Die zehn Titel entstanden unter der Regie von Produzent Joe Pisapia in den Middletree Studios in Nashville, Tennessee. Das lässt allemal auf starke Country-Betonung hoffen - doch, das muss man gleich mal vorausschicken, so streng nach dem Country-Reinheitsgebot sind die Songs keineswegs. Ihrer enormen Süffigkeit tut dies aber keinen Abbruch.
Der Masterplan für die neuen Tracks ist schließlich raffiniert und höchst ambitioniert ausgetüftelt. Im Mittelpunkt des Soundkonzeptes steht - selbstverständlich! - k.d. langs grandiose Stimme. Mal rauchig, mal glamourös, mal zeigt sie rockige Krallen, meist aber sexy, süffisante Coolness. Und vor allem: Umfang, Timing, Phrasierung vom Allerfeinsten. Kein Wunder, dass Altmeister Tony Bennett, mit dem sich k.d. lang seit 2002 immer wieder Studio und Bühne teilt, behauptet, dass sie die "beste Sängerin ihrer Generation" sei.
Wer Titel wie den Opener "I Confess", eine opulente, ganz in den 60ies angesiedelte Ballade, oder das gegen Ende der CD angestimmte "Habit Of Mind" - eine himmlisch-hymnische Wohlklang-Orgie - kann Bennett nur beipflichten. Das ist ganz, ganz großer Gesang.
Ziemlich groß sind auch die Arrangements der Tracks angelegt. Wobei: sie erinnern dabei irgendwie an einen Bonsai. Denn der formatfüllende Breitleinwand-Höreindruck entstammt erfreulicherweise nicht einer gigantischen Studio-Materialschlacht mit Tausend Geigen, Klavieren, Synthesizern und vielstimmigen Chören. Nein, ganz im Gegenteil. Die Produktion kommt im Wesentlichen durch die einfühlsame und hingebungsvolle Spielweise von k.d. langs wiederentdeckter Backingband zustande. Lediglich Bassist Lex Price (Mandy Smith) und Drummer Fred Eltringham (The Wallflowers) verstärken das Line-Up.
Gemeinsam brechen sie auf, um Stil- und Soundmittel der 50er, 60er und frühen 70er Jahren zutage zu fördern. So erinnern Titel das durch synkopierte Snare-Peitschenhiebe befeuerte "A Sleep With No Dreaming" an die großen Momente von Petula Clark, der von Produzent Pisapia geschriebene Titeltrack lässt mit harmlos-schönen Melodien an die Beatles denken, und auch "Sugar Buzz" könnte aus der Feder von Lennon/McCartney entstammen. Allerdings hätten weder John noch Paul diese hier angestimmten luftigen Melodiehöhen erreicht - k.d. lang dagegen schraubt sich geradezu spielerisch hoch. Erfreulicherweise nie als Selbstweck oder Leistungsschau, sondern immer ganz dem Song und der Melodie geschuldet. Große Klasse einfach...
Gleichermaßen nostalgisch und modern fällt auch die Coverversion des Talking Heads-Klassikers "Heaven" aus. Wüsste man nicht, dass der verrückte Sound-Magier Phil Spector in einem amerikanischen Gefängnis einsitzt, würde man ihn glatt hinter den Reglern wähnen. Denn: Auch hier wird ein "Wall of Sound" aufgetürmt. Weniger bombastisch aber zu keinem Ton weniger charmant fällt "The Water's Edge" aus. Lässiger spazierte ein Song seit Lee Hazlewood- und Nancy Sinatra-Tagen selten aus den Boxen.
Fazit: Ein grandioser Mix aus Balladen, Bombast und Coolness. k.d. lang in absoluter Höchstform. Einziges Manko: mit zehn Tracks ist die CD zu mickrig bestückt.
Label: Nonesuch (Warner) | VÖ: 29. April 2011 |
Titelliste
01 | I Confess | 06 | Sing It Loud |
02 | A Sleep With No Dreaming | 07 | Inglewood |
03 | The Water's Edge | 08 | Habit of Mind |
04 | Perfect Word | 09 | Heaven |
05 | Sugar Buzz | 10 | Sorrow Nevermore |