Bellamy Brothers & Gölä - Mermaid Cowgirl

CD Cover: Bellamy Brothers & Gölä - Mermaid Cowgirl

Tja, das Leben schreibt schon manchmal komische Geschichten. Eine davon schreiben die aus Florida stammenden, im Country durchaus mit Legendenstatus versehenen Bellamy Brothers und der Schweizer Rock- und Countrymusiker Marco Pfeuti, besser als Gölä bekannt. Schon 2010 hat das dreistimmige Duo zusammen gearbeitet und mit dem Album "BB&G - The Greatest Hits Sessions" einen erstaunlichen Erfolg in der Schweiz landen können. Nun also der nächste Clash der Kulturen; das nächste Aufeinandertreffen der beiden mittlerweile recht betagten Strandherren und dem Alpen-Rocker: "Mermaid Cowgirl".

Titel und Cover sind, nun ja, was soll man sagen, etwas doof. Eine Meerjungfrau mit rot geschminkten Lippen und Cowboyhut. Wer denkt sich so etwas aus? Auch der Titeltrack gibt darüber wenig Auskunft, wenn die drei allen Ernstes singen "there is a Mermaid Cowgirl riding on a Harley..." Okay, besser nicht auf die Texte achten. Wem es gelingt, dergleichen Prosa auszublenden, kann aber durchaus seine Freude mit dieser ganz besonderen Schweiz-Amerikanischen-Freundschaft haben.

Am Stärksten sind die drei, wenn sie sich auf entspannte, melodiöse Titel einlassen: Auf Songs wie den Opener "1234", "On The Run" oder "Rolling Thunder". Hier trifft die Country-Lässigkeit der Bellamys auf das rockigere Element ihres europäischen Freundes - eine Mixtur, die gefallen kann. Die Songs gehen ins Ohr und entfalten eine gewisse stimmungsaufhellende Wirkung. Man könnte sagen: akustisches Johanniskraut, rezeptfrei und ohne Nebenwirkungen.

Doch natürlich wollen sich die drei nicht auf diesen Sound reduzieren lassen. Gelegentlich müssen also eine Lederjacke und eine verzerrte Gitarre her. Bei "Time Rocks On" schütteln sie zum flotten Backbeat Honky-Tonk-Woman-typische Riffs aus dem Ärmel, bei "Back The F*** Up", rühren sie einen stampfenden Southern-Rock an und bei "I Will Hold You Up" und "Jet Lag Journey" servieren sie braven Rock 'n' Roll alter Schule, Saxophon inklusive.

Das wirft zwar niemanden aus den Cowboystiefeln, lässt sich aber gut hören. Problematischer wird es schon, wenn die drei dicker auftragen und tief in die Pomp- und Bombast-Schublade greifen - wie bei den Rock-Balladen "This Love" und "More Than I Can Say". Vor allem die 80er-Jahre-Leadgitarren-Sounds wirken so old fashioned wie neonfarbene Röhren-Jeans.

Wesentlich gelungener fällt da schon "Summertime Heart" aus - auch wenn die drei dafür garantiert keinen Innovationspreis bekommen. Denn der Titel erinnert schon frappant an "Sweet Home Alabama", beziehungsweise daran, was Kid Rock mit "All Summer Long" gemacht hat. Egal, der Song kann jede Autofahrt - und sei es über eine vollgestopfte Schweizer Autobahn - garantiert versüßen. Das könnte vielleicht sogar für den Albumrausschmeißer "Adios Aufwiedersehen" gelten. Auch wenn der Cajun-angereicherte und mit einem zünftigen Akkordeon aufgeladene Titel sehr nach Schlager klingt, macht er in seiner Unschuldigkeit dennoch Spaß.

Fazit: Die legendären Florida-Brüder und der Schweizer Country-Rocker haben sich wieder zusammen getan, um neue Songs aufzunehmen. Das Ergebnis: gute, entspannte Momente, aber auch ein paar Alt-Herren-Rocksongs.

Label: Universal Schweiz (Universal) VÖ: 26. September 2014

  • Titelliste

01 1234 08 Jet Lag Journey
02 I Will Hold You Up 09 The Older You Get
03 Mermaid Cowgirl 10 On The Run
04 Feels Good to Be Alive 11 Summertime Heart
05 Rolling Thunder 12 More Than I Can Say
06 Back The F*** Up 13 Time Rocks On
07 This Love 14 Adios Aufwiedersehen


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