In ihrem größten Hit "Der Wilde, Wilde Westen" von 1980 bezeichneten sie sich selbst als "Cowboys von der Waterkant". Dem Konter einiger Kritiker, es gäbe keine Cowboys in Deutschland, entgegneten sie im selben Song: "Ob du aus Bayern kommst / Oder in Hamburg wohnst / Das ist doch so was egal / Solang du denkst du bist im Honkytonk". Es ist das Gefühl, das zählt, nicht die Herkunft. Eine Botschaft und eine Haltung, die zeitlos ist.
43 Jahre Truck Stop
Seit 1973 musizieren Truck Stop gemeinsam. 43 Jahre Bandgeschichte - das sind über 20 Alben, unzählige umjubelte Konzerte, reihenweise Auszeichnungen und Preise. Truck Stop nahmen am deutschen Vorentscheid zum Grand Prix Eurovision de la Chanson teil, steuern den Titelsong zur Fernsehserie "Großstadtrevier" bei, eroberten an der Seite von TV-Entertainer Stefan Raab mit "Maschendrahtzaun" die Charts und wurden als erste deutsche Band in die "Country Hall of Fame" der GACMF aufgenommen.
Dass sie auch 2016 noch zusammen musizieren, ist keine Selbstverständlichkeit. Denn nach dem Tod der beiden Gründungsmitglieder Lucius Reichling und Cisco Berndt, die innerhalb weniger Monate verstarben, stand die Band unter Schock und zwischenzeitlich vor dem Aus. Doch Truck Stop ist längst mehr als eine Band, mehr als die einzelnen Mitglieder. Und so entscheiden sich die übrigen Musiker Teddy Ibing, Uwe Lost, Knut Bewersdorff mit Chris Kaufmann, Andreas Cisek und Tim Reese, das Werk fortzuführen.
Neues Album: "Unser Hamburg"
Und wie: Ihr neues Album "Unser Hamburg", am 01. Juli 2016 bei der Plattenfirma Telamo erschienen, ist eine quicklebendige Platte geworden, die man bei Amazon.de sowie JPC bestellen kann. Und eine Hommage an die Hansestadt, die Gründungsort der Band ist und noch immer so etwas wie das Nashville Deutschlands. In der Hansestadt gaben sie auch ihre ersten Konzerte. Dabei spielten sie sowohl in den zahlreichen Musikclubs auf der Reeperbahn als auch im legendären "Onkel Pö" in Hamburg-Eppendorf. In der angesagtesten Musikkneipe der Stadt traten bis zu ihrer Schließung Ende 1985 nicht nur weltbekannte Jazzer wie Chet Baker, Dizzy Gillespie oder Al Jarreau sowie angehende Weltstars wie U2 auf. Es war auch die wichtigste Talentschmiede für Hamburger Künstler. Zu den Musikern, die sich hier einem kundigen Publikum präsentierten, gehören unter anderem Udo Lindenberg, Otto, Westernhagen, Axel Zwingenberger, Abi Wallenstein und Jo Bohnsack, Palais Schaumburg - und eben Truck Stop. Hamburg ist Startpunkt, Tankstelle und Ziellinie für die Karriere von Truck Stop. Diese Band ist ohne diese Stadt und ihre Musikszene nicht denkbar, sie ist von ihr nicht zu trennen. Und so ist das nun vorliegende Hommage-Album eine logische Konsequenz.
"Unser Hamburg" vereint 15 Tracks aus 40 Jahren Bandgeschichte, die nicht nur auf die Anfangstage der Band im Hamburg der 1970er Jahre zurückblicken, sondern auch im Hier und Jetzt verortet sind. Neben Songs wie "Großstadtrevier", "Ebbe und Flut", "Kuddl von der Küste" und "Die Elbbrücke ist aus Eisen", die wie vertonte Liebeserklärungen klingen, gibt es durchaus auch kritische Songs. "Berlin Hamburg Eurokai" etwa handelt von den Auswirkungen der Globalisierung auf die Arbeitswelt von Lkw-Fahrern an den Terminals und davon, wie sie gegängelt werden von Disponenten. Hier beweisen Truck Stop, auf wessen Seite sie stehen, dass sie noch immer eine politische Band sind, die noch immer was zu sagen hat. Sie zeigen aber vor allem: Truck Stop sind noch immer da. Truck Stop lebt.
Überwältigende Resonanz der Medien
Die Resonanz auf die Veröffentlichung der Platte ist gewaltig. Sowohl DIE ZEIT als auch das Hamburger Abendblatt widmeten der Band jeweils einen ganzseitigen Artikel. Und auch die Verkaufszahlen belegen den hohen Stellenwert der Band. Es ist diese stoische Ruhe, die Berechenbarkeit und Verlässlichkeit, die den Küstencowboys Sympathien und Anerkennung auch weit über die Genregrenzen hinaus einbringt. Truck Stop sind eine Institution im deutschen Musikmarkt. Und während Punk, Grunge und Hip Hop kamen und gingen, haben Truck Stop überlebt.