Schon der Auftakt mit "300 Horses" führt dazu, dass man den Regler der Stereo-Anlage unweigerlich ein Stückchen weiter nach rechts dreht. Gitarre und Fiddle gibt es hier satt und dazu erklingt auch unüberhörbar eine Pedal Steel Guitar. Yee Haw - die Zeichen für ein weiteres, handgemachtes Countryalbum stehen gleich zu Beginn nicht schlecht. So darf es weiter gehen - und das tut es auch.
Die erste Single, "Fightin' The Fool", und der gutgelaunte Titeltrack "Ain't no Bad Life" bleiben im flotteren Bereich und lassen die Entscheidung, den Lautstärkeregler nach oben hin korrigiert zu haben, absolut richtig erscheinen. Schnell wird klar, dass man es hier nicht mit Szene-Neulingen an den Instrumenten zu tun hat. Die Ohren haben sich nicht getäuscht, denn Steff Nevers hat wieder die Dienste einiger der gefragtesten Musiker aus der Music City in Anspruch genommen. So mischen unter anderem Gitarrist Brent Mason, Bassist Michael Rhodes, Dan Dugmore an der Pedal Steel und Pete Abbott am Schlagzeug mit. Für die flott gespielten Fiddle-Klänge zeichnet sich Rob Hajacos verantwortlich. Und natürlich entstanden die Aufnahmen auch in Nashville, genauer gesagt in den "Sound Kitchen"-Studios, in denen schon Szene-Größen wie Josh Turner, Brad Paisley, Trace Adkins bis hin zu Taylor Swift Songs aufgenommen haben.
Mit "Hard on Heard" kommt nach den drei schnelleren Titeln die erste Ballade an die Reihe, bei der die warme Stimme des 1975 geborenen Sängers ihre Wirkung nicht verfehlt. Einfach eine klassisch-schöne Nummer, wie es sie noch vor gut 15 Jahren regelmäßig aus Nashville zu hören gab. Etwas nachdenklicher kommt die mit Piano-Klängen verzierte, zweite Ballade "Simple Country Life" rüber. Diese stammt übrigens, wie auch der ruhige Album-Abschluss "Heart of Stone" ganz allein aus der Feder des bekennenden Garth Brooks-Fans und versierten Gitarristen aus Norwegen.
Das Highlight der Platte dürfte Countryfans schon seit Jahren bekannt sein. Der kraftvolle Rocker "Hillbilly Shoes" war schließlich die erste Single, mit der das Country-Duo Montgomery Gentry 1999 in den US-Charts landete. Hier zeigt Steff Nevers, dass seine Stimme nicht nur in einer Tonlage zu bekommen ist, und schafft so mit Unterstützung der erstklassigen Musiker das Kunststück, eine (mindestens) gleichwertige Neuauflage des Smashers hinzulegen. Kompliment dafür! Nicht ganz so gelungen ist dagegen der zweite Country-Rocker "Baby's got her Boots On", dessen Refrain selbst nach mehreren Durchläufen irgendwie zu sperrig bleibt.
Das einfach strukturierte "Everyday Thing" ist nicht nur eine weitere Ode an das Thema Liebe, sondern erinnert nicht nur durch die Fiddle zum Auftakt an "Once in a Heart like Mine", dass Randy Travis im Jahr 1999 veröffentlichte. Egal - beides sind letztlich gute Country-Songs. Und überhaupt hätte die gesamte CD von Steff Nevers ohne Probleme in die Szene vor gut zehn Jahren gepasst. Vielleicht war er damals ja auch schon in Nashville aktiv, hat sich aber Buddy Jewell genannt und war auf der Suche nach einen Plattenvertrag? Immerhin sieht Nevers dem US-Sänger auch heute noch recht ähnlich und klingt musikalisch auch nicht so weit vom ehemaligen "Nashville Star" entfernt...
Fazit: Steff Nevers steht für klassisch-traditionelle Countrymusic, wie man sie heute leider immer seltener aus Nashville zu hören bekommt. Das mag vielleicht nicht im Trend liegen, beschert dem geneigten Hörer aber trotzdem eine Menge Spaß.
Label: AGR Television (Sony) | VÖ: 25. März 2011 |
Titelliste
01 | 300 Horses | 08 | Big Dreams |
02 | Fightin' the Fool | 09 | Baby's Got Her Boots On |
03 | Ain't No Bad Life | 10 | White Wine |
04 | Hard on a Heart | 11 | You Can Count On Me |
05 | Hillbilly Shoes | 12 | Too Long (The Truckers Song) |
06 | Everyday Thing | 13 | Heart of Stone |
07 | Simple Country Life |