Ein toller Auftakt
Die frischen Herbstwinde haben etwa 1.100 Gäste durch die stählernen Eingangstüren der Fabrik geweht, Twinnie schafft mit ihrem Gitarristen einen warmen Einstieg: Der erste Song, "Daddy Issues", erzählt ihr Liebesleben, erklärt die 32-jährige Country-Sängerin lachend. Ihre charaktervolle und voluminöse Stimme kommt richtig gut an, das Publikum singt ihre unkomplizierten Lyrics erstaunlich schnell mit. Die Gäste in der Hamburger Fabrik sind warm geworden, sie beklatschen und bejubeln die strahlende Sängerin. Ein wirklich gelungener Auftakt.
Es vergehen 20 Minuten voller Hochspannung. Alle wollen Kiefer Sutherland sehen und singen hören - live! Denn das Gesicht des Hollywood-Stars ist kein unbekanntes. So flackerte es schon über Kino-Leinwände, den Fernseher und erscheint oft ganz weit vorne bei Netflix auf dem Cover der berühmten Serie "Designated Survivor", in der er die Hauptrolle spielt. Das Publikum ist bunt durchmischt, ganz vorne an der Bühne stehen jedoch auffällig viele weibliche Fans, die sich angeregt unterhalten. Vereinzelt schmücken ein paar Cowboy-Hüte die Köpfe männlicher Besucher und auch ein Flanell-Hemd blitzt hier und da durch. It’s Country-Time!
Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit kommen die Bandmitglieder in echter Country-Manier auf die Bühne - abgerockte Cowboystiefel ummantelt mit Jeans-Schlaghosen positionieren sich hinter den Mikros und Instrumenten. Die Band stimmt "Rebel Wind" an. Und dann ist er endlich da: Kiefer Sutherland erobert energetisch die Bühne - springt in der Manier eines Action-Stars auf eine Anhöhe am Bühnenrand und lässt die Saiten seiner E-Gitarre erzittern. Die Fans sind völlig aus dem Häuschen. Kiefer Sutherland hat nicht nur eine kraftvolle, angenehm kratzige Stimme, er ist ein wahrer Entertainer. Der kanadische Country-Musiker/Schauspieler nutzt das gesamte Areal der Bühne, füllt sie mit seiner Präsenz aus - springt, tanzt und flirtet mit dem Publikum. Eines ist ganz klar: Der Hollywood-Star fühlt sich im bunten Scheinwerferlicht der Fabrik richtig wohl. Er sprüht vor Leidenschaft und Liebe zu dem, was er heute hier in Hamburg bietet - nämlich: richtig gute Musik!
Country, Rock 'n' Roll und Romantik
Nicht weniger energetisch geht’s mit den nächsten Songs wie "Something You Love" und "Reckless & Me", beide aus seinem aktuellen Album "Reckless & Me", weiter. Zwischen den Liedern bedankt sich der 52-jährige Weltstar charmant und bescheiden bei den entflammten Fans. Er wechselt hin und wieder zwischen seiner Akustik- und E-Gitarre. Seine Musik ist geprägt von weichen Country-Klängen und Elementen aus dem Rock 'n' Roll, die es in sich haben. Sanft streicht er in einem Song die Saiten, während er kurz danach die Bühne zum Beben bringt.
Nachdem die letzten Töne seines Welthits "Open Road" verklungen sind, wird es romantisch in der alten Fabrik. "Ich liebe Liebeslieder", gibt der Musiker zu. "Ich liebe sie vor allem dann, wenn sie die wahren Seiten einer Liebe und einer Beziehung beleuchten, keine Märchen oder Hollywood-Filme, sondern die Seiten mit Schweiß und Tränen." Kiefer Sutherland trifft mit seiner Aussage definitiv den Geist der Zeit, es wird ganz still im Saal. In seinem nächsten Song "Faded Pair of Blue Jeans" geht es genau um diese "perfect imperfection" einer Liebesgeschichte aus dem wahren Leben. Passioniert und gefühlvoll performt der Sänger mit geschlossenen Augen sein Liebeslied.
Kiefer Sutherlands Alben sind wie Tagebücher. Musik ist für ihn eine Möglichkeit Erlebtes und Prägendes zu verarbeiten. Er ist authentisch und teilt immer wieder die Geschichten hinter den manchmal tragischen Songs. Familienerlebnisse liefern die Lyrics vieler Lieder, wie im gleichnamigen Song " Saskatchewan": Seine Mutter ist in Lebensgefahr, als er sich auf einen 15-stündigen Flug nach Saskatchewan macht. Voller Angst, dass er vielleicht für den Abschied zu spät kommt, versucht er seine Gefühle in der Musik zu verarbeiten und schreibt den Song als Abschiedslied. Die Fans sind spürbar erleichtert, als er die Situation auflöst und erzählt, wie seine Mutter zurück ins Leben fand.
Eine glorreiche Kiefer Sutherland Show geht zu Ende
Zum Abschluss ging es nochmal richtig ab. Kiefer Sutherland animiert die begeisterten Fans. Die Menge tanzt und genießt diese Wahnsinns-Show. Nicht nur der Frontsänger bringt Herzblut auf die Bühne, auch seine Band liefert richtig ab. Bis auf die Knie rocken die Gitarristen ihre Instrumente. Nach eineinhalb Stunden geballter Bühnenpower verlässt die Band den Schauplatz. Wortlos. Cool. Mit so einem Abschied geben sich die mitgerissenen Fans natürlich nicht zufrieden. Der Applaus nimmt kein Ende und die sechs Musiker kommen noch einmal zurück. Als Zugabe gibt es Altbewährtes, und fast alle singen den Refrain von "Knockin’ on Heaven’s Door" mit. Mit "Agave" schließt Kiefer Sutherland diesen großartigen Abend ab. Er hat heute nicht nur ein Stück Hollywood, sondern auch Weltklasse-Musik, waschechten Country-Style und intensive Stimmung mit nach Hamburg gebracht.
Glücklich und berauscht verlassen die Gäste die Fabrik. Für jeden war was dabei. Die Country-Begeisterten sind musikalisch sichtlich zufriedengestellt. Fans, die den Schauspieler einfach mal hautnah erlebten wollten, sind überrascht, was der Kanadier so alles drauf hat. Er ist eben ein Mann mit vielen Talenten.
Bei seinem Tournee-Enthusiasmus wird es sicher nicht lange dauern, bis Kiefer Sutherland wieder hier in Hamburg aufkreuzt. Darauf dürfen wir uns jetzt schon freuen. Weitere Konzerte seiner teils ausverkauften Tournee stehen auch in unserem Terminkalender.