Dierks Bentley kultiviert mit Up on the Ridge Gemeinsamkeiten von Country und Bluegrass

Dierks Bentley; Foto: Danny ClinchBeim Hören der ersten Noten des sumpfigen Riffs, das sich zum Titelsong seines neuen Albums "Up on the Ridge" entwickeln sollte, wusste Dierks Bentley, dass er und sein Co-Autor Angelo (Petraglia) an etwas dran waren, das sich um Genre-Einordnungen nicht scheren würde. Und so verschwand der ursprüngliche Plan, zwei getrennte Projekte für Country bzw. Bluegrass zu schreiben, im Regal; anstatt zu versuchen, zwei Herren zu dienen, entschieden sie sich, der Musik einfach freien Lauf zu lassen.

"Als Angelo mir dieses Riff vorspielte, war das der Wendepunkt", erinnerte sich Bentley. "Ich erinnere mich, als ich das hörte, sagte ich 'Na gut, das gehört in die Country-Ecke. Die Atmosphäre ist definitiv Bluegrass. Ich weiß nicht, was das genau ist, aber es muss auf die Platte drauf, die ich mache.' "

Mit der Inspiration, ein Album zusammenzustellen, das seine Liebe zu Bluegrass und akustischer Musik widerspiegelte, wandte sich Bentley an seinen langjährigen Freund Jon Randall Stewart, um es zu produzieren. "Ich dachte länger darüber nach, wen ich dazu kriegen würde, hier mitzuarbeiten", sagte Bentley. "Ich kenne Tim O'Brien. Ich kenne Alison (Krauss). I kenne Sam Bush. Sie sind alle Freunde. Aber ich dachte immer wieder an Jon Randall und wie lange er schon im Geschäft ist. Er ist wie der Kevin Bacon von Nashville: Er kennt jeden, hat mit allen gespielt, er ist einer der talentiertesten Allround-Musiker in Nashville - er ist unglaublich!"

"Wir setzten uns zusammen, tranken ein bisschen Whiskey, und er sagte, dass er daran dächte, diese Platte zu machen, ob ich nicht helfen wolle", sagte Stewart. "Ich sagte, "Bist du verrückt geworden? Du hattest siebten Nr. 1 Hits und willst eine Bluegrass-Platte mit einem Kumpel aufnehmen?" Aber als wir da saßen und weiter sprachen, erkannten wird, dass Bluegrass wie jedes andere Genre ist: Die Grenzen sind weiter geworden. Dierks und ich wuchsen mit New Grass Revival, The Seldom Scene, Alison Krauss und all diesen Leute auf, daher dachten wir, "Lass uns das als Vorlage verwenden. Lass uns das einbauen." Und das erste, an das wird dachten, damit man mal sieht, wie verrückt das alles ist, war, mit Del McCoury einen Song von U2 aufzunehmen ("Pride (In the Name of Love)")."

Up on the Ridge-Künstler im Tonstudio, Foto: Jim WrightAls sie anfingen, die Schwergewichte des Bluegrass und Gäste zusammenzustellen, wurde Stewart klar, dass der schwierigste Teil des Projekts die Koordination von Bentley, Techniker Gary Paczosa und Sam Bush, Vince Gill, Jamey Johnson, Alison Krauss, Kris Kristofferson, Miranda Lambert, Punch Brothers und Chris Thile, sowie weiteren, eingeladenen Künstlern sein würde.

"Das Schwierigste an dieser Platte, wenn man Special Guests und ein kleineres Budget hat, ist, die Leute am selben Tag zusammenzukriegen", sagte Stewart. "Das ist nicht zu fassen! Die Terminplanung war ein Alptraum, weil es eben nur eine bestimmte Anzahl von Musikern gibt, die wissen, wie man diese Art von Musik spielt. Dann gibt es auch nur sehr wenige Leute, wenn man Flatt-and-Scruggs Bluegrass mal hinter sich lassen möchte. Diese Leute sind nicht die normalen Spitzenleute, die man für Country-Sessions bucht, da es um eine ganz andere Art von Musik geht."

Vom Ausbrüten der Idee bis zum Anlegen der Tonspuren im Studio nahm "Up on the Ridge" auf Arten Form an, die mit der normalen Vorgehensweise in der Music Row wenig zu tun hatten. Obwohl Radio und Kritiker das Album schließlich als das richtige Projekt zur richtigen Zeit in Bentleys Karriere einschätzten, hatte Bentley anfangs einige Bedenken dabei, andere Wege zu gehen und auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn auf akustischen Sound zu setzen. Aber er war auch niemals jemand, der seine Musik nach Trends oder öffentlicher Meinung ausrichtet - ein Charakterzug, der mit dem Erfolg dieses experimentellen Albums gefestigt wurde.

"Ich glaube, als erstes fragte ich mich "Möchtest du das ein Nebenprojekt nennen und sozusagen querschießen? Oder glaubst du an das, was du tust und möchtest du, wenn du gefragt wirst, warum du das tust, dafür einstehen, glaubwürdig handeln und dein Geld in etwas stecken, das du vertrittst?"" sagte Bentley, der an fünf Titeln auf dem Album als Co-Autor beteiligt war. "Man wird für einen bestimmten Sound, den man etabliert, bekannt - oder man wird für sein lockiges Haar bekannt und schneidet es ab. Die Leute wissen gern, woran man bei einem ist, und im Country geht es sehr darum, ein Markenzeichen zu haben, wiedererkennbar zu sein. Aber als Songschreiber geht es nicht darum, die ganze Zeit oben zu schwimmen. Es geht darum, großartige Musik zu machen, die einen begeistert, und die Chance zu ergreifen, sich auch abseits des gewohnten Weges auszuprobieren. Ich liebe es, vor großem Publikum zu spielen. Ich liebe, was wir aufgebaut haben. Ich möchte nichts tun, das das wieder zunichte macht, und das tue ich, glaube ich, auch nicht. Ich glaube, ich füge dem etwas hinzu. Hoffentlich wissen meine Fans, die mich lange gebeten haben, das zu tun, wer ich bin. Meine Platten hatten immer einen Bluegrass-Song mit drauf. Das bin einfach ich, und ich nehme in Anspruch, was mich ausmacht."

