Die Country-Radios in den USA vergeben den Dixie Chicks nicht

Dixie Chicks

Die Country-Radios in den USAsind nach wie vor nicht bereit, sich mit den Dixie Chicks zu versöhnen. Dass die Gruppe bei den Grammys so abgesahnt hat, könnte sogar für eine erneute Gegenreaktion sorgen.

Durch die fünf Grammys am Sonntag krönte das Trio aus Texas sein Comeback nach der Kritik am amerikanischen Präsidenten George W. Bush im Jahre 2003, durch die sie von Superstars zu Geächteten wurden - jedoch die Music Row nimmt sie nicht wieder in die Country-Musik Gemeinde auf.

"Die meisten Countrysender spielen die Dixie Chicks nicht und werden auch jetzt nicht damit anfangen", so Jim Jacobs, Eigner von WTDR-FM, einem Countrysender in Talladega, Alabama.

So könnte der Gewinn der Grammys nach hinten losgehen und für eine weitere Gegenreaktion gegen die Gruppe sorgen. Rundfunksprecher der Countrysender sagten am Montag, dass die fünf Grammys für die Gruppe beweisen würden, wie weit entfernt die Recording Academy vom durchschnittlichen Country-Fan entfernt sei.

"Ich denkeunsere Zuhörer sind schockiert", so Tony Lama, Programmchef bei KXNP in North Platte, Nebraska. "Das ist das ländliche, konservative Amerika. Sie sind einfach nur empört."

Country-Radios in den USAspielen die Dixie Chicks seit 2003 nicht mehr, nachdem Sängerin Natalie Maines bei einem Konzert in London sagte: "Nur damit ihr es wisst, wir sind beschämt, dass der Präsident der Vereinigten Staaten aus Texas stammt."

Dixie Chicks Entertainment Cover
Beinahe über Nacht wurde Maines in der Debatte über den Irakkrieg zu einem Blitzableiter, bei den Konservativen wurde sie förmlich für die Kritik am Präsidenten und besonders dafür, dass sie diese im Ausland geäußert hatte, zerrissen.

Die Dixie Chicks sangen über diese Diskussionen in ihrer Single "Not Ready to Make Nice", die sowohl als bester Song als auch als beste Single des Jahres ausgezeichnet wurde. Für ihr Album "Taking the Long Way" gewannen die Dixie Chicks den Grammy für das Album des Jahres.

Eine Textzeile des Songs lautet: "I'm not ready to make nice. I'm not ready to back down. I'm still mad as hell, and I don't have time to go round and round and round."("Ich bin noch nicht für eine Versöhnung bereit. Ich lasse mich nicht unterkriegen. Ich bin immer noch sehr wütend und ich habe keine Zeit, immer wieder herumgereicht zu werden.")

Das Country-Radio istvielleicht noch nicht bereit, sie wieder mit offenen Armen zu empfangen, jedoch hat der Erfolg bei der Grammys gezeigt, dass ein beträchtlicher Teil des Landes seine Sicht der Dinge noch einmal überdacht hat. Die Umfragewerte des Präsidenten sind im Keller und seine Partei wurde bei der Zwischenwahl ausgebootet.

"So langsam gewinne ich meinen Glauben an die Menschheit zurück", so Maines am Sonntag.

Aber die Kluft zwischen ihnen und den Countrysendern scheint unermesslich weit. Die Dixie Chicks sagten, dass sie sich bei Music Row nie zu Hause gefühlt hätten, auch nicht als sie die meistverkaufte Countryband waren.

"Den Countrysendern einen Ölzweig anbieten zu wollen ist nicht der richtige Weg", so Ken Tucker, Berichterstatter für Billboard Country-Musik. "Die Dixie Chicks feiern sich als Geächtete."

Dixie Chicks
Der Grammy für das beste Country-Album geht fast nie an einen Mainstream-Künstler aus Nashville.

Im letzten Jahr konnten Bluegrass Sängerin Alison Krauss und Union Station den Preis mit "Lonely Runs Both Ways" gewinnen und Loretta Lynn hat ihn 2005 für "Van Lear Rose" erhalten. Keiner der beiden Titel wurde bei Countrysendern ins Programm aufgenommen.

Mit dem Soundtrack zu "O Brother, Where Art Thou? - Eine Mississippi Odyssee" gewann im Jahr 2002 letztmalig ein Country-Album den Preis für das Album des Jahres. Dies war eine Sammlung altmodischer Country-Musik, die nicht ins Konzept von Nashville passte.

Johnny Cash gewann den Preis für das beste Country-Album 1998 und sorgte dann für Schlagzeilen, als seine Plattenfirma eine Werbung schaltete, auf der ein viel jüngerer Johnny Cash zu sehen war, der den Mittelfinger zeigte und sich beim "Musikmoloch Nashville" bedankte.

Wes McShay, Programmchef bei KRMD-FM in Bossier City, Louisiana, ist der Meinung, dass Country-Fans verstehen würden, dass die großen Stars keine Preise gewännen.

"Jahr für Jahr werden die Künstler, die für ausverkaufte Hallen sorgen, nicht für die Grammys nominiert", so McShay.

Man beachte die Verleihung der Country Music Association (CMA) Awards vor einigen Monaten in Nashville: Entertainer des Jahres wurde Kenny Chesney, die anderen großen Gewinner waren die Favoriten der Sender Brooks & Dunn, Brad Paisley, Keith Urban und Rascal Flatts.

Laut Maines kann die Tatsache, dass die Dixie Chicks nicht einmal für einen Preis der CMA nominiert wurden, als Beweis für die Engstirnigkeit und das provinzlerische Denken der Music Row in Nashville gesehen werden.

Dixie Chicks Taking Cover

"Was die Radiosender und die Country-Industrie anbelangt, konzentriert sich alles auf einen kleinen Bereich in Nashville", so Maines nach der Show am Sonntag.

"Not Ready to Make Nice" erreichte eine Maximalplatzierung von 36 in den amerikanischen Billboard Country-Charts. Laut Jacobs, dem Eigner des Radiosenders in Alabama, sollte dies dazu führen, dass die Dixie Chicks nicht den Preis für das beste Album des Jahres gewinnen.

"Wie gewinnt man den Preis für das Country-Album des Jahres, wenn man von den Countrysendern nicht gespielt wird?", so Jacobs.

Bandmitglied Emily Robison sagte, dass die Grammy Organisation dafür bekannt sei, großartige Alben anzuerkennen, die nicht unbedingt im Radio gespielt wurden. "Besonders im Bereich Country gibt es die Tradition, die nicht gespielten großartigen Alben auszuzeichnen", so Robison.

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