Erinnerungen an 10 Jahre CountryMusicNews.de

CMN

Vor 10 Jahren, als das Internet quasi noch in seinen Kinderschuhen steckte, saß ich wie heute vor meinem Computer. OK, es war noch kein 64bit Rechner mit LCD-Monitor, sondern ein alter PC mit Windows 98 und einem Röhrenmonitor und der Tisch war auch ein anderer. Aber darum geht es jetzt nicht. Ich saß also vor meinem Rechner und tippte die erste Nachricht für CountryMusicNews.de. Mit Mühe und Not hatte ich HTML gelernt um damit arbeiten zu können. Unser Chef-Techniker Joachim Schneider hatte eine blaue Seite mit ein paar (auf meine Anregung) bunten Button entworfen und der Text, den ich einfügte, war in weißer Schrift. Heute würde man mit Fug und Recht behaupten, dass man davon Augenkrebs bekommen würde.

Tja, aber vor 10 Jahren durfte man sich noch eine Menge erlauben, was heute undenkbar ist. Und überhaupt sollte CountryMusicNews.de eine Lücke, die es bis dato in der Deutschen Country-Medien-Landschaft gab, schließen. Der Markt wurde beherrscht von zwei Zeitschriften, beide Herausgeber trugen den Vornamen Kai, und in jeder Ausgabe wurde aufeinander eingehackt. Es gab ein paar Internetseiten und die beliebte (CountryOnline.net) war eigentlich nur ein Forum, in dem jeder der glaubte, etwas schreiben zu müssen, seinen Müll ablud. Ein paar Country-Fans hatten auch ihre Webseiten, schrieben aber nur das, worauf sie Lust hatten. Als Freund von amerikanischer Country Music, wie sie bei "Country Roads" oder "Music City USA" lief, saß man info-technisch auf dem Trockenen. Aus dieser Situation wurde CountryMusicNews.de geboren.

Dixie Chicks

Relativ schnell stellten sich die ersten Erfolge ein. So konnten wir durch einen glücklichen Zufall als erste Seite weltweit über die Hochzeit von Dixie Chick Natalie Maines und dem Schauspieler Adrian Pasdar ("Heroes") berichten. Kollegen unserer Fernsehabteilung waren in Las Vegas, Nevada, um einen Beitrag zu drehen, bekamen die Hochzeit mit und informierten uns. Zu dem Zeitpunkt kam der Slogan "Da hab‘ ich es zuerst gehört" auf. Und da das Internet damals noch nicht das war, was es heute ist, waren wir oft die Ersten, die über bestimmte Ereignisse berichtet haben.

Es gab aber auch Schattenseiten in den frühen Tagen. Mitbewerber und Neider griffen uns fast täglich an. Man glaubte, dass sich Country Fans nicht für News über amerikanische Künstler interessieren, sondern nationale Bands aus Klein Kleckersdorf, bei Hintertupfingen, an der dritten Alm links ab, interessanter seien. Eine Ansicht, die wir bis heute nicht vertreten. Klar, über die nationale Szene soll und wird auch berichtet, aber nur wenn es auch tatsächlich etwas Wissenswertes zu berichten gibt. Ansonsten liegt der Schwerpunkt ganz klar bei der amerikanischen Country Music.

Texas Lightning

Aber auch die hat uns nicht nur Freunde gebracht, denn nicht immer haben wir uns der Marketing-Maschinerie der Plattenlabel oder Veranstalter unterworfen und auch durchaus kontroverse Standpunkte vertreten. So haben wir zum Beispiel nach den ersten Deutschland-Konzerten von Keith Urban über den Missstand bei dem Münchener Konzert berichtet und wurden von dem Tournee- als auch von dem lokalen Veranstalter abgestraft. Oder auch, als wir nach dem schlechten Abschneiden von Texas Lightning beim Eurovision Song Contest nicht die Meinung vertraten, dass die "Ost-Mafia" an dem Ergebnis Schuld war, sondern eine andere These vertraten.

Ein anderes Erlebnis, das mir im Gedächtnis geblieben ist, war jenes, bei dem uns der Konzertveranstalter für die Shania Twain Tour keine Pressekarten geben, wollte. Seiner Ansicht nach waren die Country-Medien unwichtig. So etwas konnten und wollten wir natürlich nicht auf uns sitzen lassen. Gott sei Dank pflegen wir seit Jahren gute Kontakte zu den Country-Künstlern. Ich glaube es war 1997, als Shania Twain und ich zusammen im Hamburger Hotel Atlantic saßen. Sie stellte dort ihre Single "You’re Still The One", aus dem Album "Come On Over", vor. Lange Rede, kurzer Sinn: Ein Anruf in ihrem Chateau in der Schweiz und schwupp die wupp hatten wir natürlich zwei – in diesem Falle sogar – Ehrenkarten für das Hamburger Konzert.

Was sagte schon Edgar Allan Poe? "Was uns nicht umbringt, macht uns nur stärker". Getreu diesem Motto haben wir einfach weitergemacht und zu unser aller Glück sind es nur noch vereinzelte negativ Erlebnisse, die in unseren Köpfen hängen geblieben sind.

