Willie Nelson ist unbestritten eine der großen amerikanischen Ikonen der Musikgeschichte. Und er ist eine echte Type, die Sorte Mensch, über die man mehr wissen will. Er stand an der Speerspitze der Outlaw-Bewegung der 70er. Er macht sich für die Legalisierung von Marihuana stark. Zusammen mit Neil Young gründete er die Farm-Aid-Organisation, die sich für familiär geführte landwirtschaftliche Betriebe stark macht. Er verlor in den 90er-Jahren wegen Steuerschulden seinen ganzen Besitz. Und er kämpfte sich zurück, tourt im Alter von 82 Jahren unermüdlich durch die Welt, machte letztes Jahr den schwarzen Kampfsportgürtel fünften Grades. Ähnlich wie Johnny Cash läuft er in hohem Alter zu Höchstform auf, seine letzten Alben wurden von der Kritik und dem Publikum gefeiert, die alten Fans verehren ihn, die jungen Fans bewundern ihn. Er spielt mit Jack Black, den Foo Fighters oder Snoop Dog - von wegen Altersheim!
Vom 5. November bis 9. November 2015 kann jeder, der etwas mehr aus dem Leben von Willie Nelson hören möchte, eine der Lesungen besuchen, die im Rahmen der Autobiografie "Mein Leben: Eine lange Geschichte" gehalten werden. Auf dem Tourplan stehen Köln, Berlin, Leipzig, Hamburg und München. Detaillierte Informationen gibt es in unserem Veranstaltungskalender.
Franz Dobler liest aus der Biografie und Philip Bradatsch wird einige Lieder von Willie Nelson anstimmen. Durch den Abend führt Markus "Don Marco" Naegele.
Franz Dobler, geb. 1959, wohnt in Augsburg, veröffentlichte seit 1988 diverse Romane und Gedichtbände, für die er unter anderem mit dem Bayerischen Literaturförderpreis ausgezeichnet wurde. Dazu kamen zahlreiche Erzählungen und Sachbücher, wie etwa seine Johnny-Cash-Biografie "The Beast In Me". Zudem schrieb und inszenierte er Hörspiele und Radio-Features und war Herausgeber einiger CD-Compilations für das Trikont-Label. Bei Heyne Hardcore erschien der von ihm übersetzte Geschichtenband "In den Straßen von Los Angeles" von Ry Cooder. Mit "Ein Bulle im Zug" hat er jetzt nach vielen Jahren erstmals wieder einen Kriminalroman geschrieben, der 2015 mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet wurde.
Philip Bradatsch zählt inzwischen dreißig Lenze - die endlosen Tourneen mit seiner Alternative Country Band The Dinosaur Truckers kann er indes nicht mehr zählen. Auch die zahllosen abgeranzten Clubs nicht, in denen er schon gespielt hat. Was zählt, sind ohnehin nur eine inzwischen beträchtliche Fangemeinde und der Antrieb, immer besser zu werden: Im präzisen Flatpicking auf der Gitarre wie im Komponieren abgefahrener Banjo-Melodien. Die Songs sind wunderbar rau, auch melancholisch, entbehren aber jeglicher Mähdreschersentimentalität, die man hierzulande üblicherweise mit Country assoziiert. Das liegt auch an dieser ganz eigenen Stimme, die einen wie an der Kinderhand mit in die verrauchten Bars und schäbigen Pubs dieser Welt zerrt. Man folgt ihr unweigerlich, denn sie hält einen mit festem Griff. Zu hören ist Philip Bradatsch auf den beiden Alben der Dinosaur Truckers sowie auf seinem aktuellen Soloalbum "When I'm cruel".
Markus "Don Marco" Naegele ist Cheflektor im Heyne Verlag und zudem verantwortlich für das Label Heyne Hardcore. In seinem Vorleben war er als Musikjournalist, DJ, Booker, Labelmacher und Redakteur tätig.