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Mit Rockie Lynne betritt ein weiterer Newcomer die Country-Bühne. Ein eher ernster, romantischer, sanfter Typ, wie die Bookletfotos und die meisten Songs der größtenteils von Tony Brown (Vince Gill, Wynonna u.a.) produzierten Debüt-CD beweisen. Rockie Lynne ist eine Art James Blunt der Countrymusik. Doch genau wie viele Kritiker dem sanften Pop-Barden Blunt ein unterkühltes, etwas blutleeres Temperament vorwerfen, so reisst auch Rockie Lynne den Hörer mit seinen Songs und seinem Vortrag nicht gerade vom Hocker. Die Musik des ehemaligen Berufssoldaten und Absolventen der weltbekannten Gitarrenschule in Los Angeles G.I.T. (Guitar Institute of Technology) verströmt freilich fast durchwegs eine relaxte Atmosphäre und gute Laune. Doch gilt das nicht pauschal für das gesamte Country-Genre? Zur Profilbildung und dem Ausarbeiten einer unverwechselbaren musikalischen Handschrift reichen diese Tugenden jedenfalls nicht aus.
Auch nicht, dass sich Rookie-Rockie mit den meisten Songs auf ein gesichertes 08/15-Terrain begibt. Schon der Opener "Lipstick" wiederholt die schon wohl Tausende Male gehörten Phrasen und Harmonie-Verbindungen zeitgemäßer Countrymusic. Der Song ist nett, geht ins Ohr - und damit hat es sich aber auch schon. "The Only Reason", der nächste Track, entpuppt sich als brave, mit Fiddle-Klängen traditionell angelegte Ballade. Wieder nett.Originellere Klänge präsentiert der ehemalige Sideman von Nashville-Acts wie Noel Haggard und B.B. Watson erst mit dem vierten Titel: "Super Country Cowboy". Der Song erinnert in seiner ganzen Aufmachung - inklusive Rap, Gitarren-Riffs, Grooves - allerdings frech an Big & Rich. Mit dem Unterschied, dass Rockie Lynnes Stimme für diese härtere, modernere Gangart überhaupt nicht geschaffen ist. Mehr noch: die leider sehr plumpe Kopie wirkt aufgesetzt, aus Marketinggründen konzipiert und mit keinem Ton authentisch. Keine Frage, der kreative Tiefpunkt der CD.
Zum Glück schießt der gutaussehende Naturbursche aus North Carolina mit "That's Where Songs Come From" einen wesentlich gelungeneren Song hinterher: Eine im 60ies Flair gehaltene, soulige Ballade mit einem schönen Gitarrensolo und - wer genau hinhört - einem an Stings "Fields of Gold" erinnernden Melodiebogen. Über die nachfolgenden Titel lässt sich wieder wenig Originelles sagen, sie sind - richtig - einfach nur nett. Erst "Love Me Like You're Gonna Lose Me", Track Nummer neun, lässt mit an die frühen Byrds erinnernden Klängen wieder aufhorchen. Prima gemacht! Genauso wie das nachfolgende "Every Man's Got A Mountain", ein knorriger, im Stile der guten alten CCR gehaltener Country-Rocker. Mit "Holding Back The Ocean" dümpelt Rockie Lynne schnell noch im sonnenbeschienenen Gute-Laune-Fahrwasser von Kenny Chesney und Jimmy Buffett. Und mit "Red, White And Blue" serviert er zum Abschluss der CD eine satte Portion Patriotismus, die einem auf den Magen schlagen kann.
Fazit: Ein wirklich nettes Debüt eines netten Kerls, mit wenigen Highlights - aber auch mit wenigen Tiefpunkten. Wem der Arzt "keine Aufregung" verordnet hat, liegt hier goldrichtig.
Label: Universal South (Universal) | VÖ: 23. Mai 2006 |
Titelliste
Links
01 | Lipstick | 07 | Big Time In A Small Town |
02 | The Only Reason | 08 | Don't Make This Easy On Me |
03 | More | 09 | Love Me Like You're Gonna Loose Me |
04 | Super Country Cowboy | 10 | Every Man's Got A Mountai |
05 | That's Where Songs Come From | 11 | Holding Back The Ocean |
06 | Do We Still | 12 | Red, White And Blue |
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