CMA nimmt Garth Brooks, Hargus "Pig" Robbins und Connie Smith in die Country Music Hall of Fame auf

Garth Brooks

Der Himmel hätte nicht blauer und das Wetter nicht besser sein können, als die Country-Stars am Sonntagnachmittag des 21. Oktobers im Country Music Hall of Fame and Museum eintrafen.

Hunderte Zuschauer hatten sich auf der anderen Seite der Demonbreun Street versammelt und besetzten den gesamten Block zwischen der Fifth und Sixth Avenue in der Innenstadt von Nashville. Sie scharten sich um die Stelle, wo Bill Cody, Radiomoderator bei WSM AM/Nashville, jede Ankunft einer berühmten Persönlichkeit lauthals verkündete.

In Smoking, Abendkleid und Westernlook hatten sich die Stars versammelt, um die Aufnahme von drei Country-Größen in die Hall of Fame der Country Music Association (CMA) zu feiern. Dabei handelt es sich um die höchste Auszeichnung, die in der Welt der Countrymusik verliehen wird.

Die CMA hatte die diesjährigen Neuaufnahmen bereits im März verkündet: Garth Brooks in der Kategorie "Moderne", Hargus "Pig" Robbins in der Kategorie "Studio- oder Tourmusiker vor 1980" und Connie Smith in der Rubrik "Altstar".

(l-r) CMA Chief Executive Officer Steve Moore; the 2012 Country Music Hall of Fame Inductees Garth Brooks, Connie Smith, and Hargus 'Pig' Robbins; Country Music Hall of Fame and Museum Chairman Steve Turner; and Country Music Hall of Fame and Museum Director Kyle Young; Photo: John Russell/CMA

Smith kam als Erste kurz vor 16:00 Uhr an. Begleitet wurde sie von ihrem Mann Marty Stuart, der zusammen mit ihr an den jubelnden Zuschauermengen vorbeischritt. Kyle Young, Leiter des Country Music Hall of Fame and Museum begrüßte sie höchstpersönlich mit einer Umarmung und den Worten: "Hier ist dein Zuhause". (Ihre Band, die Sundowners, erhielten später eine andere Art von Begrüßung, als sie den roten Teppich in schwarzen Westernoutfits betraten. "Ihr seht ja aus, als wolltet ihr auf eine Beerdigung", bemerkte Cody, was ihm sofort einige Lacher vonseiten der Band und der Fangemeinde einbrachte).

Charlie McCoy strahlte und küsste seine Hall of Fame-Mitgliedsmedaille mehrmals, als er und seine Frau Pat sich den Weg ins Museum bahnten. Merle Haggard verbeugte sich und zog seinen Hut als Reaktion auf den stürmischen Empfang. Bob Seger lachte und streckte den Daumen in die Höhe, als ein Fan ihm ein "Bleib locker!" zurief. Ricky Skaggs begeisterte die Zuschauer, als er sein Handy aus der Tasche zog und begann, sie zu fotografieren.

Den Höhepunkt erreichte dieser Teil der Veranstaltung allerdings, als Brooks um 16:40 Uhr zusammen mit seiner Frau Trisha Yearwood aus dem Auto stieg. Die beiden gingen direkt auf ihre Fans zu, gaben Autogramme, umarmten sie, schüttelten Hände, und strahlten ganze fünf Minuten lang im Blitzlichtgewitter um die Wette, bevor sie sanft die Treppen hinauf zu einem Empfang vor der eigentlichen Feier geführt wurden.

Nachdem die Gäste ihre Plätze im gemütlichen Ford-Theater eingenommen hatten, begann die Feier wie jedes Jahr mit einer Begrüßung durch Young. Traditionell wurde das Programm anschließend mit einem Gospelsong eröffnet. In diesem Jahr war die Wahl auf "All Prayed Up" gefallen, das von Vince Gill komponiert und von Gill an der Mandoline und Jeff White an der Gitarre interpretiert wurde. Ihre beschwingten Harmonien, der mitreißende Rhythmus und die inspirierende Botschaft des Songs sorgten dafür, dass im Saal von Anfang an begeistert mitgeklatscht wurde.

Dann stellte Young Steve Turner vor, den Vorstandsvorsitzenden des Country Music Hall of Fame and Museum. Turner wies die neuen Mitglieder darauf hin, dass "der hohe Rang, den ihr heute Abend erhaltet, von der Country Music Association erschaffen und verliehen wurde" und gratulierte ihnen persönlich.

Darauf folgte Steve Moore, der meinte: "Von allen meinen Aufgaben als Geschäftsführer der CMA ist mir die liebste, jedes Jahr die neuen Mitglieder zu verkünden. Ihre Reaktionen kommen immer von Herzen, sind manchmal emotional und meistens lustig - und für mich ist es immer sehr bewegend zu sehen, wie die Musiker den Rundbau (des Museums) betreten, und zu wissen, dass ihr Bild und ihre musikalischen Leistungen schon bald diese heiligen Hallen schmücken."

