Das auch zu Recht, denn schließlich hat seine Musik Dutzende andere Country-Künstler inspiriert und viele seiner Hits sind Ohrwürmer. Aber Garth Brooks ist nicht nur Country-Sänger, sondern auch Marketing-Mann. Er hat es schon immer geschafft, sich perfekt in Szene zu setzen und ein "Saubermann"-Image aufzubauen - auch wenn letzteres nach seinem Irland Debakel einige Schrammen abbekommen hat. Denn dort waren weder Garth Brooks, der Veranstalter Peter Aiken, noch das Land Irland der große Verlierer, sondern der Fan, der extra anreisen wollte, um die Konzerte zu sehen. Gerade bei diesen Fans sitzt die Enttäuschung tief. Die perfekte Marketing Maschinerie Garth Brooks hat noch keine Antwort darauf gefunden, wie man mit diesen enttäuschten Fans umgeht. Eine lapidare Entschuldigung und den Hinweis an die Iren, die Landesflagge während irgendeines Garth Brooks Konzertes hochzuhalten, damit er die Fans begrüßen kann - das kann doch keine Lösung sein? Also schweigt Garth Brooks und konzentriert sich zunächst auf die USA und positive Nachrichten.
Die kamen in den letzten Wochen zuhauf. Die Ankündigung einer neuen CD, die weltweit bei Sony erscheint, ein zweites Album - ein Duett-Album mit Trisha Yearwood, die Ankündigung, seine Songs endlich auch digital erhältlich zu machen, der Start der Welt-Tournee und so weiter und so weiter.
Eine von diesen guten Nachrichten ist der Start der Garth Brooks Downloadplattform "GhostTunes", auf der Garth Brooks Songs, exklusiv neben seiner eigenen Homepage, zum Download angeboten werden. Was im ersten Moment sehr fanfreundlich aussieht, ist beim genaueren Betrachten ein kluger Marketing-Schachzug. Klar, ein Superstar wie Garth Brooks verdient noch genug Geld mit dem Verkauf seiner Musik, aber es dürfte allgemein bekannt sein, dass die Umsätze der Musikindustrie fallen und dass immer weniger Alben, egal ob nun physisch oder im digitalen Download, verkauft werden. Längst haben sich Plattenlabel und Künstler nach anderen Einnahmequellen umgesehen - so wurden eigene werbefinanzierte Videoplattformen ins Leben gerufen oder Künstler bekommen sogenannte 360° Verträge, so dass die Plattenfirmen auch an den Ticketverkäufen und am Merchandise Verkauf mitverdienen. Immer wichtiger wird aber das Sammeln von Kundendaten, inklusive Emails. Hier lässt sich nicht nur viel Geld sparen, sondern teilweise auch viel Geld verdienen. Kein Wunder also, dass Garth Brooks seinen eigenen Shop eröffnet, um vielleicht auch an Emailadressen zu kommen?
So könnte man auch den finanziellen Verlust erklären, den Garth Brooks mit seiner eigenen Plattform einfährt. So macht das amerikanische Billboard Magazin eine interessante Rechnung auf und vergleicht Garth Brooks mit AC/DC und The Beatles. Die beiden letztgenannten hatten sich auch lange gegen eine digitale Vermarktung ihrer Musik gesträubt.
Alleine bei Marktführer iTunes verkaufte AC/DC in der ersten Woche 48.000 Alben und 696.000 Songs. Bei den Beatles waren es 119.000 Alben und 1,4 Millionen Songs. Bei diesen Zahlen handelt es sich um reine Katalog-Verkäufe, also von bereits veröffentlichtem Song- sowie Albummaterial und nicht um Neuveröffentlichungen.
Bei der Rechnung von Billboard ergibt sich aus den beiden Zahlen ein Querschnitt von 83.5000 Alben und 1,05 Millionen Songs. Um nun ähnlich viel Profit zu machen, müsste Garth Brooks über GhostTunes 1,65 Millionen Bundles (Pakete) für 29,99 US-Dollar in der ersten Woche verkaufen. Das klingt doch eher unwahrscheinlich. Warum also verzichtet Garth Brooks auf Einnahmen und Gewinn?
Für die These, dass die Verkaufszahlen deutlich darunter liegen, spricht auch das Verhalten von Kunden weltweit. Natürlich wird es Garth Brooks Fans geben, die sich anmelden und kaufen. Das steht außerhalb jeder Frage, aber die Mehrheit der Kunden ist doch bequem und zieht es vor, seine Musik dort zu kaufen, wo er ohnehin schon registriert ist. Diese leidliche Erfahrung musste zum Beispiel Walmart in den USA machen. Auch wenn die Fans ständig in die Läden stürmen, um physische Tonträger zu kaufen, war es dem Händler nicht möglich, sein Downloadportal richtig an den Start zu bringen. Die Downloadzahlen dort sind, na ja sagen wir mal unterirdisch.
Interessant ist auch, dass Garth Brooks über seine eigene Webseite bereits sein neues Studioalbum mit neuem Songmaterial anbietet, damit interessierte Fans es vorbestellen können. Wenn man aber bei den großen Verkaufsplattformen weltweit schaut, sucht man vergebens nach dem neuen Album. Grund hierfür ist, dass diese Plattformen auf Informationen der Plattenfirmen angewiesen sind und selbst Garth Brooks' neues Label von dem Country-Sänger noch keinen genauen Termin genannt bekommen hat, wann er gedenkt, das Album abzuliefern. Fans aus Deutschland, Österreich und aus der Schweiz brauchen sich übrigens keine Sorgen zu machen. Nach Informationen von CountryMusicNews.de wird Sony Music das Album veröffentlichen und das sogar in der Frontline-Abteilung, d.h. es wird Werbung und Promotion für das neue Werk gemacht und der Vertrieb wird versuchen, den Silberling in ausreichend großer Stückzahl überall im Handel zu platzieren.
Dies ist auch dringend nötig, denn schließlich möchte Garth Brooks im Rahmen seiner Welttournee auch Deutschland besuchen und dass er nicht in kleinen Clubs, sondern eher in Arenen oder großen Veranstaltungshallen spielen möchte, ist vermutlich jedem Leser klar. Bei den Gagenforderungen, die Garth Brooks in Europa aufruft, wird es schwer sein, einen Veranstalter zu finden, sollte das Album sang und klanglos in der Versenkung verschwinden.