Nun legen die Brüder mit "Pray For Me" ihr zweites Gospel-Album vor. Laut Howard Bellamy eine Herzensangelegenheit und eine natürliche Weiterentwicklung. Thematisch zieht das Duo dabei sein christliches Konzept auf den größtenteils Mid-Tempo Tracks konsequent durch: Bis auf eine Ausnahme gibt es keinen Song, der nicht explizit von Jesus, Gott, Glauben oder der Bibel handelt. Dennoch hat ihre Mischung aus "Gospel and Christian Music", wie sie es selbst nennen, mehr mit Country als mit afroamerikanischer Kirchenmusik gemeinsam. Tatsächlich erinnert von den 14 Tracks nur "Holy Roller" an klassischen Gospel.
Dass ihre Art von Gospel einen klaren Country- und auch Rock-Einschlag hat, belegt schon mal der Opener: "Jesus Ain't No Stained Glass Window", aus der Feder von Bellamy-Bruder David, kann als erstklassiger Country-Rocker überzeugen. Keine Frage, so macht Glauben Spaß. Auch bei der Neu-Interpretation des Norman Greenbaum-One-Hit-Wonders "Spirit In The Sky". Wie im Original dröhnt hier die verzerrte Gitarre laut und in den höchsten Himmel-Regionen.
Dass die Brüder ihren Glauben in allen möglichen musikalischen Stilrichtungen unters Volk bringen, zeigt auch "Suppertime". Ein Track, mit dem auch schon Johnny Cash Punkte beim Allmächtigen sammelte. Die Bellamys kredenzen ihr Abendmahl im entspannten Reggae-Groove: volle Betonung auf die Drei - eine Mundharmonika bläst dazu eine romantische Melodie. Mahlzeit!
Textlich geht es natürlich über die üblichen Themen: Von Glauben und Hoffnung, von Irrungen und Wirrungen, vom Leben und von der Liebe. Gelegentlich schießen sie über das Ziel hinaus. Zum Beispiel beim rockigen "Rodeo For Jesus": "I'm gonna rodeo for Jesus, ain't gonna ride no bull for satan." Alles klar ...
Notorische Atheisten werden sie mit diesen Weisen bestimmt nicht bekehren. Wer allerdings weniger kritisch mit den Texten umgeht, sollte seinen Spaß mit den Songs haben. Am meisten vielleicht mit "God Ain't Finished With Me Yet". Ein flotter Zwei-Viertel-Takt-Song mit dezenten Tex-Mex-Einflüssen, der drollig an ihren Weihnachtsklassiker "Old Hippie Christmas" erinnert.
Fazit: Die Bellamys gehen mal wieder in die Kirche - die Stetsons haben sie aber natürlich nicht abgenommen. Kurzweiliger, christlich motivierter Country ist das Ergebnis.
Label: Bellamy Brothers (in Deutschland nicht veröffentlicht) | VÖ: 4. September 2012 |
Titelliste
01 | Jesus Ain't No Stained Glass Window | 08 | Hymn to Him |
02 | Pray For Me | 09 | The Spanish Bible |
03 | Holy Roller | 10 | Number of Breaths |
04 | Spirit In the Sky | 11 | New Man In the Suit |
05 | Suppertime | 12 | Rodeo For Jesus |
06 | God Ain't Finished With Me Yet | 13 | Guardian Angel |
07 | Hypocrites In Heaven | 14 | Hand Me My Bible |