"Diese drei Musiker sind mehr als nur Künstler", schloss er. "Sie sind Naturgewalten."

Nach einer Schweigeminute für die Hall of Fame-Legenden Frances Preston, Earl Scruggs und Kitty Wells, die im Jahr 2012 gestorben waren, eröffnete Young das Programm mit einer Lobesrede an Robbins. Er erzählte von der schweren Kindheit des zukünftigen Pianisten, der im Alter von 3 Jahren durch einen Unfall mit einem Messer ein Auge verloren hatte und daraufhin komplett erblindet war, aber auch von seinen zahlreichen Triumphen als bedeutendes Mitglied des "A Team", Nashvilles legendärer Studiomusiker-Vereinigung - also eine Geschichte des Glücks im Unglück. Genau wie bei jeder Hall of Fame-Aufnahmefeier wurde die Rede durch Livemusik ergänzt, in diesem Jahr machte Ronnie Dunn den Anfang.

Um seine Interpretation des Hits "White Lightning" von George Jones, zu dem Robbins den berühmten Klavierpart beigesteuert hatte, so richtig in Schwung zu bringen, betrat Dunn die Bühne mit einem Einmachglas in der Hand, das mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt war. "Ich versuche jetzt, einen neuen Rekord aufzustellen und den Schnaps hier in den drei Minuten des Songs komplett leer zu trinken", verkündete er, wandte sich der Band zu und bemerkte: "Genau, wie wir es geprobt haben!" Nach der Darbietung erhielt Dunn tosenden Applaus, als er zuerst seiner Band einen Schluck anbot, dann den hochrangigen Gästen in der ersten Reihe und schließlich, mit einem Achselzucken, dem gesamten Saal. (Dort wurde er allerdings abgelehnt.)

An jeder Nummer, die zu Ehren von Robbins gespielt wurde, war eine Reihe von Gast-Keyboardern beteiligt, sowohl an John Hobbs' Darbietung von "White Lightning" als auch an Gordon Motes Interpretation des Original-Klavierparts von "Don't It Make My Brown Eyes Blue", das wunderschön von Crystal Gayle gesungen wurde. Dann legte Gene Watson "Fourteen Carat Mind" aufs Parkett, wobei Dirk Johnson die Fills von Robbins eindrucksvoll mit der linken Hand spielte. Watson brachte den Saal zum Lachen, als er darauf hinwies, dass Robbins an jedem Nummer Drei-, Zwei- und Eins-Hit beteiligt war, den er jemals herausgebracht hatte.

Später bemerkte Ronnie Milsap, dass das neue Mitglied in all seinen Aufnahmen Klavier gespielt hatte, und zwar "bis ich endlich den Mumm aufbrachte", es selbst zu tun. Bevor Milsap "Behind Closed Doors" mit Robbins am Klavier sang, erinnerte er sich rückblickend auf eine frühere Studioaufnahme daran, wie er dem Produzenten Tom Collins einmal gesagt hatte: "‚In der Band muss dann aber auf jeden Fall Pig Robbins spielen.‘ Darauf Collins: ‚Der hat bis nächste Woche keine Zeit.‘ Und ich entgegnete: 'Okay, dann warten wir eben bis nächste Woche.'"

Charlie McCoy hieß Robbins symbolisch in der Hall of Fame willkommen, indem er ihm die Goldmedaille überreichte. Er erzählte ausführlich von ihrer langen Verbundenheit und schloss mit den Worten: "In dieser Stadt gibt es eine Reihe von Songwritern, die eine Menge mehr Tantiemen bekommen haben, weil Pig in ihren Songs gespielt hat. Es gibt hunderte Künstler, die schneller Karriere gemacht haben, weil Pig an den Aufnahmen beteiligt war. Es gibt Millionen von Fans, die sich berühren und mitreißen ließen, weil Pig in den Aufnahmen spielte." Nach diesen Worten bat er Robbins, "den besten Studiomusiker, den ich kenne", auf die Bühne.

Als jemand, der sowohl privat als auch beruflich eher im Hintergrund agiert, fasste sich Robbins kurz. "Für mich ist es wirklich eine Ehre, in die Hall of Fame in der Kategorie der Musiker zusammen mit Charlie, Harold (Bradley) und Floyd (Cramer) aufgenommen zu werden. Eigentlich", fügte er verschmitzt hinzu, "habe ich genug von Floyd geklaut, um mich in Grund und Boden zu schämen – aber das tue ich gar nicht!"

