Erste musikalische Talente zeigte der Enkel eines Geigenbauers im Kindesalter an der Violine, bis ihn das leidige Üben aufhören ließ. Als Teenager kam Steff Nevers dann zur Gitarre - und spielte als "Rock-Dude mit langen Haaren" in einer Heavy Metal Band. Erst ein Album von Garth Brooks brachte ihn Ende der 90-er Jahre zu dem Genre, bei dem er sich nun zu Hause fühlt: Country. Steff Nevers definiert den Musikstil als "eine bodenständige Art von Musik, mit der sich jeder identifizieren kann. Besonders wegen der Texte. Mit Country kann man gut Geschichten erzählen, egal ob traurige oder lustige."
Heute ist der 33-jährige Gitarrist die perfekte Personifizierung eines amerikanischen Countrystars - und das so überzeugend, dass selbst waschechte Amerikaner keinen Unterschied feststellen können. "Ich höre immer wieder, dass die Leute nicht glauben, dass ich tatsächlich Norweger bin", erzählt Steff Nevers. Und doch unterscheidet sich der traditionelle Musiker von seinen Kollegen in Nashville. Während dort Country immer experimenteller und pop-orientierter wird, findet man in Europa noch traditionellen Mainstream-Country. Steff Nevers findet dafür in der Geschichte der Musikindustrie eine Erklärung: "Seit den 80er Jahren konnten die großen Labels in Europa keinen Country mehr verkaufen. Seitdem hat sich das Genre überm Teich aber gehörig weiterentwickelt. Hier nicht." Er selbst ist für leichten Rock-Einfluss zu begeistern, auch wenn seine Musik noch traditionelleren Sound hat. "Mit meiner Musik wollte ich irgendwo in die Mitte zwischen Garth Brooks und Alan Jackson", erklärt er seinen Stil.
Stilistisch ist Steff Nevers amerikanischer als die Amerikaner. Mit seinem bodenständigen Mainstream-Country passt er besser in das Bild eines typischen Country-Stars als manch ein Nashville-Act von heute. Auch äußerlich ist sein Outfit bestens abgestimmt: "In Amerika sieht man die Leute in Jeans und Hemd rumlaufen. Ganz normal. Wenn sie ein kleines 'Extra' wollen, um mehr nach ‚Country’ auszusehen, tragen sie dazu einen Hut. Das Gleiche versuche ich hier." Dabei ist es dem sympathischen Musiker wichtig, ernst genommen zu werden. Musikalisch hat er das geschafft, indem er sein Album, "Closest to my Heart" im Mekka des Country - in Nashville - aufgenommen hat.
Ein Grund für die Wahl des Studios war nicht nur der Kindheitstraum von der Reise nach Amerika, sondern auch das umfassende Angebot an Studio-Musikern, wie beispielsweise Eddie Bayers, Brent Mason oder Paul Franklin. "Nashville ist ein Nest von Musikern – jeder einzelne besser als der andere", schwärmt Steff. "Und ich hatte solch ein Glück, mit den Besten der Musikindustrie zu arbeiten." Dank der Professionalität und Effizienz der Instrumentalisten konnte das Album an nur einem einzigen Tag aufgenommen werden. Aber nicht nur die Musiker haben Steff Nevers nach Nashville gelockt, auch die Unzahl von guten Songschreibern. Bei befreundeten Songwritern hat er sogar übernachtet und über sie noch jede Menge weiterer Lied-Poeten kennen gelernt. "Beim jährlichen Grillfest für Songwriter habe ich mich mit vielen guten Leuten angefreundet. Die haben teilweise schon für solche Größen wie Garth Brooks geschrieben - und das ist die Gesellschaft, in der ich mich dort drüben bewege."
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Ein weiterer Grund für Steff Nevers, sein Album in der Music City USA aufzunehmen, war die angestrebte Spitzen-Qualität. "Es war ganz wichtig für mich, die Platte so gut wie nur irgend möglich hinzubekommen. Um mit meinem Album zum ersten Mal bei AGR/Universal vorstellig zu werden, sollte es so gut sein, dass sie es einfach nicht ignorieren könnten." Und diese Strategie ist voll aufgegangen: Gerade mal drei Tage hat es gedauert, bis sich der A&R nach Erhalt des Albums bei Steff Nevers meldete – Sie sagten ihm, es wäre eins der besten Alben, das sie je gehört hätten. Und nicht nur die Plattenfirma ist begeistert, sondern auch die Fans. Zur Zeit belegt das Album Platz Sieben der norwegischen Charts. Ein bombastischer Erfolg, auf dem aufbauend AGR/Universal nun auch eine TV-Kampagne gestartet hat.
Den Grund für seinen großen Erfolg sieht Steff Nevers sehr pragmatisch: "In den heutigen Zeiten, in denen so viel Musik im Internet runtergeladen wird, kann ich mich auf meine Fans verlassen. Country-Publikum kauft immer noch Alben, beispielsweise an Tankstellen. Das haben auch die großen Labels erkannt." Aber auch der Erfolg im Radio ist groß – die Sender, die sich sonst vor der Musikrichtung sträuben, spielen seinen Hit "Closest to my Heart" rauf und runter. Der Kompromiss, den Song als Radioversion mit mehr E-Gitarren und Percussions dem norwegischen Pop-Sound anzupassen, ist dabei schmerzfrei.
Unterm Strich kann man sagen, dass Steff Nevers es geschafft hat, eine Brücke zwischen Nashville und Norwegen zu bauen – über den großen Teich hinweg. "Ich bekomme viele Emails von Leuten, die sich bei mir bedanken, dass ich Country ein neues Gesicht gegeben habe, das Genre in Norwegen salonfähig gemacht und ihm mehr Glaubwürdigkeit gegeben habe."