "Later On" der bereits erwähnte Charterfolg, der sich eines ganz ähnlichen Musters bedient. Nach der gefälligen Strophe ist es vor allem der druckvolle und markante Refrain, der einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Nach diesem stürmischen und rundum gelungenen Auftakt wirkt das folgende "Chasing You Around" fast ein bisschen unterkühlt. Eine nette Midtempo-Nummer zum Mitschunkeln, mehr aber auch nicht. Da kommt "Songs That Said It All" schon deutlich besser weg. Auch dieser Track ist eher im mittelschnellen Segment angesiedelt, wirkt aber von der Melodie und der gesamten Inszenierung her deutlich griffiger als sein Vorgänger. Da dürfen sich Zach und Colton ruhig einmal selber auf die Schulter klopfen, schließlich ist "Songs That Said It All" das einzige Lied des Albums, bei dem sie sich am Songwriting beteiligten.
Neue Akzente setzt dann "Pray for You", das sich von einem verhaltenen Anfang in eine Power-Ballade mit mächtig Zug im Kamin steigert. Diesmal ist es besonders die Strophe, die sich wohlig auf die Ohren legt und für das gewisse Extra sorgt. Kein Wunder also, dass "Pray for You" bereits als zweite Singleauskopplung auserkoren wurde. Wer sich nun noch eine waschechte Ballade wünscht, ohne viel Tamtam, wird bei "Breaking" fündig werden. Allerdings fehlen dem Song die großen emotionalen Momente, um seinen Zweck optimal zu erfüllen. Zeit, mal wieder aufs Gas zu treten, ist man an dieser Stelle geneigt zu sagen, und dieser Wunsch wird mit "95" umgehend erfüllt. Eine reine Gute-Laune-Nummer, bei der nochmal Sommergefühle aufkommen. Ihre stimmliche Vielseitigkeit stellen die Swon Brothers anschließend bei "Pretty Beautiful" unter Beweis. Das dynamische Duo treibt seine Stimmbänder in bis dato ungeahnte Höhen. Davor muss man den Hut ziehen, auch wenn der Song insgesamt vielleicht ein klein wenig kitschig geraten ist.
Auf der Zielgeraden des Albums trumpfen The Swon Brothers dann noch einmal richtig stark auf. "Colder" entpuppt sich mit seinem donnernden Bass, der mit viel Nachdruck interpretierten Strophe und dem eindringlichen Refrain als eines der Highlights der CD. Das gemächliche "Same Old Highway" hat alles, was ein guter Country Song braucht. Und zu guter Letzt gibt es mit "This Side of Heaven" noch einmal eine Power-Ballade zu hören, die ähnlich wie "Pray for You" mit einer gehörigen Portion Dampf interpretiert wird und im Ohr hängen bleibt. Ein würdiger Schlusspunkt.
Fazit: Lange haben The Swon Brothers auf dieses Album hingearbeitet. Das Debüt der beiden Brüder verdient sich insgesamt das Prädikat gelungen, auch wenn das Material an manchen Stellen nicht völlig ausgereift scheint. Trotzdem hat der Silberling genug gute Hits parat, um den einen oder anderen weiteren Charterfolg zu liefern.
Label: Arista Nashville (Sony) | VÖ: 17. Oktober 2014 |
Titelliste
01 | What I'm Thinking About | 07 | 95 |
02 | Later On | 08 | Pretty Beautiful |
03 | Chasing You Around | 09 | Colder |
04 | Songs That Said It All | 10 | Same Old Highway |
05 | Pray for You | 11 | This Side of Heaven |
06 | Breaking |