Mit "Chapter & Verse" legt Gabby Barrett ihr zweites Album vor
Das machte sich natürlich auch bei ihren Veröffentlichungen bezahlt: Ihr 2020 erschienenes Debüt-Abum "Goldmine" erreichte Platz vier in den Country- und einen mehr als respektvollen 27. Platz in den US-Charts. Noch besser schnitten sogar noch (die ersten beiden) Singles ab: "I Hope" und "The Good Ones" schafften es auf Platz eins der Country-Bestenliste und in den Pop-Charts landeten sie sehr weit vorne und kassierten mehrfach heißbegehrte Edelmetall-Auszeichnungen.
Gabby Barrett: nutzte das Karrieresprungbrett Casting-Show
Ganz so großartig ging es aber für die aus Munhall, Pennsylvania, stammende Sängerin nicht weiter. Die beiden nächsten Singles schlugen sich noch wacker. Doch - und das dürfte Gabby Barrett zu denken gegeben haben - der erste Single-Vorbote von "Chapter & Verse", das im Juni 2023 veröffentlichte "Glory Days", stieß in der Country-Gemeinde auf etwas weniger Begeisterung: Mehr als Platz 36 war nicht drin. Und für die Hot 100, den Pop-Charts, reichte es gar nicht.
Woran mag das liegen? Der Song ist schließlich gut. Ein unspektakulärer, netter Country-Pop-Song mit ein paar Folk-Einflüssen. Ruhig in den Strophen, laut im Refrain. Der Groove perkussiv, dynamisch, druckvoll. Kurz: ideales Mainstream-Futter. Aber eben auch kein Song, an dem man nicht dran vorbeikommt. Für das bescheidenere Charts-Abschneiden aber dürfte es einen anderen Grund geben: ihre TV-Präsenz ging nach den absolvierten Casting-Shows massiv zurück. Und da wir es mit einem schnelllebigen Business und dazu mit einer Kundschaft mit ausgeprägtem Kurzzeitgedächtnis zu tun haben, ist ein kommerzieller Sinkflug fast unvermeidlich.
Doch was soll's. So sind nun mal die Spieregeln. Deshalb aber die Flinte, beziehungsweise das Mikrofon, ins Korn werfen? Für eine Vollblut-Sängerin wie Gabby Barrett ist das keine Option. Ganz im Gegenteil sogar. Denn in den 14 neuen Tracks zieht sie alle Register. Zumindest stimmlich. Musikalisch dagegen hält sich ihre Spannweite eher in Grenzen. Ihr Terrain ist der moderne Country-Pop, angereichert mit ein paar Roots-Elementen und gelegentlich mit einer spirituellen Botschaft. Als Sängerin aber hat sich die am 5. März 2024 erst 24 Jahre alt werdenden Künstlerin hörbar weiterentwickelt.
"Chapter & Verse": Beleg der künstlerischen Weiterentwicklung
Das zeigt sie in rustikalen, dynamischen Country-Pop-Tracks wie "Cowboy Back" und "You're My Texas", in dem absolut hittauglichen Opener "The Chapter" oder in den immer wieder eingestreuten Balladen. Vor allem in Letzteren. Die langsamere Gangart und ein mollgefärbtes Arrangement scheinen der jungen Sängerin zu liegen. Deshalb setzt sie mit der sehr romantischen "Dance Like No One's Watching", mit der angenehm sanft abgemischten Folk-Pop-Perle "Had It All" und mit der dynamischen Power-Ballade "Growin' Up Raising You" drei Glanzlichter der CD.
Es sind nicht die einzigen. Bestnoten verdienen sich auch der hymnische, originell betitelte Country-Pop-Track "God, Money & Love" und das mit hemdsärmeligen Banjo-Linien und - als Kontrapunkt - einem großartigen E-Gitarrensolo ausgestattete "Off The Highway". Gelegentlich spielt Gabby Barrett mit dem Einsatz ihrer Kopfstimme. Sie macht das gut (etwa bei "Grow Apart") und sie dosiert dieses effektive Stilmittel zurückhaltend und unaufdringlich. Gelegentlich erinnert sie mit ihrer mal weichen, dann wieder kraftvollen Stimme sogar an Miranda Lambert. Auch das: ein Beleg für ihre Weiterentwicklung.
Fazit: Auf ihrem zweiten Album "Chapter & Verse" überzeugt Gabby Barrett als gereifte Sängerin. Stilistisch setzt sie in den 14 Tracks vor allem auf modernen Country-Pop - solide aber auch unspektakulär.