Brent Cobb - Southern Star

CD Cover: Brent Cobb - Southern Star

Auf seinem neuen Album "Southern Star" verneigt sich Brent Cobb vor seinem Heimatstaat Georgia

Brent Cobb ist kein Country-Act von der Stange. Er hat seinen eigenen Kopf, seinen eigenen Sound - und dazu mit Dave Cobb einen der besten Country-Produzenten im Familien-Stammbaum. Keine üblen Voraussetzungen für eine Karriere. Trotzdem kann man nicht gerade behaupten, dass der 1986 in Americus, Georgia, geborenen Künstler zum Überflieger des Genres avancierte.

Von seinen bislang fünf erschienenen Alben schlugen sich nur die zweite und dritte Veröffentlichung ordentlich in den Charts, die letzten beiden blieben unter ferner liefen.

Brent Cobb: ein Country-Individualist mit einem Faible für Nostalgie

Na ja, sein letztes Werk aus dem Vorjahr hieß "And Now Let's Turn to Page..." und hielt Gospel-Songs parat. Nicht gerade der Stoff, aus dem Hits geschneidert sind. Ob dem Grammy-nominierten Sänger und Songschreiber mit "Southern Star" das Charts-Comeback gelingt ist freilich nicht gesichert. Denn auch die zehn neuen Tracks weisen Brent Cobb als musikalischen Individualisten aus, der - neben Country und Folk - auch andere Einflüsse zulässt. Beispielsweise Soul- und Funk-Töne.

Ein etwas anderer Sound als zu Beginn seiner Karriere vor rund 17 Jahren. Da galt er noch als Vertreter des staubigen "Blue Collar Country" mit einer Nähe zum Bluegrass. Für sein - von Cousin Dave produziertes - Werk "Shine on Rainy Day" erhielt er allerdings eine Grammy-Nominierung in der Rubrik "Best Americana Album". Man sieht: der Mann ist musikalisch nicht so einfach zu fassen. Er schlägt haken, macht stilistische Wendungen und, das muss dazu gesagt werden, bleibt letztendlich doch immer bei sich selbst. Dafür sorgt schon sein tiefenentspannter Gesangsvortrag, der ihn immer wieder schmeichelhafte Vergleiche mit Ikonen wie Willie Nelson, Merle Haggard oder Schmuse-Souler Al Green einbringt.

Auf "Southern Star" bleibt es aber nicht nur bei der stimmlichen Ähnlichkeit mit diesen drei Legenden. Von jedem einzelnen dieses ruhmreichen Trios übernimmt Brent Cobb auf dem neuen, erstmals selbstproduzierten Album auch musikalische Elemente. Von Willie die allumfassende, durch nichts aus der Ruhe zu bringende Unaufgeregtheit, von Merle das Unangepasste, Rebellische und von Schmusekater Al übernimmt er das Romantische und Gefühlsbetonte. Ein Mix, der nicht aufgehen kann? Von wegen! Stilsicher serviert er zehn Songs, die begeistern können - und trotz unterschiedlicher Rezepturen als homogenes Gesamtwerk überzeugen.

Was gleich beim Opener und Titeltrack auffällt: die große Rolle, die den Keyboards im Sound-Setup zukommt. Orgel, Wurlizer- und Fender-Rhodes-Piano geben in einigen Tracks den Ton an. Instrumente, die im jazzigen Soft-Pop ihre Paraderollen haben und bei denen zu jeder gespielten Note immer auch eine Prise Nostalgie mitschwingt. Diese stellt sich auch bei "Southern Star" sofort mit den ersten Rhodes-Akkorden ein. Da der Pianist aber keine jazzigen Töne anschlägt, sondern eine sehr gefällige Country-Folk-Melodie, fühlt man sich an einen 1970er-Jahre-Country-Song erinnert. An Eddie Rabbit oder T.G. Sheppard vielleicht, oder eben an Willie Nelson. So lässig und liebenswert er über seine Südstaaten-Heimat Georgia singt, würde man am liebsten sofort seinen Koffer packen, um den nächsten Flieger nach Atlanta zu nehmen. Wenn das Leben so ist, wie es hier klingt, dann muss es ein Traum sein.

Eine musikalische Verneigung vor den Südstaaten: "Southern Star"

Auch das anschließende "It's a Start" ist von Hektik meilenweit entfernt. Ein ruhiger, akustisch gehaltener Country-Folk, der jeden Blutdruck binnen weniger Takte um etliche Einheiten senken lässt. Bevor wir aber gemütlich wegdämmern, kredenzt er mit "Livin' the Dream" (kein so besonders origineller Titel) einen, im funky-souligen Midtempo-Track. In dieser Ecke bleibt er auch mit dem nachfolgenden "Patina", bei dem er auf wunderbare Weise den schwarzen Soul mit dem weißen Folk vermählt. Ein schöner, melodiöser Song wie ihn auch Otis Redding oder - der bereits erwähnte - Al Green im Repertoire haben könnten. Starke Leistung!

Nicht weniger beeindruckend ist die Performance bei den nachfolgenden Songs "'On't Know When" und "Devil Ain't Done". In diesen Tracks schlägt der coole Brent mal etwas härtere Töne an. Und dazu einen Rhythmus, der an die guten, alten Little Feat erinnert: eine Art "Dixie Chicken 2.0". Lässig, tanzbar und dazu melodiös. Letzteres gilt auch für die restlichen Nummern. Bei "Kick the Can" verströmt er Neil Young-mäßige Folk-Poesie, bei "Miss Ater" gelingen ihm herrliche Folk-Harmoniewendungen und mit "When Country Came Back to Town" landet er einen der schönsten Romantik-Tracks der jüngeren Vergangenheit. Mit der rudimentär arrangierten Folk-Ballade "Shade Tree" (Akustik-Gitarre, Mundharmonika, ein bisschen Percussion") lässt er das Album ausklingen, wie er es begonnen hat: entspannt, in sich ruhend, etwas melancholisch und trotzdem voller Zuversicht.

Fazit: Auf "Southern Star" lebt Brent Cobb sein Gespür für schöne Harmonien und Melodien hemmungslos aus - und verknüpft dabei Country und Folk mit Soul und Funk. Ein gefühlsbetontes Album mit ganz viel Nostalgie.

Label: Ol' Buddy / Tirty Tigers (Membran) VÖ: 22. September 2023
Disk 1
01 Southern Star
02 It's a Start
03 Livin' the Dream
04 Patina
05 'On't Know When
06 Kick the Can
07 Devil Ain't Done
08 When Country Came Back to Town
09 Miss Ater
10 Shade Tree
vgw
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