Und noch eine weitere Besonderheit bringt die Veröffentlichung von "Live From The Country" mit, denn die 13 Songs erscheinen ausschließlich in digitaler Form. Das wird der Tatsache geschuldet sein, dass Live-CDs nicht nur im Country-Bereich deutlich weniger verkaufen als reguläre Studio-Alben. Dazu kosten CD-Auflagen in kleineren Mengen einfach mehr. Wie dem auch sei, entscheidend ist am Ende die Musik und da hatte der Norweger die Latte mit seinem letzten Output "Ain't No Bad Life" ja schon recht hoch aufgelegt.
Los geht es mit "Bayou Girl", welches der relativ unbekannt gebliebene Country-Sänger Bob Woodruff 1994 als Single veröffentlicht hat. Nevers und seine Band sind dabei schnell auf Betriebstemperatur und vermitteln beim Uptempo-Opener das Gefühl einer schweren und stampfenden Honkytonk-Dampflock, die sich unbeirrt ihren Weg durch die Landschaft bahnt. Kurze Solis von Gitarre und Pedal Steel inbegriffen.
"What's a Good 'Ol Boy to Do" von Jamie O'Hara dürfte ebenfalls nur einem sehr kleinen Kreis an Musikfreunden bekannt sein. Die Interpretation von Nevers und Band fällt um einiges rockiger als das eher verhaltene Original aus. Keine Frage, Nevers hat das Potential der Nummer erkannt und dieses auf ein neues Level gebracht. Nicht schlecht! Nachdem hier die Rock'n'Roll-Freunde auf ihre Kosten gekommen sind, gibt es beim folgenden "What' ll You Do About Me" (von Songwriter Dennis Linde, der auch "Burning Love" für Elvis Presley geschrieben hat) wieder was für die bewegungsfreudige Country-Gemeinde. Hier bekommt der Hörer durch die Ansage auf norwegisch auch mit, dass die Aufnahmen in der Heimat des Songschreibers und Gitarristen getätigt wurden.
Nach drei schnellen und weniger populären Titeln steht dann allerdings eine kaum lösbare Aufgabe an. "The Dance" - bekannt geworden als einer der wichtigsten Songs in der Karriere von Garth Brooks. Nevers gibt hörbar alles um der gefühlvollen Vorlage nahe zu kommen - klingt bei der Mega-Ballade aber angestrengt. Viel lockerer fühlt sich der Sänger, der in Norwegen schon im Vorprogramm für Toby Keith oder Alan Jackson aufgetreten ist, danach bei "Cigarettes And Coffee". Kein Wunder, ist das ja auch eine eigene Nummer. Auch das bartauglich-traditionelle "Hard Liquor, Cold Women And Warm Beer" liegt dem Nordlicht, der wieder in erster Linie im schnelleren Bereich punkten kann.
"Little Liza Jane" von Reed Nielsen und Vince Gill räumt dann den Musikern in der Band die Chance ein, ihr Können unter Beweis zu stellen. Eine gute und spielfreudige Truppe hat Nevers da zusammen. Die schätzungsweise 200 Fans sollten bei der Show ihren Spaß gehabt haben - auch wenn man sie leider kaum hören kann. Eine weitere Kostprobe ihrer Fingerfertigkeiten liefert die Band beim gitarrenlastigen Instrumental "Hotwired Medley" ab, das stark an Brad Paisley erinnert, allerdings von Steff Nevers und dem gefragten Studio-Gitarristen Brent Mason stammt. Etwas nervig wird das Treiben auf der Bühne dagegen beim neuen, eigenen Song "Scream Celebrate", bei dem vor allen Dingen die abgefahrene Orgel stört.
Fazit: Wer große Hits und eine euphorische Stadion-Stimmung á la Kenny Chesney erwartet ist hier falsch. Wer aber auf ordentliche Countrymucke steht, die beim Besuch einer guten Band auch in der Kneipe nebenan aufgenommen worden sein könnte, wird seinen Spaß haben.
Label: AGR Television | VÖ: 29. Juni 2012 |
Titelliste
01 | Bayou Girl | 08 | Simple Country Life |
02 | What's a Good 'Ol Boy to Do | 09 | Hotwired Medley (Instrumental) |
03 | What'll You Do About Me | 10 | I'm From The Country |
04 | The Dance | 11 | John Roland Wood |
05 | Cigarettes and Coffee | 12 | Scream Celebrate |
06 | Hard Liquor, Cold Women and Warm Beer | 13 | Will The Circle Be Unbroken |
07 | Little Liza Jane |