Days Go By - aber manchmal leider viel zu schnell (Bericht zum Tourauftakt von Keith Urban)

Pünktlich um 21:00 Uhr gingen im ausverkauften Hamburger Grünspan die Lichter aus und Holly Williams stand mit ihrer Gitarre auf der Bühne und sang ihre gefühlvoll melancholischen Balladen aus ihrem Debüt-Album "The Ones We Never Know". Leider waren in der hinteren Hälfte des Hauses so viele Besucher aus der Theken-Fraktion unterwegs, dass die aussagekräftigen Texte der Newcomerin aus Nashville, zumindest in diesem Bereich im Grünspan, sich dem Lärmpegel der zwischenmenschlichen Kommunikation unterordnen mussten. Eigentlich schade, denn so konnten die vielen Country-Fans, die noch Wert auf starke Texte legen, nur erraten, was von der Bühne herunter schallte. Dennoch ohne Frage das erste Highlight des Abends. Nach 30 Minuten war Holly Williams fertig und das Saallicht ging wieder an.

Um 22:00 Uhr verdunkelte sich der Saal wieder und aus den Lautsprechern spielte von CD der Beatles-Klassiker "Hello, Goodbye", den Keith Urban für einen gekonnten Auftakt nutzte und zum Schluss anstatt von CD das "Hello" live ins Mikrophon sang. Drei Takte von "Days Go By" und der Saal kochte. Ohne Frage hatte das Publikum Urban bereits von Anfang an ins Herz geschlossen. Die Stimmung war ausgelassen gut - nur die Bemühungen, am Anfang, von Urban mit dem Publikum zu kommunizieren wirkten etwas gestellt. So wurde, wie bereits bei der Aufzeichnung des WDR Radio-Konzertes, derselbe Fan mit derselben Begründung auf die Bühne geholt. Sie hatte ein Schild mit dem Text "Illness: Urbanitis - Cure: Hug" (übersetzt: "Krankheit: Urbanitis, Heilung: Umarmung") in die Luft gehalten und Urban wollte sie erneut mit einer Umarmung "heilen". Aber das Hamburger Publikum heizte dem Neuseeländer so ein, dass er im Laufe des Konzertes immer öfter den eigens angereisten "Grünspan-Volks-Chor" einsetzte, der zum Beispiel den Anfang von "Somebody Like You" ganz und gar ohne Hilfe des Country-Sängers zum Besten gab. Nach dem Konzert sagte Urban, dass er überrascht sei, dass so viele Leute die gesamten Texte seiner Lieder kennen. In Amerika könnten die Fans nur den Refrain.

Hinter der Bühne war eine Videoleinwand aufgehängt, auf der bei einigen Liedern der Videoclip oder andere Filme eingespielt wurden. Besonderer Leckerbissen für Fans dürften wohl die Kinder- und Jugendbilder von Urban gewesen sein, die während "God's Been Good to me" eingeblendet wurden.

Nach den ersten gut 30 Minuten schickte Urban seine Band in eine Pause und spielte zunächst auf der Akustik-Gitarre "Homespun Love", dass er kurz durch Dave Admunds' "I Hear You Knocking" unterbrach. Nach einem Wechsel zu einer elektrischen Gitarre spielte er "But for the Grace of God", das er kurz durch den Dolly Parton Klassiker "Jolene" unterbrach. Begleitet wurde er nur durch Chris McHugh, seinem Schlagzeuger, an den Bongos.

Nachdem Keith Urban eine Stunde auf der Bühne stand, gönnte er seine Stimme eine kurze Pause und rückte seine Band für "What It Takes" in den Vordergrund. Den Gesang übernahmen Jerry Flowers (Bass) und Chris Rodriguez (E-Gitarre). Gute Idee, aber leider der völlig falsche Songs. Hier muss der Country-Fan sich auch im Rock oder Hardrock wohlfühlen, um diesen Song zu mögen. Gott sei Dank kehrte Keith Urban dann für "You'll think of Me" zurück auf die Bühne.

Als besonderes Schmankerl des Abends dürfte wohl die Aufführung von "Nobody Drinks Alone" gezählt werden, denn diesen Song spielt Urban bei seinen Konzerten in den USA nicht. Lediglich uns Europäern wird er dargeboten.

Um 23:30 Uhr war dann fast Alles vorbei, aber das Hamburger Publikum wollte Urban nicht gehen lassen. So kam er noch einmal zurück und setzte sich ans Keyboard, um "Tonight I Wanna Cry" vorzutragen. Anschließend griff er noch zur Gitarre und gab dann zwei weitere Zugaben.

Unterm Strich ein wirklich gelungenes Konzert, dass jeden Cent seines Eintrittspreises wert war. Schade nur das nicht nur "die Tage vorbei gehen", sondern auch die Konzertnächte. Alle die sich nicht schnell genug entschieden haben, haben sicherlich die Chance verpasst Keith Urban so hautnah und zu so günstigen Eintrittspreisen zu sehen, denn bei der nächsten Tour dürfte der Veranstalter die Preise kräftig anziehen. Aber bis dahin kann man sich ja mit der DVD "Livin' Right Now" über Wasser halten.

Setlist:
Days Go By (Monty Powell & Keith Urban)
You Won (Rodney Crowell & Keith Urban)
God's been good to me (Keith Urban)
Raining on Sunday (Radney Foster)
Better Life (Richard Marx & Keith Urban)
You Look Good In My Shirt (Tony Martin/Tom Shapiro/Mark Nesler)
Homespun Love (Vernon Rust & Keith Urban)
I hear You Knocking (Dave Bartholomew & Pearl King)
But for the Grace of God (Charlotte Caffrey, Jane Wiedlin & Keith Urban)
Jolene (Dolly Parton)
Jeans On (David Dundas & Roger Greenaway)
Making Memories of us (Rodney Crowell)
What It Takes (Tyler, Perry, Child)
You'll Think of Me (Dennis Matkosky & Ty Lacy)
Nobody Drinks Alone (Matraca Berg & Jim Collins)
Better Life (Richard Marx & Keith Urban)
Somebody Like You (John Shanks & Keith Urban)

Zugaben:
Tonight I Wanna Cry (Monty Powell & Keith Urban)
Who Wouldn't Wanna be Me (Keith Urban & Monty Powell)
These Are The Days (Monty Powell & Keith Urban)

vgw
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