Ingrid Andress - Lady Like

CD Cover: Ingrid Andress - Lady Like

Mit "Lady Like" gelingt Ingrid Andress ein bemerkenswertes Debüt.

Welche 28-Jährige heißt in Deutschland schon noch "Ingrid"? Mit zweitem Vornamen heißt diese amerikanische Ingrid dazu noch Elizabeth und mit Nachnamen "Andress". Obwohl, wir steigen mal kurz in die Namensforschung ein, "Andress" auf schottische Wurzeln basiert, lässt eine Künstlerin mit diesem Namen sofort an eine deutsche Schlagersängerin aus den 50er Jahren denken. An Gitte Hänning oder Caterina Valente. Nun ja, weit gefehlt. Ingrid Andress stammt aus Southfield, Michigan, ist 28 Jahre alt; sie ist auf einer Ranch in Colorado aufgewachsen, am renommierten Berklee College of Music hat sie Musik studiert und lebt mittlerweile in Nashville. Nach einigen Songs, die sie für Künstler wie Sam Hunt und Alicia Keys schrieb, legt sie jetzt ihr Debüt-Album vor: "Lady Like".

"Lady Like" - der Name ist Programm

Der Name ist Programm. Entsprechend darf man von Ingrid Andress keine krawalligen Titel, keinen Country-Rap und auch keine der üblichen Party- und Drinkin'-Songs erwarten, sondern: gepflegte Song-Kost. Das deutete schon der 2019 erschienene Single-Vorbote "More Hearts Than Mine" an - mit gediegenen Klavier-Akkorden, einschmeichelnden Melodien und einer verführerischen Stimme. Eine Stimme, die einen umgarnt, der man die höchsten Höhen zutraut und die, selbst wenn sie leicht angeraut dahinheisert, eine erstaunliche Sogkraft entfaltet. Das empfanden im letzten Jahr wohl ziemlich viele Country-Hörer so oder so ähnlich. Denn mit Platz zehn in den Country- und Platz acht in den Country-Airplay-Charts gelang der Debütantin auf Anhieb ein mit Gold-Status verzierter Einstands-Hit.

Ingrid Andress ließ in Nashvilles' Music Row aufhorchen. Mit "Lady Like" dürfte die ehrenwerte Country-Gemeinde noch weiter die Lauscher aufstellen. Motto: Kommt hier "the next big thing"? Die nächste Faith Hill (ihr erklärtes Vorbild)?

Wie sie in ihre erste CD einsteigt, lässt zumindest gleich mal an Shania Twain denken: "Bad Advice", der Opener, ist eine augenzwinkernde, ironische, mit kitschigen Geigen und Mariachi-Trompeten untermalte Country-Revue-Nummer. Ein Song, wie man ihn eher von einem gestandenen Star, als von einer jungen Newcomerin erwarten würde. Das spricht für ihr Selbstbewusstsein, aber auch für ihren Stil und ihr Charisma. Vor allem aber hat der Song mit seiner kecken Refrain-Melodie echtes Hit-Potential.

Ingrid Andress bringt den Glamour nach Nashville zurück

Wie ladylike diese junge Dame ist, zeigt sich noch mehr in dem nachfolgenden Track, der schicken Ballade "Both". Im getragenen 6/8-Groove gibt Ingrid Andress die mondäne Diva. Sie verströmt Klasse, Stil und Eleganz. Dass die Produzenten dabei die Emotions- und Dynamik-Potis um einen Tick zu weit in Richtung Pathos aufdrehen – geschenkt. Country-Fans, die in den letzten Jahren in Puncto Glamour darben mussten, dürften bei diesem Bombast-Country-Pop allemal in Verzückung geraten.

Über "We're Not Friends" bekannte die herausragend Klavier spielende Künstlerin, dass sie den Song ursprünglich für einen anderen Act geschrieben hat. "Ich schreibe immer aus der persönlichen Perspektive heraus, erfinde aber natürlich auch Dinge", sagte sie dem Branchenblatt Billboard, "aber das was ich in diesem Song erzähle ist mir exakt so passiert." Und damit war die Pop-orientierte, mit vielen klangtechnischen Details ausgeschmückte Ballade einfach zu persönlich und privat, um sie jemanden anderen zu überlassen. Gute Entscheidung, der Song gehört zu den Glanzlichtern der CD.

Ein weiteres setzt "More Hearts Than Mine". Ein unspektakulärer, auf relativ einfachen Klavier-Akkorden basierender Titel, der ganz im Country-Folk angesiedelt ist und ohne jeglichen Studio-Gimmick auskommt. Spätestens hier muss man konstatieren, dass man es mit einer so jungen wie ernsthaften Künstlerin zu tun hat.

Ernsthaft? Ja. Langweilig? Nein! Mit "Life of the Party" zeigt Miss Andress, dass sie durchaus auch Party kann. Aber natürlich anders, als die meisten Nashville-Acts ihrer Generation. Angeblich hat sie den Song in einem Songwriter-Camp in Südfrankreich geschrieben – an einem Tag, an dem sie bereits um 14 Uhr mit Vin Blanc-Trinken begann. Offenbar war sie aber noch nüchtern genug, um der Party kreativen Tiefgang und so manche harmonische Feinheit abzuringen. "Meine Domäne sind traurige Lieder", sagt sie, "und so wurde aus dem Party-Songs dann doch ein 'sad girl party song'."

Mit dem Titeltrack beendet Ingrid Andress die acht Songs-starke Song-Kollektion ihres Debüt-Albums - mit romantischem, etwas geheimnisvollem, in manchen Momenten pathetischem Country-Pop. Es ist: ihr Sound. Keine Frage, die Dame hat Zukunft.

Fazit: Starke Stimme, starke Songs und dazu eine gehörige Star-Appeal. Mit "Lady Like" erfüllt Ingrid Andress die in sie gesetzten Erwartungen.

Label: Atlantic Nashville (Warner) VÖ: 17. April 2020
01 Bad Advice
02 Both
03 We're Not Friends
04 The Stranger
05 Anything But Love
06 More Hearts Than Mine
07 Life of the Party
08 Lady Like
vgw
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