"Watershed", zu Deutsch Wasserscheide, heißt das neue, erstmals von k.d lang komplett im Alleingang produzierte Album, das mit elf neuen Titeln neue Fansehnsüchte stillt. Es entstand über einen Zeitraum von stolzen sechs Jahren und ist somit wahrlich kein Schnellschuss. Jeder Ton dieser höchst eigenständigen Mischung aus Country, Jazz, Pop und brasilianischen Klängen sitzt am rechten Fleck, denn k.d. lang überlässt nichts dem Zufall. Oder doch?
Glaubt man den Informationen der Plattenfirma Nonsuch, finden sich auf "Watershed" sogar einige "First Takes", also Aufnahmen, die schon nach dem ersten Einspielen für gut und richtig befunden und ohne weitere Änderungen auf das Album genommen wurden. So geschehen bei "Jealous Dog", dem letzen Titel der CD. "So hört es sich an, wenn ich zu Hause vor mich hin singe. Der gesamte Song ist an einem Morgen aufgenommen worden, direkt nachdem Bassist David Piltch und ich ihn geschrieben hatten. Ich zerlegte den Song in seine Bestandteile und spielte ihn neu ein. Und dann veränderte ich nichts mehr, rührte ihn nicht mehr an", erklärt die streitbare Künstlerin ihre Arbeitsweise. Auch bei dem Titel "Shadow Of The Frame" entstammt der Gesang aus der ersten Version, die k.d. lang zu Demo-Zwecken aufgenommen hatte. Doch nicht jeder Titel auf "Watershed" kommt derart rudimentär und reduziert daher. Das Gegenteil ist der Fall: Wohl austarierte Arrangements, eine geschmackvolle Instrumentierung, eine glasklare Produktion und die wundervolle Stimme, die k.d. lang auf "Watershed" so zurückhaltend eingesetzt, wie selten zuvor. "Es ist als würde ein Maler die Erdtöne neu entdecken, oder ein Koch sich darauf rückbesinnen, dass Meersalz das köstlichste Gewürz ist", erklärt die stimmgewaltige Sängerin ihren mit neuem Facettenreichtum verfeinerten Gesang.
Mit Country hat "Watershed" allerdings kaum etwas zu tun, obwohl k.d. lang mit country-typischen Instrumenten - Steel-Guitar-Meister Greg Leisz ist zum Beispiel mit von der Partie - und Stilmitteln arbeitet. Was dabei allerdings herauskommt ist Pop im Kammermusik-Format auf allerhöchstem Niveau. Wer dabei an den großen Komponisten und Arrangeur Burt Bacharach (Dionne Warwick, The Carpenters) denkt, liegt goldrichtig. Die wirklich ergreifenden Streicher-Arrangements, für die k.d. langs langjähriger Bandkollege Teddy Borowiecki verantwortlich zeichnet, tun ihr Übriges.
"Watershed" stellt jedoch keine Abkehr von dem Genre dar, mit dem k.d. lang auch weiterhin immer verbunden werden wird. Eher zeigt sie, was alles möglich ist in der Country-Musik, wie viele Stilrichtungen darin miteinbezogen werden können. Zudem untermauert sie ihren Status als originäre Künstlerin, die stets über den Tellerrand blickt und sich in keine Schublade pressen lässt. Mit dem experimentierfreudigen Label Nonsuch hat sie zudem eine Heimstatt gefunden, wo sie ihren Visionen ohne kommerziellen Druck nachgehen kann und, wer weiß, vielleicht wird ja das nächste Album von k.d. lang wieder ein richtiges Country-Album.
Fazit: Perfekt inszeniertes Kammer-Pop-Album einer unkonventionellen Sängerin, an dem vor allem der undogmatischere Flügel der Country-Gemeinde seine Freude haben dürfte. Fans von Lyle Lovett und Co. greifen zu.
Label: Nonesuch (Warner) | VÖ: 1. Februar 2008 |
Titelliste
Links
01 | I Dream of Spring | 07 | Sunday |
02 | Je fais la planche | 08 | Flame of the Uninspired |
03 | Coming Home | 09 | Flame of the Uninspired |
04 | Once in a While | 10 | Shadow and the Frame |
05 | Thread | 11 | Jealous Dog |
06 | Close Your Eyes |