Wer einmal tief im Keller saß
Hot&New Country Music Vol. 1
New Country Collection Vol. 1

Heutzutage überwiegt doch immer wieder deutlich das Lob. Es freut uns immer wieder, wenn Leute kommen und sagen, dass sie auf unserer Seite fündig geworden sind oder dass ihnen ein Artikel besonders gut gefällt. Ein besonders schönes Beispiel ist die Email von Oliver Flesch. Der Co-Autor des Gunter Gabriel Buches "Wer einmal tief im Keller saß…" schrieb uns "…war einigermaßen überrascht, die, wie ich finde, beste und treffendste gg-buch-kritik ausgerechnet auf einem country-portal zu lesen. lustig geschrieben, fair und korrekt kritisiert - bin begeistert!"

Schön ist es auch, wenn Mitarbeiter von Plattenlabeln über irgendwelche Kanäle einen Künstler finden, dann auf deutschsprachigen Seiten etwas über diesen Künstler suchen um dann festzustellen, dass CountryMusicNews.de dem Künstler auf der Seite bereits Artikel gewidmet hat. Das trägt natürlich zum positiveren Ruf der Musik innerhalb der Plattenindustrie bei und, sein wir ehrlich: Noch ist die Plattenindustrie der Bereich, der entscheidet in welchen Künstler hierzulande Geld gesteckt wird, damit er bekannter wird.

Vor einigen Wochen erhielt ich einen Anruf von einem Shania Twain-Fan aus Bremen, der durch Shania Twain auf unsere Seite kam und bis heute (und hoffentlich auch in der Zukunft) treuer Leser geblieben ist. Er hatte sich die "Hot & New County Music, Volume 1" gekauft und fand die CD einfach super.

Überzeugungsarbeit haben wir uns übrigens besonders groß auf die Fahne geschrieben. Es ist einfach Klasse, wenn ein neuer Leser über irgendwelchen verschlungenen Pfade auf unsere Seite kommt und entdeckt wie gut Country Music ist. Denn wir Fans wissen ja, dass der Ruf des Genres schlechter ist, als die tatsächliche Musik. Aus diesem Grunde haben wir gemeinsam mit Sony Music die Serie "Hot & New County Music" ins Leben gerufen. Diese CDs sollen "Normalos", die einfach für Musik offen sind, einen Einblick über die Vielfältigkeit des Genres geben. Und auch wenn man über Verkaufszahlen noch nicht wirklich viel sagen kann, ist zumindest der Vorverkauf in Deutschland, Österreich und in der Schweiz hervorragen und zum Teil sogar Rekordbrechend.

Über Verkaufszahlen können wir allerdings bei unserer ersten CD-Serie, "New Country Collection", sprechen, denn die sind hervorragend. Mit etwas Glück wird die "New Country Collection, Volume I" noch Gold-Status in Deutschland erreichen. Und eigentlich wollten Sony und wir nur eine Box machen, aber Aufgrund des Erfolges kam immer noch eine Ausgabe dazu, so dass im September dieses Jahres schon die vierte Ausgabe erscheint. Aber irgendwie ist es ja auch schön, wenn man ein Projekt anschiebt, das dann auch noch erfolgreich ist.

Mark Chesnutt im Four CornersNeben der Seite und den CD-Boxen präsentieren wir ja auch noch eine ganze Menge Konzerte. Angefangen von Chely Wrigh über The Wilkinsons, Danni Leigh, John Arthur Martinez, Mark Chesnutt, Tracy Lawrence, Keith Urban, Kevin Costner, Lyle Lovett…man könnte diese Liste fast endlos fortführen. Besonders schön war auch das Konzert von Big & Rich auf einem Mississippi-Raddampfer in Hamburg auf der Elbe. Können Sie sich noch daran erinnern? Country Music macht live einfach immer noch ein bisschen mehr Spaß. Und es ist auch immer wieder schön, an neuen Tourneen zu planen und Künstler einfach davon zu überzeugen ihren Fuß auch mal nach Deutschland zu setzen.

Die Arbeit an CountryMusicNews.de macht uns einfach riesigen Spaß und ich glaube, dass ich für alle Kollegen spreche, ob nun aus der Redaktion oder aus der Technik, dass das hervorragende Arbeitsklima und auch der Zuspruch unserer Leser uns jeden Tag neu motiviert. Und wenn ich mir anschaue, über was für einen langen Zeitraum die Kollegen und ich schon dabei sind, dann würde ich mich nicht wundern, wenn ich in 10 Jahren den nächsten Artikel schreibe und dieselben Kollegen an meiner Seite sitzen.

So, jetzt wird (virtuell) eine Flasche Champagner geköpft und auf die nächsten 10 Jahre angestoßen und ich hoffe, dass Sie auch immer so viel Freude haben, beim Besuch der Seite, wie wir beim Erstellen und dass Sie uns auch in den nächsten 10 Jahren gewogen bleiben...und wenn Sie mal Lob, Tadel oder ein technisches Problem loswerden wollen, benutzen Sie bitte die Kontaktformulare auf unserer Seite.

Keep It Country! (und das ist nicht nur eine Floskel für uns)

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