David Nail - Was Musikmachen und Baseball gemeinsam haben

David Nail

David Nail sprach mit CountryMusicNews.de über Sport und Musik.

Baseball-Profi oder Musiker? Diese Frage hat sich der aus Missouri stammende David Nail einst gestellt - und sich glücklicherweise für Letzteres entschieden. CountryMusicNews.de traf den 37-jährigen Sänger und Songschreiber in London nach seinem ersten Auftritt in Europa.

hat im vollbesetzten Brooklyn Bowl - ein Club in Londons O2-Arena - eine gute Show hingelegt. Eine sehr gute sogar. Die Leute ließen ihn nach seinem Set kaum von der Bühne, so mancher Gast erwies sich als erstaunlich textsicher. Als sich dann noch ein Typ in der ersten Reihe "Clouds", ein eher unbekannter Song von Nails erstem, 200- erschienen Album " I'm About to Come Alive", wünschte, war es offenbar völlig geschehen mit der Fassung des 37-jährigen Musikers aus Kennett, Missouri.

"Das war unfassbar", sagte er eine gute halbe Stunde nach dem gelungenen Auftritt im Backstagebereich, wischt sich mit der Hand über die verschwitzte Stirn und versucht weiter, seine aus den Fugen geratene Gefühlswelt zu sortieren: "Hey", sagt er, "der Song war nie eine Single, wurde nie so richtig bekannt. Und der Typ da am Bühnenrand fleht mich richtiggehend an, den Titel zu spielen."

Am liebsten hätte er die Show unterbrochen und mit dem unbekannten britischen David-Nail-Fan ein Bier getrunken; er hätte ihn zu gern gefragt, was er denn so an dem Song möge, wo er ihn das erste Mal gehört habe und welche Emotionen das Lied bei ihm ausgelöst habe. All das hätte er gerne gewusst, sagt er jetzt. Aber er musste ja mit dem Konzert weitermachen. "Da fällt es einem schon schwer, sich zu konzentrieren", räumt er ein, nimmt einen Schluck aus einer eisgekühlten Cola-Flasche, wischt sich eine weitere Schweißperle von der Stirn und lässt zufrieden vernehmen: "Genau für solche Momente macht man das alles."

David Nail ist kein Star von der Stange

David Nail ist kein einfacher Mann. Kein Typ für den Windkanal, der stromlinienförmig seine Karriere vorantreibt. Er ist viel mehr ein Grübler und Zweifler, ein Denker und Abwäger. Das war schon so, bevor er auch nur einen Fuß in ein Tonstudio von Nashville gesetzt hat. Denn als hochtalentierter Baseball-Spieler habe auch eine Profi-Sportler-Karriere gelockt. Letztlich wurde ihm klar, dass er als Sportler nur eine sehr begrenzte Zeit habe, um seine Schäfchen ins Trockene zu bringen.

Ein Musiker hat dagegen - man erinnere sich nur an den betagten Newcomer Doug Seegers - so gut wie kein altersmäßiges Verfallsdatum. Dennoch: Geschadet habe ihm die körperliche Ertüchtigung keinesfalls. Im Gegenteil. Gebe es doch so manche Gemeinsamkeit zwischen Leistungssport und Musik: "Zum Beispiel, wie man mit Erfolg umgehen soll", sagt er. Ein früher Trainer habe ihm eingebläut, dass man sowohl große Triumphe als auch Fehlschläge nicht überbewerten solle. "Sei nach Hochs nicht übermütig und nach Tiefschlägen nicht zu deprimiert, mach einfach immer weiter, das sagte mein Trainer, und so halte ich es auch mit dem Musikmachen", zitiert er aus seinem persönlichen Künstler-Nähkästchen, nimmt einen Schluck und fährt fort: "Dann gibt es noch eine Gemeinsamkeit: Beim Sport wie bei der Musik ist das Team entscheidend. Alleine erreicht man absolut nichts!"

