The BossHoss und Kiefer Sutherland heizten im Wasserschloss Klaffenbach bei Chemnitz ein
Man muss sagen, kaum eine Band ist näher an ihren Anhängern, als The BossHoss. Nahezu täglich sind vor allem Alec Völkel und Sascha Vollmer in ihren Kanälen der sozialen Netzwerke präsent und nehmen jeden, der es möchte mit, an ihrem (Tournee-)Leben teilzuhaben. In ihrer Freizeit stellen sie sich auch schon mal auf den Alexanderplatz oder in eine U-Bahn-Station in ihre Heimatstadt Berlin und geben spontan ein Straßenkonzert oder sie antworten auf Hate-Kommentare, zu denen sie sich dann freundlich und rational äußern. Da mag man nun auch endlich vergessen, dass ihr letztes Album "Electric Horseman" halt wirklich ein nettes Experiment war, das es eben gab, doch jetzt sind sie wieder in der Spur und bekennen sich zu ihren Cowboy-Wurzeln. So hatten es sich sehr viele gewünscht.
Sommer-Tournee 20 Jahre The BossHoss
Am 30. Mai 2024 startete die aktuelle Jubiläumstournee und am gestrigen Sonntag, den 21. Juli 2024, machte die Band in diesem Zuge Halt im Südwesten Sachsens. Das Wasserschloss Klaffenbach bei Chemnitz trägt eine jahrhundertealte Geschichte und seit 2006 finden dort regelmäßig Kulturevents statt. Eine prächtige Kulisse, die The BossHoss und der Veranstaltung an sich gerecht wurde.
Als vor einigen Wochen bekannt wurde, dass US-Künstler Kiefer Sutherland für vier Konzerte die The BossHoss begleiten würde, dürften die Ticketverkäufe noch einmal deutlich nach oben gegangen sein. Diese Kombi versprach besondere Energie und diese wurde umgesetzt.
Kiefer Sutherland, mehr als nur ein Opener
Natürlich wäre es eine Herabwürdigung, einen Star wie Kiefer Sutherland in der Rolle des Aufheizers zu sehen, der auf den Top Act des Abends vorbereitet. Bei diesem Konzert durfte man es durchaus als gleichwertig betrachten, ihn und The BossHoss in einer Show als Paket zu bekommen. So sahen es wohl auch viele, die dafür Eintritt bezahlten, denn der Amerikaner ist durch einige Jahre Live-Shows in Deutschland inzwischen bekannt und füllt die Hallen.
Kiefer Sutherlands Stil ist stimmig, passte auch an diesem Abend eigentlich zum Gesamten. Fast ein wenig schade, dass das Chemnitzer Publikum den Gast scheinbar nicht so wirklich zu würdigen wusste. Sein Set, bei dem er sich mit seiner kompletten sechs-köpfigen Band präsentierte, wurde von den meisten, so schien es, durchaus als angenehm wahrgenommen, jedoch auch gern nochmal dazu genutzt, sich mit Getränken und einer kleinen Stärkung zu versorgen, bevor der Haupt-Act beginnen sollte. Einige jedoch genossen auch den gut 45-minütigen Auftritt Kiefer Sutherlands und kannten seine Songs, wie "Down in a Hole" oder "Goodbye California".
Querschnitt durch 20 Jahre The BossHoss mit Rückkehr zu den Wurzeln
Bei tropischen 30 Grad hätte es eigentlich weder Anheizen, noch eine Pyro-Show gebraucht, doch da wäre man in einem The BossHoss-Konzert falsch. Sobald die Musiker die Bühne für sich in Anspruch nehmen, gibt es von der ersten Sekunde kein Halten mehr und diese Fähigkeit haben sie nicht verloren. Das Grundkonzept ihrer Show wurde nicht verändert, warum auch? Das Publikum möchte genau das "gute alte Zeug", wie "Don't Gimme That" oder "Hey Ya" hören und dabei mitmachen. Doch neu, und damit haben The BossHoss eine Punktlandung gelandet, ist ihr Cowboy Rave mit dem aktuellen Hit "Blonde Chaya". Den hob man sich für die Zugabe auf.
Alec Völkel und Sascha Vollmer nahmen gemeinsam mit der Band ihr Publikum mit auf eine gut zweistündige Zeitreise durch zwei Jahrzehnte ihres Schaffens, wobei, wie sich bei einer Abfrage durch die Frontmänner herausstellte, dass gut ein Drittel wohl zum ersten Mal in einer ihrer Shows waren. Bunt sind die Menschen, die den Weg zu einem The BossHoss-Konzert finden. Auch in Chemnitz sah man zwischen jenen, die ganz offensichtlich aus der näheren Umgebung stammten und die Veranstaltung rein aus Gelegenheit besuchten die Hardcore-Fans, die schon mit Band-Shirt bestückt sind, teils solche mit Cowboyhut oder auch im Rockabilly-Style. Die Musik verbindet. Auch Alt und Jung, nah und fern.
Los legten The BossHoss mit eben der bekannten Dynamik mit "Last Day (Do or Die)” aus 2009, erinnerten mit "Little Help" an einen ihrer kommerziell wohl bekannten Songs aus 2019 oder luden beim Dolly Parton-Cover "Jolene" aus 2015 wie immer dazu ein, ein Meer aus Handylichtern zu entzünden. Die Spielfreude war ansteckend und vor allem Alec Völkel schaffte es mit seinen bekannten Aktionen, wie sich mit nacktem Oberkörper durch die Menge tragen zu lassen, Nähe zu symbolisieren. Kein Star-Getue, sondern bei aller Professionalität ist man bodenständig geblieben. Zum krönenden Abschluss vor der Zugabe eskalierte er mit "Dance The Boogie" und "Dos Bros" auf der Bühne und nahm die Menschen davor mit.
In diesem Sinn darf es dann auch noch die nächsten 20 Jahre weiter gehen, zumindest wenn es nach The BossHoss geht. Dies und einiges mehr verrieten sie uns in einem exklusiven Interview vor der Show in Chemnitz, das wir in den nächsten Tagen veröffentlichen.
12 weitere Konzerte stehen noch an, bis die Sommertournee von The BossHoss zu Ende geht. Wer also die Chance noch nutzen möchte, sollte dies auf jeden Fall tun.