Kiefer Sutherland - Bloor Street

CD Cover: Kiefer Sutherland - Bloor Street

Bei seinem dritten Album "Bloor Street" geht der singende Hollywood-Star Kiefer Sutherland auf beschwingten Heartland-Rock-Trip

So mancher Hollywood-Star fühlt sich auch als Sänger berufen. Der eine oder andere macht das sogar ziemlich gut. Man denke nur an Kevin Costner oder Jeff Bridges. Aber auch deren Kollege Kiefer Sutherland schlägt sich in seiner Musiker-Nebenkarriere mehr als wacker. Sein zweites, 2019 erschienenes Album "Reckless & Me", avancierte in Großbritannien sogar als echter Americana- und Country-Hit und landete auf Platz eins der Genre-Charts. Jetzt legt der "24"-Star mit "Bloor Street" nach - mit elf, größtenteils im gemäßigten Heartland-Rock angesiedelten Tracks.

Mit dem Titeltrack eröffnet Kiefer Sutherland den Songreigen seiner dritten CD. Ein Song, der mit gefälligen Harmonien und unaufgeregtem Midtempo-Groove sofort ins Ohr geht. An wen man dabei denkt? An Heartland- und Folk-Rock-Größen wie Jackson Browne, John Mellencamp, Tom Petty oder die Eagles. Ähnlich wie die genannten Kult-Rocker verströmt auch Sutherland in dem Song eine von Freiheit und Fernweh geprägte Highway-Romantik, bei der Hektik und ausgefuchste Arrangement-Kniffe keinen Einlass finden. Es rollt dahin. Unangestrengt, gemächlich und so entspannt wie ein 12-Zylinder Oldsmobile auf einem texanischen Highway.

Kiefer Sutherland kann auf VIP-Bonus vertrauen

Das heißt aber nicht, dass sich Kiefer Sutherland gleich mit Brown, Petty & Co. messen kann. Das sicher nicht. Denn dafür ist - muss man leider sagen - seine Stimme dann doch um einen Tick zu dünn und, auch das muss gesagt sein, zu wenig charismatisch. Er singt prima. Das schon. Doch zum packenden Hörerlebnis, für das die erwähnten Musikgrößen stets sorgten und sorgen, fehlt das gewisse Etwas: vielleicht der letzte Funke Hingabe. Vielleicht die winzige Dosis Musiker-Verrücktheit. Vielleicht aber ist es einfach auch nur der Tatsache geschuldet, dass Kiefer Sutherland eben nicht mehrere Jahrzehnte Tournee- und Tonstudio-Erfahrung auf dem Karrierebuckel hat. Er ist ein Quereinsteiger. Ein Rookie - durchaus mit Talent und Leidenschaft. Vor allem aber, und auch das ist eine Wahrheit, darf Kiefer Sutherland bei seinen Musiker-Ausflügen auf seinen VIP-Status zählen. Ein klarer Vorteil gegenüber anderen musikalischen Neulingen.

Mit diesem Promi-Ass im Ärmel fand Sutherland für die Produktion von "Bloor Street" - natürlich! - ausgezeichnete Arbeitsbedingungen vor: top Musiker, top Songschreiber und mit Chris Lord-Alge (Keith Urban, Carrie Underwood) hat ein mehrfacher Grammy-Gewinner die Produktion übernommen. Solide Wertarbeit ist damit schon von vorneherein garantiert. Deshalb findet sich unter den elf Tracks der CD auch kein einziger richtig schwacher Song. Im Gegenteil: Jeder Track erfüllt mühelos hohe Qualitätskriterien. Jeder ist so schlüssig wie ein Hollywood-Thriller arrangiert, mit mehrheitsfähigen Melodien, gefälligen Hooklines und, so viel Anspruch muss sein, dem einen oder anderen inhaltlichen Reizpunkt. Man nehme nur "County Jail Gate". In der mit lieblichen Klaviermelodien eingeläuteten Ballade erzählt der 55-Jährige von einem zu "Lebenslang" verurteilten Kriminellen, vom trist perspektivlosen Alltag eines Inhaftierten - untermalt von einer weinenden, ganz an Jackson Browne-Sideman David Lindley erinnernden Slide-Guitar. Auch deshalb lässt der Track an Brownes Meisteralbum "Running On Empty" denken.

"Bloor Street" - in der Tradition von Tom Petty, Jackson Browne und John Mellencamp

Ein Manko des Albums ist das vorherrschende Tempo: Die meisten Tracks sind im gemütlichen Midtempo bereich justiert, Ausreißer nach oben oder nach unten sind rar. Einer davon ist "Goodbye". In dem an alte Stax-Aufnahmen gemahnenden R&B-Track zieht die versierte Rhythmus-Crew die Zügel erfreulicherweise spürbar an und sorgt für ersehnte Abwechslung von der dominanten Comfort-Zone. Auch musikalisch liefert der soulige Titel Zündstoff, was Sänger Kiefer Sutherland hörbar zu einer leidenschaftlichen Interpretation motiviert.

Weitere "Bloom Street"-Highlights setzen die Tom-Petty-typischen, kraftvoll inszenierten Songs "Lean Into Me" und "Chasing The Rain", das mit Stones-Riffs garnierte "Set Me Free" und das süße, an den alten Katharina & The Waves-Eurovisions-Sieger-Song "Shine A Light" erinnernde Duett "Down The Line", mit dem Kiefer Sutherland sein drittes Album stimmungsvoll beendet.

Fazit: Kein Blockbuster, aber allemal solide Wertarbeit: Kiefer Sutherland serviert mit seinem dritten Album "Bloom Street" gediegenen, aber hochprofessionell produzierten Heartland- und Folk-Rock.

Label: Cooking Vinyl (Indigo) VÖ: 21. Januar 2022
01 Bloor Street
02 Going Down
03 Two Stepping in Time
04 So Full of Love
05 County Jail Gate
06 Goodbye
07 Lean into Me
08 Chasing the Rain
09 Nothing Left to Say
10 Set Me Free
11 Down the Line
vgw
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