Aaron Tippin - In Overdrive

Aaron Tippin - In Overdrive CD Cover
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Redaktionswertung Bewertung: 3 Sterne = ok
Userwertung

Meine Güte, wie die Zeit vergeht. So lange scheint es noch gar nicht her zu sein, als Aaron Tippin muskelbepackt und mit pechschwarzer Vokuhila-Frisur von so manchem CD-Cover aus seinem wuchtigen Schnauzer grinste. Der Oberlippenflokati ist immer noch da und immer noch voluminös - aber das Haupthaar: licht, raspelkurz und so grau wie ein Mausfell bei Neumond. Tja, selbst Pop- und Countrystars altern. Aber Aaron Tippin tut das wenigstens mit gewisser Würde. Er mogelt nicht herum, macht sich nicht jünger und auch nicht hipper als er ist - und besinnt sich auf die Traditionen der Countrymusik. Auf robuste Klänge, die ihm seit jeher gut zu Gesicht stehen.

Den deutlich sichtbaren Anzeichen körperlichen Verfalls zum Trotz nennt er sein Album ganz kess "In Overdrive". Aus guten Gründen. Der im Juli 2009 51 Jahre alt werdende Sänger aus Pensacola, Florida, hat sich für diese CD 14 echte Trucker- und Highway-Songs zur breiten Brust genommen. Ein richtiges Konzeptalbum also.
Für den Start sorgt eine launige Interpretation von "East Bound and Down", ein Klassiker aus der Feder von Jerry Reed. Dem im Sommer 2008 verstorbenen Sänger, Schauspieler und grandiosen Gitarristen ist die CD übrigens gewidmet ("Jerry Reed, who gave me the inspiration to bring truckin' music back"). Der einstige Kumpel von Burt Reynolds und Chet Atkins wäre mit dem Album bestimmt einverstanden gewesen. Denn ähnlich wie früher Reed, setzt auch Tippin hier vor allem auf: Spaß, (Over)Drive und naturbelassene Trucker-Attitüde.

Einigen Songs tut diese Hemdsärmeligkeit richtig gut. Zum Beispiel "Drivin' My Life Away". Im Gegensatz zum hübschen, aber auch etwas zu braven Original von Eddie Rabbit drückt Schnauzbart-Tippin hier das Gaspedal bis zum Anschlag durch - mit wuchtig hämmernden Drums, zupackenden, dennoch konsequent im Country-Fahrwasser schippernden Gitarrenriffs und einem Gesang, der sehr nach Sixpack und Bar-B-Q klingt. Macho-Sound? Und wie!

Auch in "Six Days On the Road" (im Original von Dave Dudley), dem nostalgischen "Chicken Truck" und in Dave Loggins Highway-Hymne "Roll On" lässt er seine Muskeln spielen. Am schönsten und vielleicht auch musikalischsten in der Merle Haggard-Landstraßen-Schönheit "Movin' On". Dem von Haus aus recht flott angelegten Titel verpasst Tippin mit Rockabilly-Riffs, Gitarrensolo und lakonischen Jokes einen echten Turbolader. Der Song geht richtig gut ab.

Apropos "Jokes". Inspiriert von ausgemachten Witzbolden wie Brad Paisley, Rodney Carrington und Ray Stevens fühlt sich offenbar auch Aaron Tippin als Scherzkeks berufen. In "The Ballad of Danger Dave and Double Trouble" wird also geulkt, das "Girl On the Billboard" beschreibt er mit ach so originellen Überblende-Piepsern (hat das nicht schon Frank Zander vor 30 Jahren gemacht?) und in "White Knight" kredenzt er mit brummiger Brummbärenstimme eine Art Musical-Hörspiel. Mit den beiden Eigenkompositionen "Drivin' Fool" und "Drill Here, Drill Now" klingt das Album zum Glück solide aus.

Fazit: Aaron Tippin gibt den Highway-Macho - solider Country mit mehr Highlights als Fehlzündungen.

Label: Nippit (in Deutschland nicht erschienen) VÖ: 10. Februar 2009

  • Titelliste

  • Links


01 East Bound and Down 08 Girl on The Billboard
02 Truck Drivin' Man 09 Long White Line
03 Drivin' My Life Away 10 Movin' On
04 Six Days on the Road 11 White Knight
05 Chicken Truck 12 Roll On
06 The Ballad of Danger Dave and Double Trouble 13 Drivin' Fool
07 Prisoner of the Highway 14 Drill Here, Drill Now

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