Kurzer Abriss: Nach einem Songwriter-Job bei einem Musikverlag unterschrieb Walker Hayes schon bald darauf bei Mercury Records Nashville seinen ersten Plattenvertrag. Fanfare! Schampus! Doch kaum war die Flasche im Glascontainer entsorgt, war er auch den Record-Deal wieder los, um gleich drauf bei Capitol Records zu unterschreiben. Mit seiner ersten Single "Pants" landete er allemal einen Achtungserfolg.
Walker Hayes' Karriere geht auf und ab
Nach Auftritten in TV-Shows, Co-Writing und Gastauftritt bei Colt Ford ("Dirty Side") und Co-Writing für einen Rodney Atkins-Song ("Eat Sleep Love You Repeat") ging es leider nicht weiter nach oben. Im Gegenteil. 2014 stand er mal wieder ohne Plattenvertrag da und musste, um den Lebensunterhalt zu sichern, wieder regulärer Arbeit nachgehen. Tja, es ist nicht immer alles so großartig und glamourös, wie es oft den Anschein hat. Aber: Walker Hayes scheint ein Stehaufmännchen zu sein. Denn kurz darauf nahm ihn Shane McAnally unter seine Label-Fittiche um zwei EPs und ein paar Singles zu veröffentlichen. Die Kritiken waren nicht schlecht. Das nicht. Doch in den Charts zünden wollte kein Song. Genau genommen landete Walker Hayes in seiner Karriere einen echten Volltreffer: sein zweites, 2017 erschienenes Album "Boom", das sich bis auf den sechsten Platz der US-Country-Charts hocharbeitete. Sowie die daraus ausgekoppelte, zwei Mal mit Platin ausgezeichnete Single "You Broke Up With Me".
So manch ein Künstler würde nach so einer doch eher enttäuschenden Karrierebilanz das Handtuch werfen und sich beruflich neu orientieren. Zumindest aber würde in ihrer Musik eine gewisse Traurigkeit oder Wehmut mitschwingen. Und Walker Hayes? Der klingt in den sechs Songs seiner neuen EP "Country Stuff" so unverschämt gut drauf, dass man denken würde, der Mann kennt keine Probleme. Alles easy, alles locker. Gute Laune, wohin man auch hört. Vermutlich ist das genau die richtige Einstellung, wenn man es nochmals wissen will. Einen wichtigen Beitrag zu Walker Hayes' unbekümmerten Karriere-Reset hat sein Buddy Jake Owen geleistet. "Da schließt sich für mich der Kreis", sagte Hayes kürzlich in einem Interview, "denn Jake Owen war einer der ersten Künstler, der einen Song von mir aufnahm, als ich bei dem Musikverlag arbeitete. Ihn mit dabei zu haben, bedeutet mir unglaublich viel."
Walker Hayes verströmt auf "Country Stuff" gute Laune pur
Das kann man sich gut vorstellen. So ein Name bringt Aufmerksamkeit und sorgt für gute PR. Darüber hinaus bilden die beiden Country-Sänger ein putziges Pärchen, wenn sie in dem Titeltrack so über ihre Lieblings-Country-Dinge sinnieren und sich gegenseitig die Bälle zuwerfen. Besonders originell fällt die Liste ihrer Country-Favoriten freilich nicht aus: Neben Holzfällerhemden, Jack Daniel's und alten Blue Jeans dürfen natürlich auch staubige Landstraßen nicht fehlen. Musikalisch haben sich Hayes und seine Co-Autoren Joe Thibodeau und Adam Stark bei der Ode an das Landleben allerdings mehr bei urbanen Sounds und Beats bedient. Resultat: "Country Stuff" vereint gleichermaßen das Feeling eines rustikalen Country- und eines hippen Pop- und HipHop-Tracks. Ein Sound, der - man würde es ihm gönnen - gute Chancen in gleich mehreren Hitlisten haben sollte.
In dieser unbekümmerten Stimmung geht es weiter: "Fancy Like" und "Make You Cry" bieten partytauglichen Country-Pop mit hippen Klängen und wohldurchdachten Melodiebögen. Noch zwingender fällt das nachfolgende "Hope You Miss Me" aus. Mit dem sonnendurchfluteten Love-Song könnte es Walker Hayes glatt gelingen, an den Erfolg von "You Broke Up With Me" anzuschließen.
Bei den letzten zwei Titeln der CD präsentiert Hayes erneut musikalische Gäste: Bei dem sehr gefälligen Pop-Track "What If We Did" steht ihm die junge, stimmlich ziemlich perfekt zu ihm passende Carly Pearce zur Seite; beim letzten Song, dem reduzierten, ganz auf einer akustischen Gitarren-Melodie basierendem Folk-Track "Briefcase" hat er sich die routinierte Grammy-Gewinnerin Lori McKenna ins Studio geladen. Auch mit der Star-Songwriterin (u.a. "Girl Crush" für Little Big Town) bildet der notorische Sunnyboy ein vollauf überzeugendes Duo. Wer weiß, vielleicht hat sich seine Ausdauer ja gelohnt. Wünschen und gönnen würde man es dem sympathischen Sänger und Songschreiber allemal.
Fazit: Sechs Songs, drei Star-Gäste und eine große Portion gute Laune: Walker Hayes zeigt sich auf der EP "Country Stuff" von seiner sonnigen Seite und bietet tadellosen Country-Pop.
Label: Monument (Sony) | VÖ: 4. Juni 2021 |
01 | Country Stuff (mit Jake Owen) |
02 | Fancy Like |
03 | Make You Cry |
04 | I Hope You Miss Me |
05 | What If We Did (mit Carly Pearce) |
06 | Briefcase (mit Lori McKenna) |