"Wenn du nicht nervös bist, bist du auch nicht bereit"

Aber es gibt natürlich noch eine weitere Gemeinsamkeit. Die vielleicht Entscheidende: Ob auf dem Spielfeld oder auf der Bühne - man begibt sich freiwillig, sogar gewollt in eine exponierte Position. Man wird beobachtet, beäugt, beurteilt; kritisiert oder gelobt, gefeiert oder verteufelt. Eine Situation, die nicht nur bei sensiblen Menschen die Herzfrequenz in die Höhe schnellen lässt. "Klar bin ich nervös. Immer", sagt er, "doch auch da profitiere ich von meiner Erfahrung als Baseball-Spieler."

Ein früherer, mit ihm befreundeter Coach habe ihn vor einem Spiel einmal angesprochen. Er fragte ihn, was mit ihm los sei. Er habe geantwortet, dass er nur richtig nervös sei und dass ihn das nerve. Darauf hat ihm der erfahrene Trainerfuchs mit einer - im Sport wie im Showbusiness gültigen Formel - geantwortet: "Er sagte zu mir: Das ist gut, denn wenn du nicht nervös bist, dann bist du auch nicht bereit. Nervös zu sein heißt, dass du es ernst nimmst. Ich bat den Trainer später, mir diesen Spruch auf meine Gitarre zu schreiben. Hat er gemacht und seitdem schaue ich ihn mir vor jedem Konzert an. Es ist ein echtes Ritual."

Zusammenarbeiten mit Miranda Lambert, Sarah Buxton und Kenny Chesney

Seit seinem 2002, selbst betitelten, aber nicht veröffentlichten und immerhin von Hit-Schmied Keith Stegall (Alan Jackson) produziertem Debüt-Album hat David Nail eine künstlerische Schlingerfahrt hingelegt: Nach erfolgreichen Duetten mit Miranda Lambert und Sarah Buxton, Zusammenarbeiten mit Kenny Chesney und Rascal-Flatts-Sänger Gary LeVox musste der stämmige Sänger immer wieder künstlerische Tiefschläge einstecken. Obwohl er nunmehr bereits seit 14 Jahren in Nashville lebt und damit längst zum Establishment gehört, blieb ihm der richtig große Durchbruch verwehrt. Bisher. Denn: Mit jedem neuen Album klettert der Mann dann doch ein Stückchen weiter die Karriereleiter hoch. Er ist: ein "Fighter", so auch der durchaus biografisch gemeinte Titel seines jüngsten Albums.

Ein Kämpfer ist der Mann auch jedes Mal, wenn er auf der Bühne steht. Seine jüngste Schlacht in Londons Brooklyn Bowl hat er gerade gewonnen. Ein leichter Sieg war es nicht, wie er jetzt sagt: "Ich hatte schon etwas Bammel vor meinem ersten Auftritt hier in Europa", gibt er zu, "ich habe mir viele Gedanken gemacht. Mir war klar, dass ich eine gute Show hinlegen muss." Das erzeugt Druck. Mehr Druck verspüre er nur, wenn er - was schon mehrfach vorkam - eine Show in der Grand Ole Opry gibt. Die Kathedrale des Country lässt einfach niemanden kalt, auch nicht einen Bären wie David Nail: "Beim ersten Mal wollte ich fast von der Bühne runter, so aufgeregt war ich. Aber dann ist es doch noch eine gute Show geworden."

Erstaunt habe er festgestellt, dass es nicht zählt, wie oft man schon in der Opry gespielt hat: "Man ist immer wieder ergriffen. Die Aura haut einen einfach um." Um sich gegen Bühnen-Blackouts - der Worst-Case jedes Künstlers - zu wappnen, hat sich David Nail eine List zurecht gelegt: "Ich platziere auf der Bühne überall Spickzettel mit Songtexten. Das gibt mir Sicherheit." Vermutlich hat jeder Künstler, jeder Star seine Tricks. Nur nicht alle gehen damit so sportlich-offen um wie David Nail. Respekt!

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