Van De Forst - Lucky

CD Cover: Van De Forst - Lucky

Die deutsche Country-Szene ist - im Vergleich zu der in den USA - bekanntermaßen recht übersichtlich. Da ist es doch sehr erfreulich, wenn sich ein junges Mädel dazu entschließt, aus ihrer Vorliebe für Nashville-Pop kein Geheimnis zu machen, sondern selbst eine Platte mit ihrer Lieblingsmusik einzuspielen. Vanessa aus Münster oder besser Van De Forst hat genau dies gemacht. Jetzt ist die erste CD "Lucky" erschienen.

Vor zwei Jahren hielt sich die damals 19-Jährige aus der Studentenstadt in Westfalen über einen längeren Zeitraum bei ihrer in den Staaten lebenden Verwandtschaft auf und entdeckte dabei die Sounds der Szene in Nashville für sich. Mit Michael Voss fand die junge Sängerin einen erfahrenen Mentor an ihrer Seite. Der Produzent ist in vielen Genres zu Hause und hat schon mit verschiedenen Künstlern aus dem Hardrock-Bereich gearbeitet; verdient dazu seine Brötchen aber auch mit partytauglicher Musik. So ist Voss der Gitarrist in der Band von Ballermann-Held Mickie Krause. Gute Beziehungen pflegt er neben US-Produzenten wie Dann Huff auch zu einem ganzen Pool an Songwritern, die nun die Titel für das Debüt von Van De Forst schrieben. Dazu gehören unter anderem Michael Voss-Schoen, Harry Hess, Billy Falcon und Charles Woodward.

Los geht es mit "The Radio", das ohne Umwege direkt ins Ohr geht. Eingängige Melodie und gefälliger Refrain gepaart mit einer frischen und mädchenhaften Stimme - fertig ist der gelungene Auftakt der CD. Während der Opener noch in Richtung Pop tendiert, dürfte es spätestens beim folgenden "Over You" Country-Fans ganz warm ums Herz werden. Denn neben Pianoklängen zu Beginn wird die schöne Ballade unüberhörbar von einer Pedal-Steel Guitar - für viele eine der wichtigsten Zutaten für Country Music - getragen. Den Solo-Part übernimmt zwar die E-Gitarre, aber auch das passt hier bestens ins melodische Gesamtbild. Die Sängerin klingt bei der Power-Ballade dazu gar nicht mehr nur mädchenhaft; zeitweise hört sich die junge Dame - wenn auch mit Background-Verstärkung - schon so kraftvoll wie manch große Nummer aus der Szene an.

Echtes "Nashville-Feeling" beschert zudem das stimmige "Stranger Than Love", bei dem Van De Forst einen weiteren Beleg ihrer kraftvollen und glasklaren Stimme erbringt. Der Sound erinnert an die Phase des New Nashville-Sounds Ende der 90er Jahre, klingt aber dennoch nicht angestaubt. Überhaupt kann sich das in Greven entstandene Album klangtechnisch durchaus dem Vergleich mit internationalen Produktionen stellen.

"Lucky" ist Titelsong und erste Single zugleich. Eine sympathisch-ungezwungene Nummer, mit der es der Musik-Studentin gelingt, gute Laune zu verbreiten. Genau die Klänge also, die man gerne im Radio hört. Ein harmonischer Song für unterwegs ist auch "Middle of Nowhere", mit dem die Sängerin Erinnerungen an ihren ersten Besuch im Grand-Canyon-Nationalpark verbindet.

"Comin' Home to Nashville" bleibt bis auf den Refrain auch nach mehreren Durchläufen etwas sperrig. Hinzu kommt ein doch etwas klischeehafter Text über die Liebe zur Music City. Überzeugender ist da "Something to Think About" bei dem sich die Sängerin ein starkes Gesangsduell mit ihrem Produzenten liefert. Einen Hauch von Fernweh vermittelt schließlich noch das romantische "Pontchatrain". Geschrieben wurde diese Nummer übrigens von Tony Carey, der 1989 mit "Room With A View" den Titeltrack zur TV-Serie "Wilder Westen inklusive" beisteuerte.

Fazit: Von Van De Forst möchte man gerne noch mehr hören. Man darf schon gespannt sein, wie in Zukunft ihre eigenen Songs klingen werden. Bis es soweit ist, ist dieser "Nashville Pop" nicht nur für Fans von Lisa-Marie Fischer ein Tipp.

Label: Stuff (H'Art) VÖ: 28. August 2015
01 The Radio
02 Over You
03 Stranger Than Love
04 Falling to Pieces
05 Twenty One
06 Lucky
07 Middle of Nowhere
08 Cowgirl Riding High
09 Coming Home to Nashville
10 Tomorrow
11 Something to Think About
12 Ponchartrain

 

 

Anmelden