Wer einen Blick in seine Biografie wirft, bescheinigt dem Sänger, Songschreiber, Gitarristen und Schlagzeuger durchaus seine Qualitäten als Rebell; als Gegen-den-Strom-Schwimmer, als zorniger Verweigerer. Doch das alleine wird ihm längst nicht gerecht. Wer sich die elf, bis auf eine Ausnahme von ihm selbst geschriebenen Songs durchhört, wird unter anderem auch eines bemerken: Hank III, so tätowiert er sein mag, so rotzflegelmäßig er auch singt – ist letztlich musikalisch weitaus näher an den Roots, am Ursprung und an der Seele der Countrymusik, als die allermeisten seiner in Nashville etablierten Kollegen. Er ist: Traditionalist und Rebell gleichzeitig. Ganz wie sein Großvater ...
Vermutlich hätte auch der alte Hank die Nase gestrichen voll gehabt von den Buchhaltern und Betriebswirten der Music Row. Von den gelackten Geldzählern, für die Musik nur ein einträgliches Geschäft ist. Vielleicht hätte Hank I ebenfalls herzzerreißend "Gettin‘ Drunk And Fallin‘ Down", wie im Opener geschmettert und ebenfalls allen klar gemacht, dass unter seiner ausgemergelten, tätowierten Brust das Herz des Revoluzzers pocht – wie im wunderbaren Titeltrack.
Obwohl der dritte Hank manchmal, auf gut Deutsch gesagt, heftig die Sau raus lässt und Country im Punk-Format präsentiert, bleiben die meisten Songs in moderater Gangart und in fast schon konventioneller Instrumentierung. Um sich da ja nicht dem Verdacht auszusetzen, dass ihn die Musikindustrie doch noch gezähmt hat, streut er gelegentlich derbe Metal-Elemente ein. Die kommen bei ihm nicht von ungefähr. Denn nebenberuflich singt/grölt/grunzt er in der Death Metal-Band "Assjack". Hier ist diese Art von, nun ja, Gesang, nur bei "Tore Up And Loud" und dem Titeltrack eingestreut – und das sehr sparsam (zum Glück) und nur als Effekt (der seine Wirkung erzielt).
Gut, werter Country-Freund, das mag abschreckend klingen. Sollte es aber nicht. Denn das Gros der Songs ist mehr als hörenswert. Hank III ist als Songschmied eindrucksvoll gereift. Seine Titel besitzen nicht selten wunderbare Harmoniebögen, gefühlvolle Übergänge und – natürlich! – eine erfrischende Portion Chuzpe. Mehr noch: Mit seinem Gitarristen Johnny Hiland kann er überdies einen der derzeit besten Fingerpicker und Solisten in der gesamten Countryszene vorweisen. Ein echter Wunderknabe mit superflinken Fingern, ein virtuoser Gegenpol zum brachialen Sänger. Diese Kombination alleine sorgt schon für ein spannungsgeladenes Hörvergnügen.
Fazit: Hank III wird seinem Image wieder einmal gerecht. Aber: musikalisch wird er immer besser und besser ... Witzig: CD ist mit einem "Eltern-Vorsicht-Aufkleber" wegen nicht jugendfreier Texte versehen.
Label: Curb (in Deutschland nicht veröffentlicht) | VÖ: 25. Mai 2010 |
Titelliste CD
Links
01 | Getting' Drunk and Fallin' Down | 07 | No 5 |
02 | Rebel Within | 08 | Karmageddon |
03 | Lookin' For A Mountain | 09 | Lost In Oklahoma |
04 | Gone But Not Forgotten | 10 | Tore Up and Loud |
05 | Drinkin' Ain't Hard To Do | 11 | Drinkin' Over Mama |
06 | Moonshiner's Life |