Starke Melodien, schlaue Texte: "Almost Maybes"
Jetzt heißt es, die nächste Sprosse der berühmten Erfolgsleiter zu erklimmen. Anstatt eines Albums bedient er sich, wie derzeit so viele seiner Kollegen und Kolleginnen, einer EP: "Almost Maybes" heißt die Kollektion von sechs neuen Songs - und sie bieten erneut jenen Sound, der Nashville zum Hotspot der amerikanischen Musikindustrie macht: ein Crossover verschiedener Stilrichtungen - einschmeichelnde Melodien und gute Laune inklusive.
Doch was hilft die beste Komposition, der geistreichste Text, wenn es an der Interpretation mangelt? Richtig, nichts. Es steht und fällt nun einmal mit dem Sänger oder der Sängerin. Im Falle von Jordan Davis, dessen Onkel Stan Paul Davis übrigens ein paar Hits für Tracey Lawrence schrieb, sieht es in dieser Beziehung gut aus. Sehr gut sogar. Der bullige Kerl mit der Waldschrat-Gesichtsbehaarung verfügt über eine erstaunlich sanfte und einschmeichelnde Stimme. Ein Organ, wie geschaffen für Schmusebären oder - wahlweise - liebeskranke Kater. Aber auch für Songs, die vor allem unterhalten und für gute Laune sorgen wollen. Titel wie der Opener, Titeltrack und Single-Auskopplung "Almost Maybes".
Jordan Davis gelingt ein perfektes Country-Pop-Crossover
Davis hat den mit Retro-Touch und Karibik-Flair aufgeladenen Track gemeinsam mit Hillary Lindsey und Jesse Frasure geschrieben und behandelt eine interessante Frage: Was wäre, wenn ich bei meiner Ex (oder meinem Ex) geblieben wäre? Wie wäre mein Leben mit diesem anderen Menschen verlaufen? Eine schon fast existenzialistische Betrachtung - in bekömmliche Klänge verpackt.
Auch in den weiteren Tracks überrascht Davis mit originellen Songtiteln und Inhalten. Oder anders gesagt: Er findet neue und ungewöhnliche Bilder, um die eher üblichen Geschichten zu erzählen. Das gilt sowohl für das gemächlich nachdenkliche "Church in a Chevy", für das witzige, mit einem schönen Slide-Gitarren-Solo versehenen "Ruin My Weekend" und auch für "A Little Lime" - die kleine Zitrone gehört natürlich zu einem Drink und der Drink zu einer hübschen Lady. Ein Flirt-Song, aber mal etwas anders.
Musikalisch hat Jordan Davis bei den meisten der sechs Songs von "Almost Maybes" eine ausgewogene Mischung aus hippen Sounds und bodenständigem Feeling gefunden. Eine hitverdächtige Mixtur, auf die er nur bei dem Track "Detours" nicht setzt. Der persönlichste Titel der EP ist gleichzeitig auch der ruhigste. Im Intro und in der ersten Strophe ist Jordan Davis sogar nur gemeinsam mit einer Akustik-Gitarre zu hören. Eine musikalische Umgebung, die die zu seiner Lagerfeuer-tauglichen Stimme ausgezeichnet passt. Ab dem Refrain nimmt der Song, in dem er davon erzählt, sich zu verlieren, mehr Fahrt auf und mausert sich zu einem gemäßigten Folk-Rock-Track.
Für den Ausklang der EP sorgt "Cool Anymore", bei dem er wieder auf das bewährte Country-Pop-Rezept schwört - und bei dem er mit Julia Michaels einen zugkräftigen Pop-Star als Gast präsentiert. Cleverer Schachzug. Somit dürften Top-Platzierungen sowohl in den Country- als auch in den Pop-Charts so gut wie sicher sein.
Fazit:Jordan Davis gelingt mit der EP "Almost Maybe" erneut ein ziemlich perfektes Crossover aus Pop und modernem Country.
Label: MCA Nashville (Universal) | VÖ: 22. Mai 2020 |
01 | Almost Maybes |
02 | Church In A Chevy |
03 | Ruin My Weekend |
04 | A Little Lime |
05 | Detours |
06 | Cool Anymore (mit Julia Michaels) |