Ein feuriger und wilder Ritt mit drei Geigen und Stimmen durch "Once a Day" von The Quebe Sisters Band, eine rockige Version von "If It Ain't Love (Leave It Alone)" von The Whites (bei dem Buck White mehrere Keyboard-Solos ablegte), und ein hingebungsvolles "You've Got Me (Right Where You Want Me)" von Lee Ann Womack ebneten den Weg für Connie Smiths Aufnahme als neues Mitglied. Merle Haggard bemerkte dazu: "Ich bewundere Connie Smiths Aufrichtigkeit, ihr Temperament und ihr Engagement für die traditionelle Country Music. Es gibt einfach keine bessere Country-Sängerin."

Smith war sichtlich gerührt und beteuerte, dass es ihr bei der Musik nie um den Starrummel ging. "Ich wollte einfach nur singen und gut für meine Kinder sorgen", betonte sie. "Ich glaube von ganzem Herzen, dass Gott mich dazu berufen hat, eine Country-Sängerin zu sein – und das will ich auch bleiben, bis er mir einen anderen Weg weist." Und wie um dieses Geschenk zu würdigen, sang sie dann mit ihrer einzigartigen, ausdrucksstarken Stimme "When I Need Jesus, He's There", vom kehligen, soulig tiefen Teil bis hin zu höheren langen Tönen, denen sie durch eine zarte Rauheit Tiefe verlieh. Im Anschluss erhielt sie vom Publikum und der Band Standing Ovations.

(l-r) Country Music Hall of Fame member Merle Haggard and CMA Chief Executive Officer Steve Moore; Photo: John Russell/CMA

George Strait eröffnete den letzten Teil des Abends mit einer Rede, die er von der Bühne aus direkt an Oklahoma's Country-Star Garth Brooks richtete. "Mir ist heute zu Ohren gekommen, dass du einmal mit einem Song in die Stadt gekommen bist und gesagt hast: ‚Ich muss George Strait irgendwie dazu bringen, den Song für mich aufzunehmen.‘" Nach kurzem Schweigen fügte er hinzu: "Junge, du hättest dir mehr Mühe geben sollen! Genau solche Songs kann ich gebrauchen." Nach diesen Worten legte er sich bei "Much Too Young (to Feel This Damn Old)" mächtig ins Zeug, grinste breit und trat schließlich von der Bühne, um den Songwriter zu umarmen.

Brooks Facettenreichtum wurde deutlich, als sich James Taylor auf einem Barhocker niederließ und eine feinsinnige Interpretation von "The River" ablieferte, bei der Trisha Yearwood die Backgroundsänger unterstützte. Und Bob Seger stellte Brooks' rockigere Seite mit einem wilden Ritt durch "That Summer" unter Beweis.

Dann kehrte Strait auf die Bühne zurück, um Brooks die Goldmedaille zu überreichen. "Ich habe mich dir immer verbunden gefühlt, weil wir beide aus dem Süden kommen und von Rodeos und was weiß ich noch alles singen", meinte der Superstar aus Texas. "Du hast so viele Leute zu Fans unserer Musik gemacht. Das hat uns allen sehr geholfen."

Brooks sprach von Herzen und frei heraus, als er den Künstlern Respekt zollte, die eben in seinem Namen aufgetreten waren. Und auch Merle Haggard und George Jones sprach er seine Anerkennung aus, indem er betonte, wie wichtig ihre Musik für seine persönliche und kreative Entwicklung gewesen sei. Und mit einem verschmitzten Lächeln in Richtung seines texanischen Freundes fügte er hinzu, dass "ich verdammt gerne George Strait sein wollte", als er vor Jahren "Unwound" im Radio gehört hatte. "Und ich muss sagen...", setzte er hinzu, "dass ich immer noch verdammt gerne George Strait wäre!"

Zum Schluss richtete er sich jedoch an seine Töchter und schließlich an seine Frau. "Wenn man seine Seelenverwandte gefunden hat, dann ist ‚für immer‘ zum ersten Mal nicht lang genug", flüsterte er. "Jetzt zitiere ich bestimmt gleich die Bibel falsch, aber irgendwo da drin steht: 'Ein Mann kann durch seine Frau in den Himmel kommen.' Und ich muss sagen: 'Miss Yearwood? Sie sind meine einzige Chance!‘"

Der Abend endete traditionell mit einer stimmungsvollen Darbietung von "Will the Circle Be Unbroken", an der sich Mitglieder der Hall of Fame und verschiedene Künstler beteiligten. Wie die meisten Programmpunkte wurde auch dieser Chor von der Medallion All-Star Band unterstützt, mit dem Keyboarder Hobbs als Dirigent, Eddie Bayers am Schlagzeug, Paul Franklin an der Hawaiigitarre, Brent Mason an der E-Gitarre, Michael Rhodes am Bass, Deanie Richardson an der Geige und Mandoline, Dawn Sears und Jeff White als Sänger und Biff Watson an der Akkustikgitarre.

 

 

vgw
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