Bentleys Plattenlabel weiß besser als irgendjemand sonst, was es mit diesem Künstler auf sich hat. Aus diesem Grund haben sie "Up on the Ridge" genau so behandelt, wie jedes seiner vier Studioalben - außer, vielleicht, mit noch größeren Erwartungen und mehr Begeisterung. "Sie standen vollkommen dahinter. Ich weiß, wie viel Glück ich habe, (Mike) Dungan und das ganze Team von Capitol Nashville zu haben. Er ist sozusagen der Herb Kelleher der Country Music," sagte Bentley, wobei er sich auf den Mitgründer und ehemaligen Executive Chairman, President und CEO von Southwest Airlines bezog. "Er sorgt für Team-Atmosphäre, begeistert sich und ist leidenschaftlich, und er engagiert gute Leute."

Dierks Bentley; Foto: Danny ClinchAls President und CEO von Capitol Records Nashville hat Dungan den Einblick und die Erfahrung zu wissen, dass Ausflüge in musikalisch unerschlossenes Gebiet riskant sein können. Falls der Künstler jedoch Talent und Weitblick zeigt und die Musik sich organisch und ehrlich einfügt, kann dies das Risiko mehr als entschärfen. "Mike Dungan war großartig. Er sagte einfach, "Na los, nehmt 'ne Platte auf." Natürlich hat Dierks bereits sieben Nr. 1 Hits, und wir werden eine Bluegrass-Platte aufnehmen … fantastisch! Da kann ich ja ganz entspannt bleiben," sagte Stewart lachend.

"Es ist immer riskant, ein andersartiges Projekt so wie dieses aufzunehmen", sagte Dungan. "Allerdings ist die Musik so gut und wirkte wie selbstverständlich zu Dierks passend, dass wir, egal was passieren würde, schon ziemlich zuversichtlich waren, am Ende der Sache Qualität in der Hand zu haben. Und genau die haben wir ja bekommen. Er ist ein Junge, der aus Phoenix, Arizona, hierher zog und die ganze akustische Welt im Station Inn entdeckte und dort Stammgast wurde, zunächst im Publikum, später auf der Bühne, wo er wirklich mit allen und jedem spielte. Dies ist ein wesentlicher Teil von Dierks Werdegang, und ich denke, er fand diese Platte einfacher aufzunehmen als eine normale Dierks-Platte. Es passt so selbstverständlich zu ihm, und er kennt das Genre und die Spieler und die Musik so gut."

Trotz der ländlichen Verschrobenheit von "Up on the Ridge" entschied sich Dungan dafür, Capitol Nashvilles bewährte Strategie für die Vermarktung von Bentleys Arbeit beizubehalten. "Jeder, der die Platte gehört hat, ist dabei ausgeflippt", erklärte er. "Also kamen wir zu dem Entschluss, sie so zu vermarkten, wie wir auch eine Mainstream-Platte vermarkten würden, bündelten unsere Kräfte jedoch mit Vanguard Records und verließen uns auf deren Erfahrung in der Bluegrass-Welt, um sicher zu gehen, in diesem Bereich solide aufgestellt zu sein.

"Die eine Sache, die dem Ganzen den meisten Vorschub verleihen wird, ist wahrscheinlich das Fernsehen", fuhr Dungan fort." In dem Moment, in dem die Agenten des Fernsehens herausfanden, worum es in diesem Projekt ging, wer mitspielte und dass Dierks Bentley dahinter steckte, sprangen sie auf. Tatsächlich wollten sie in vielen Fällen, dass er in die Show kommt, bevor wir das wollten. Wir hätten viele dieser Auftritte gern in der Nähe von Konzertterminen gehabt, waren diesen aber dann weit voraus, weil die Agenten so darauf gedrängt hatten, Dierks zu präsentieren. Die TV-Agenten schätzen normalerweise Projekte, die authentisch sind, und ich denke, das ist es, was sie in diesem gesehen haben."

Falls Authentizität tatsächlich Türen in der Medienbranche öffnet, dann könnte "Up on the Ridge", das in den Billboard Top Country Albums Charts im Juni 2010 auf Platz 65 einstieg, das Ziel erreichen, das sich Bentley mit dem Erschließen neuer Märkte mit dem Sound und dem Gefühl von Bluegrass und traditionellem, akustischem Country gesetzt hat. "Viele Leute, die Bluegrass mögen, könnte das hören und sagen, "Das ist kein Bluegrass. Man hört ja Drums und E-Bass"" überlegte er . "Dann wiederum könnten Country-Fans reinhören und sagen, "Das ist Hardcore Bluegrass." Unterschiedliche Leute werden unterschiedliche Sachen hören. Ich hoffe nur, dass mein Country-Publikum begeistert ist, wenn es diese akustischen Instrumente und diese Songs hört, und ich hoffe, dass die Bluegrass-Leute lieben werden, was wir mit einigen dieser Songs wie "Bad Angel" oder "Bottle to the Bottom" getan haben. Es gibt eine Country-Clique und eine Bluegrass-Clique, und ich habe versucht, sie übereinander zu legen und Gemeinsamkeiten beider Welten zu entdecken. Und ich glaube, mit dieser Platte ist das gelungen."

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